Wanderausstellung "Willi Graf und die Weiße Rose"
im Gregor-Mendel-Gymnasium

Professor Wolfgang Huber eröffnet die Ausstellung
am Tag der offenen Tür am 28. Februar 1998

Die Ausstellung „Willi Graf und die Weiße Rose" wurde durch ein Referat von Professor Wolfgang Huber über Terror und Widerstand eröffnet. Professor Wolfgang Huber ist mit den Geschehnissen um die Weiße Rose in besonderer Weise verbunden, denn sein Vater, Kurt Huber, Professor an der Universität München, war der geistige Kristallisationspunkt für die Mitglieder der Weißen Rose und musste seinen Widerstand gegen das Regime am 13. Juli 1943 mit dem Leben bezahlen.

Zu Beginn seines Vortrags betonte Wolfgang Huber, eine Veranstaltung wie die am Gregor-Mendel-Gymnasium mache nur Sinn, wenn man wisse, dass sich die Geschichte wiederhole und man deshalb aus ihr lernen könne. In seinem außerordentlich eindrucksvollen Referat beleuchtete Professor Huber die Merkmale eines jeden Terror-Regimes am Beispiel des nationalsozialistischen. Das politische Klima habe sich 1933 in Deutschland innerhalb von Stunden geändert, für kleinste Delikte seien Höchststrafen verhängt worden. Typische Eigenschaften einer solchen Diktatur seien die Machtkonzentration auf ganz wenige, eine populistische Weltanschauung, die Beeinträchtigung der Grundrechte und vor allem die Erziehung zum Hass. Diese Erziehung hat zur Folge, dass man die Menschen immer in zwei Klassen einteilt, wobei die zweite Klasse minderwertig sei und deshalb unterdrückt oder gar ausgerottet werden müsse. Jede Verfolgung beginne verbal. So seien, schon lange vor Hitler, die Juden als „Schmarotzer und Bazillen" bezeichnet worden.

„Ganz charakteristisch und vielleicht die gefährlichste Eigenschaft", so Wolfgang Huber, „ist die Gehirnwäsche in Kaderschulungen."

Danach schilderte Professor Wolfgang Huber eindringlich unterschiedliche Widerstandsformen während der Nazi-Zeit und stellte dann den Widerstand der Weißen Rose dar. Auch die Weiße Rose sei zunächst ein lockerer Zusammenschluss von Freunden gewesen, die dann Professor Kurt Huber kennenlernten. Dieser selbst habe für die Weiße Rose das letzte Flugblatt geschrieben. Die Mitglieder der Weißen Rose ließen sich keineswegs von den Nazis und ihrer Weltanschauung beeinflussen und lasen z. B. ausländische Autoren weiterhin mit Begeisterung.

Das Opfer der Weißen Rose sei nicht vergebens gewesen. Die „Weiße Rose" habe bestimmte Einstellungen und Wertschätzungen unter den Menschen durchgesetzt. Eines ihrer Ziele sei immer besonders betont worden. „Der Mensch ist nicht allein für die Gesellschaft da, sondern darf auch Individuum sein und Eigenwert haben", unterstrich der Professor.

Danach schritt man zur Eröffnung der Ausstellung „Willi Graf und die Weiße Rose". Sie war unter anderem schon in Aachen, Berlin, Bonn, Freiburg, Mannheim und München zu sehen. Sie zeigt auf 60 Stellplatten Dokumente des Instituts für Zeitgeschichte, Tagebücher, Fotos, Briefe und Unterlagen aus dem Prozess gegen die Mitglieder der Bündischen Jugend und der Weißen Rose. Vorgestellt und eröffnet wurde sie von StD Robert Wagner aus München, einem der Initiatoren der Ausstellung. 80 000 Besucher haben die Ausstellung mittlerweile gesehen. Der Jugend solle mit ihr vor Augen geführt werden, wie ein verbrecherisches System das Leben seiner Bürger vereinnahme, wie Freiheit selbst im kleinsten Familienkreis unmöglich gemacht werde. Robert Wagner untersuchte dann die Motive des Widerstands der Weißen Rose und stellte am Schluss seiner Ausführungen fest, dass für die gemeinsame Zukunft „geistige Wachsamkeit" gefordert sei.

In seiner Begrüßungs- und Eröffnungsrede hatte Oberstudiendirektor Max Edsperger zuvor bereits „heroischen Mut, Idealismus und Verantwortungssinn" von Professor Kurt Huber und seiner Studenten gewürdigt. Sie hätten damit dem Staatsterror der Nazis Paroli geboten. Mit den Mitgliedern der Weißen Rose habe die Jugend, laut OStD Edsperger, echte Vorbilder: „Menschen von dieser geistig-sittlichen Statur sind ohne Übertreibung Heroen, denen nicht nur ein Denkmal in Form eines Straßen- oder Platznamens in München, sondern im Denken der Jugend gebührt."

A. K u p k e

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