Amberger Chorgemeinschaft

Abendmusik in der Silvesternacht
Erlöserkirche, Amberg

(31. Dez. 2004)

Musik-Genuss in der Silvesternacht

Amberger Chorgemeinschaft überzeugt beim Konzert in der Erlöserkirche

Das vollbesetzte Kirchenschiff der in ihrer Schlichtheit ehrwürdigen Amberger Erlöserkirche vermittelte sogleich die besondere Atmosphäre, die die „Abendmusik in der Silvesternacht“ mit der Amberger Chorgemeinschaft auszeichnet: Das beruhigende Gefühl, die hektische Welt mit dem gerade überstandenen Trubel der Feiertage, mit den nicht-warten-könnenden Knallfroschwerfern und der Sorge um eine trendige Abendgestaltung draußen gelassen zu haben … und die Vorfreude auf musikalische Genüsse.

Der Chor eröffnete die „Abendmusik“ mit „Cantate Domino“ von Claudio Monteverdi und gab damit das Motto des Abends vor: „Singet dem Herrn“. Chorleiter Berthold Höps motivierte seine Sängerinnen und Sänger durch sein präzises und sensibles Dirigat zu sehr nuanciertem, dynamisch abgestuftem Vortrag; erfreulich voller Chorklang war nicht nur beim Eingangschor und dem folgenden „Der Mensch, vom Weibe geboren“ (J. C. Bach) zu hören, sondern auch bei den achtstimmigen Werken von Mendelssohn-Bartholdy („Frohlocket, ihr Völker, auf Erden“ und „Herr Gott, du bist unsre Zuflucht für und für“) und der beschwingten doppelchörigen Motette von J. Ludwig Bach, „Das ist meine Freude“.

Den Mittelteil des Konzertes gestaltete Berthold Höps teils als Solist an der Orgel, teils zusammen mit dem Tenor Joseph Matti (als Begleiter an der Orgel). Der Schweizer Sänger bot insgesamt elf Lieder aus Johann Sebastian Bachs „Schemelli-Gesangbuch“ dar. Seine sehr klare Diktion machte es den Zuhörern leicht, die Texte des 1736 veröffentlichten Sammelbandes zu verstehen, und so mancher konnte ins Grübeln darüber kommen, wie aktuell sich manche Zeilen anhören, wenn man noch die Nachrichten von der Naturkatastrophe im Kopf hat: „Wohlan, so will ich mich / an dich, o Jesu, halten, / und sollte gleich die Welt / in tausend Stücke spalten“ (BWV 465, „Ich freue mich in dir“, Text: Caspar Ziegler). Das absolute, unerschütterliche Gottvertrauen im Angesicht äußerer Bedrohung machte Matti durch seine lyrische Gestaltung nachfühlbar.

Berthold Höps spielte J. S. Bachs Choralbearbeitung für Orgel „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (aus den „Schüblerschen Chorälen“) gesanglich und überzeugend; dem zweiten Satz aus dem „Orgelkonzert d-Moll (nach Vivaldi)“ verlieh er durch seine spieltechnische Meisterschaft strahlenden Glanz und feierliche Bestimmtheit.

Mit vier weihnachtlichen Liedern erwies der Chor schließlich dem Weihnachtsgeschehen seine Reverenz. Obwohl es sich um gut Bekanntes handelte, gab doch der jeweilige Chorsatz der vertrauten Melodie einen eigenen Reiz. „Adeste fideles“ und „In dulci jubilo“ wurden in sechsstimmigen Sätzen von C. Thiel gesungen; „Stille Nacht“ in einem siebenstimmigen Satz von H. Mießner; und „O du fröhliche“ im stellenweise achtstimmigen Satz von Willi Träder. Auch hier überzeugte die Chorgemeinschaft durch intonatorische Klarheit, stimmliche Wärme und dem Text angemessenen Ausdruck. Abgeschlossen wurde die „Abendmusik in der Silvesternacht“ durch Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten treu und still umgeben“, im vierstimmigen Satz von O. Abel - ein Silvesterlied, wie man es sich für ein Kirchenkonzert nicht besser wünschen kann: „Von guten Mächten wunderbar geborgen / Erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, / und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Amberger Zeitung, 5. Januar 2005




zurück