"I could compare my music to white light which contains all colours.
Only a prism can divide the colours and make them appear:
The prism could be the spirit of the listener."
(Arvo Pärt)

Sonntag, 17. März 2002, 17.00 Uhr
St. Konrad Amberg - Ammersricht


Johann Sebastian Bach (1685 -1750)
Magnificat D-Dur

Arvo Pärt (geb. 1935)
Magnificat


Amberger Chorgemeinschaft
Orchester • Solisten
Leitung: Berthold Höps

Zwei Magnificat-Vertonungen werden gegenübergestellt, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Fast 300 Jahre trennen sie: das Bach-Werk voll barocken Glanzes mit fünfstimmigem Chor, Solisten und trompeten- und paukenbesetztem Orchester und das innige a cappella-Stück von Pärt.

Arvo Pärt stammt aus Estland, wuchs also in der damaligen UdSSR auf.
Er selbst bezeichnet seinen Stil als Tintinnabuli-Technik (von lat. tintinnabulum: Glöckchen) - ein glockenhaft tönender Dreiklang bildet den Tonvorrat für einfachste Melodieführungen eines Teils der Stimmen. Nicht Virtuosentum steht im Vordergrund, sondern Klarheit, handwerkliche Präzision und eine Intensität, die aus der Einfachheit entsteht.
Diese Art der Komposition entstand nicht zuletzt auch aus der Überzeugung heraus, dass "alle Musik im Innersten religiös" sei - eine Einstellung, die in der UdSSR allerdings zu immer stärkeren Behinderungen für Pärt führte, so dass er in letzter Konsequenz das Land verließ und sich nach Stationen in Israel und Wien 1981 in Berlin niederließ.
Mit seiner ruhigen, harmonisierenden Musik hat er sich langsam, aber stetig eine große Gemeinde geschaffen, ist für gewisse Kreise fast eine Art Kultfigur geworden, und - weitgehend zu Unrecht - von Begriffen und Moden wie neue Einfachheit, Minimal Music, meditative Musik und New Age vereinnahmt worden.
Platon soll einmal gesagt haben: "Einfachheit in der Musik macht die Seele vernünftig." Dieser Satz beschreibt sehr schön den Geist der Musik Pärts. Nicht um technische Innovation geht es ihm, nicht um die Arbeit an einem materialistischen Begriff des Fortschritts, sondern um die Darstellung von Gedanken, die an die Seele gehen. Musikalisch hat Pärt dabei zu einer eigenen und in dieser Form auch neuen Musiksprache gefunden, deren Originalität nicht in Zweifel gezogen werden kann.
Es scheint, daß Pärt sich mit der Einfachheit als Waffe wider die Verworrenheit seiner Zeit wendet. Bekenntnishaft sagte er: "Es ist im Leben des Menschen, es ist in der Welt alles ganz einfach, vieles einfacher, als wir es uns vorstellen können".