Amberger Chorgemeinschaft

Geistliche Abendmusik
Pfarrkirche St. Nikolaus, Ammerthal

(15. November 2009)

"Ich sterbe nicht, ich lebe"

"Geistliche Abendmusik" in Ammerthal mit der Amberger Chorgemeinschaft und Solisten

Ammerthal. (msc) Stehende Ovationen und Bravorufe in einem Gotteshaus sind wohl eher die Ausnahme. So geschehen am Sonntagabend nach der "Geistlichen Abendmusik" in der Kirche St. Nikolaus in Ammerthal, die akustisch wie optisch einen hervorragenden Rahmen bildete. Die Amberger Chorgemeinschaft unter Leitung von Dieter Müller hatte dazu eingeladen.

Werke für Sopran, Chor und Orgel standen auf dem Programm. Als Solisten wirkten mit Dorothea Plohs (Gesang) und Bernhard Müllers (Orgel). Ganz in Schwarz gekleidet präsentierte der Chor den Zuhörern in der gut besuchten Kirche Vokal- und Orgelwerke von der Renaissance bis in die Moderne, Kompositionen des 16. Jahrhunderts bis zur modernen Messe "Missa in honorem Sancti Wolfgangi", die aus der Feder des Chorleiters stammt. Eine gelungene Aufführung, aus der einige musikalische Pretiosen noch hervorfunkelten.

Temperamentvoll der Beginn: Johann Ludwig Krebs "Praeludium et Fuga C-Dur" für Orgel. Müllers legte temperamentvoll los. Zog alle Register und füllte den Raum mit geistlicher Musik, die festliche Stimmung verbreitete. Eine gelungene Einleitung in ein spannendes Konzert. Denn mit Palestrinas "Sicut cervus" für Chor a capella leuchtete die Stärke des Ensembles in hellsten Farben. Mit klar akzentuiertem Gesang, wohl definierten Stimmlagen und einer durchgängig hohen Konzentration gelang es, die Zuhörer zu überzeugen. Geschliffen die Sprache, präzise die Tonlagen - ein Hochgenuss.

Kleine Kostbarkeiten wie der Chor von Orlando di Lassos "Super flumina Babylonis" oder das Zusammenspiel von Orgel und Sopran aus "Kleine geistliche Konzerte" von Heinrich Schütz' "Eile mich, Gott, zu erretten" zogen in den Bann. Warm und voll die Stimme von Dorothea Plohs. Ausdrucksstark, wie sie die Texte artikuliert, Pausen setzt und Höhepunkte herausarbeitet.

Ein besonderer Genuss waren die Psalmen 23 und 25 des deutsch-jüdischen Musikers Louis Lewandowski (1821 - 1894). Hier bewiesen Sopran, Chor und Orgel vortreffliche Harmonie. Und Dieter Müller erwies sich als sensibler Dirigent, der auch auf kleinste Details achtet. Wie er hier Musik und Text stimmig interpretiert, mit eleganten Bewegungen den Chor führt, Silben ausschwingen lässt und die Bitte "verzeihe meine Schuld" wie einen Hauch verschwimmen lässt, das war große Chorkunst.

Wohl kaum ein Besucher war nicht ergriffen vom "Höre mein Beten, Herr!" nach der Komposition von Mendelssohn-Bartholdy oder vom Kyrie, dem Sanctus und Agnus Dei aus der Müller-Messe. Ein modern gebauter Lobgesang Gottes, der weder Innigkeit noch Ausdruck vermissen lässt: Dieter Müller hatte seinen Chor in Top-Form gebracht.

Geschliffen, gefeilt und geübt, um auch sensible Situationen zu unglaublichem Klang zu verhelfen. Ausgewogen die einzelnen Stimmen, ausgeklügelt das Programm, ausgezeichnet der Gesamteindruck. Mit dem Ave Maria von Franz Liszt verabschiedeten sich die Akteure.

Marielouise Scharf, Amberger Zeitung, 17. Nov. 2009




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