Amberger Chorgemeinschaft

Bach-Kantaten
St. Konrad, Amberg-Ammersricht

(13. März 2005)

Bach-Kantaten wurden zur innigen Andacht

Konzert von Amberger Chorgemeinschaft, Forchheimer Kammerorchester und Bläser des Opernhauses Nürnberg

Amberg. Hoch ragt das moderne, archaisch in Stein gehauene Kruzifix empor und füllt die Altarwand. Vom prächtig-barocken Instrumentenspiel und Gesang ist die ganze Pfarrkirche St. Konrad erfüllt: Zum vorösterlichen Chor- und Orchesterkonzert hatte die Amberger Chorgemeinschaft am Sonntagabend eingeladen.

Auf dem Programm standen Werke von Johann Sebastian Bach. Genauer gesagt, vier der "interessantesten und ergreifendsten" Kantaten hatte Berthold Höps, der künstlerische Leiter des musikalischen Gesamtkunstwerkes, ausgewählt: Christ lag in Todesbanden (BWV 4), Actus Tragicus (BWV 106), Ach wie flüchtig, ach wie nichtig (BWV 26) und O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe (BWV 34).

Bach versteht es wie keiner, Glaube und Frömmigkeit, Trauer und Freude, Verheißung und Vertrauen, Schmerz und Jubel in dramatische Tonfolgen zu übersetzen, wie dieses wundervolle Konzert wieder einmal bewies. Großes haben sie sich vorgenommen und Großes geleistet. Höps verstand es, die Musik sehr transparent zu gestalten. Er gab seinen Musikern Zeit, Phrasen feinfühlig zu gestalten und Melodiebögen ruhig auszusingen. Dass dies nie in Richtung Langweile glitt, erreichte der Dirigent durch eine sehr detaillierte und auf Ensemblebalance bedachte Klanggestaltung. So wurden alle Stimmen nicht nur hörbar, sondern auch in ihrer Stellung im musikalischen Satz deutlich, indem Melodien heraustraten, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Die Solisten verwöhnten durch saubere Intonation, flexible Stimmbehandlung, eine unaffektierte und überaus bewegende Interpretation der Texte. Einen hervorragenden Eindruck hinterließ die Deutsch-Inderin Bhawani Moennsad. Ihre wundervoll samtene, melodisch tragende Alt-Stimme und ihr großes Einfühlungsvermögen faszinierten und führten in Gefühlstiefen beim Solo. Christoph Späth von der Komischen Oper Berlin jubelte mit metallklarem und energisch akzentuiertem Tenor von der "höchsten Herrlichkeit und Pracht". Die Stärken des Juan Vasle von der Oper in Ljubljana, dessen Bass sonore Fülle und Kultur verband, lagen ganz besonders in der Gestaltung der leiseren Passagen.

Zu einer innigen Andacht wurden vor allem die Choräle. So stellte die Amberger Chorgemeinschaft in starker und stimmlich recht gut austarierter Besetzung die kunstvollen, von der Stimmung her sehr unterschiedlichen Kantaten in fließenden Linien dar und bestach durch verfeinertes, ausgefeiltes Singen. Zu einem homogenen Eindruck fügten sich auch die Einzelstimmen im Orchester. Höps verstand es hervorragend, einen vollen Klang zu erzeugen, bei dem die einzelnen Stimmen hörbar blieben. Technisch waren keine Schwierigkeiten zu erkennen.

Die Phrasierung wirkte wie aus einem Guss, die Kommunikation war perfekt, dynamische Schattierungen und Stimmungen waren detailliert herausgearbeitet. Das Forchheimer Kammerorchester erwies sich als verlässlicher und solider Instrumentalpartner, der zudem mit den Bläsern des Opernhauses Nürnberg über hervorragende Dialogsolisten für die Arien verfügte. In den eindrucksvollen Schlusschor "Friede über Israel" legten die überaus motivierten und engagierten Sänger nochmals die volle Wucht ihres Könnens. Man hätte diesem Konzertereignis mehr Besucher gewünscht.

Amberger Zeitung, 17. März 2005




zurück