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Steinzeit am Mariahilfberg

Er begann mit einem großen "Uga-Uga-u-u-u", und er endete mit Stockbrot für die ganze Horde - der Steinzeit-Tag der Klasse 6a des Gregor-Mendel-Gymnasiums. Er fand am 16.10.1997 auf einem Grundstück am Mariahilfberg statt und war für die Schüler ein "ganz tolles Erlebnis" und für die betreuenden Lehrer ein "gewagtes Experiment, das sich voll und ganz gelohnt hat."

Eine ganz andere Art von Geschichtsunterricht erlebten die Schüler der 6. Klasse. Statt brav im Klassenzimmer zu sitzen, waren sie jetzt im Freien unterwegs, um ein Problem zu lösen: "Ihr seid jetzt keine Schulklasse mehr", erklärte ihnen ihr Geschichtslehrer, StR Christian Feja, "Ihr seid jetzt eine Steinzeithorde, die fast ihr ganzes Gepäck verloren hat." Und jetzt müsste sie sich wieder einrichten: einen Wetterschutz bauen, Werkzeug herstellen, Feuer machen und Wasser in einer Kochgrube erhitzen, Gefäße und Figuren töpfern sowie Mehl mahlen und Brot daraus herstellen.

Mehlherstellung

Mehlherstellung

Eine Gruppe verschwand sofort im Wald. Einige Feuersteine, etwas Hanf und Bast waren in dem Sack, den die Schüler von Josef Schmaußer, Lehrer an der Hauptschule in Kastl und Museumspädagoge am Vorgeschichtsmuseum in Amberg, erhielten. Nun sollten sie damit Äste verbinden, um einen Wetterschutz zu bauen. "Das ist sehr schwierig", meinte dazu Robert, "denn der Bast ist zu fest, als dass man ihn zerreißen kann. Und zum Schneiden brauche ich eine Feuersteinklinge." Und schon wurden die Feuersteine so aneinander geschlagen, dass die Steinsplitter nur so flogen; einen nahm er dann und schnitt seinen Bast. Aus den anderen stellte Stefan dann Pfeilspitzen her: Zusammenarbeit war gefragt in der Steinzeit.

Herstellung von Stockbrot

Eva und Nicola stellen Stockbrot her

Dass Steinzeitmenschen nicht unverwundbar sind, musste Eva erfahren. Sie gehörte zu einer anderen Gruppe und ließ sich von ihrem Lehrer zeigen, wie man durch Stampfen aus Getreide Mehl macht. Neugierig ging sie mit dem Kopf nach vorne, um in den Mörser zu schauen; gleichzeitig nahm Herr Feja mit dem schweren Stampfer Schwung, um ihn in den Mörser zu stoßen. So trafen Stampfer und Kopf aneinander. Die Wunde an der Lippe wurde jedoch ganz neuzeitlich mit einem Taschentuch gestillt.

Trotz der Verletzung stampfte Eva dann unverdrossen weiter und kam zu folgendem Ergebnis: "Die Stampferei bringt nichts. Man arbeitet und arbeitet, und es kommt kein Mehl dabei heraus. Vielleicht liegt es daran, dass das Holz des Mörsers nicht hart genug ist." Ihre Freundin Anna deutete auf einige Mitschüler, die nebenan arbeiteten, und ergänzte: "Bei Nicola und Ralph geht das viel schneller, obwohl sie das gleiche Korn haben." Diese zerrieben ihren Weizen auf einem Mahlstein. Das so gewonnene Mehl sollten sie dann zu einem Teig kneten und diesen dann zu Stockbrot backen.

Ob es beim Feuermachen ganz mit rechten Dingen zugegangen ist, weiß von der Steinzeithorde keiner mehr so genau. Fest steht nur eines, wie StR Feja erklärt: "Das ist eine ganz schwierige Aufgabe: Zuerst muss ein Funke erzeugt werden, der dann in den Zunder springt; dieser wird dann angeblasen, bis eine kleine Flamme entsteht." Und damit könne man Heu oder Stroh entzünden, das man unter eine Pyramide aus dürren Zweigen schiebt. Irgendwie hat es die Steinzeithorde diesmal auch ohne Zunder geschafft, denn diesen hatte eine Putzfrau im Gymnasium als Abfall weggeworfen. Wie das Feuer entzündet wurde, das wird das Geheimnis weniger bleiben.

"Das ist ein ganz toller Tag", schwärmt Stefan, "endlich einmal wird nicht nur erklärt. Ich habe viel gelernt beim Werkzeugbauen." Wie so ein Werkzeug aussehen sollte, hat Stefan schon vor dem Steinzeittag gewusst. Denn vor einer Woche war die Klasse schon im Vorgeschichtsmuseum gewesen. Dort konnten die Schüler in den Vitrinen das sehen, was ihnen ihr Geschichtslehrer vorher im Unterricht schon im Buch gezeigt hatte und was sie eine Woche später selbst herstellen sollten. Und das Besondere an diesen Werkzeugen war: "Die hatte tatsächlich schon ein Steinzeitmensch in der Hand gehabt."

"Unser Modell hat drei Stufen", so StR Feja. "Im Unterricht erklären wir die Steinzeit, im Museum veranschaulichen wir sie, und auf der Wiese lassen wir die Schüler ihr Wissen anwenden." Das Museum habe so einen ganz neuen Wert bekommen. Dort hätten die Schüler erkannt, sagt Museumspädagoge Schmaußer, dass ein Museum für sie auch einen ganz praktischen Nutzen haben könne. "Viele haben jetzt keine Schwellenangst mehr", resümiert Schmaußer.

"Wir wollten Geschichte einmal ganz anders vermitteln", erklärte Christian Feja. "Wir wollten, dass die Schüler nicht nur lernen, sondern auch Zusammenhänge verstehen." Und deshalb habe er sich mit Josef Schmaußer zusammengetan. Gemeinsam hätten sie ein Konzept erarbeitet, das in dieser Form bisher ohne Beispiel sei. "Steinzeitprojekte gibt es schon recht häufig", erklärt Schmaußer, „Neu ist an unserem, dass die Schüler nicht - wie schon in der Schule - einem Spezialisten zusehen oder zuhören, sondern dass sie mit den Mitteln und Techniken der Steinzeit Aufgaben erledigen müssen. Dabei stehen sie immer wieder vor Problemen, die sie selbständig lösen müssen. Und so lernen sie, die Zeit zu verstehen."

"Ein Vormittag ist viel zu kurz", war das einstimmige Urteil der jugendlichen Steinzeithorde aus Amberg nach der Abschlussrunde in der selbstgebauten Hütte, der leider noch das Dach fehlte. Außerdem hatten alle einen kräftigen Hunger, der kaum gestillt werden konnte mit dem einen Stück selbstgebackenen Stockbrot, das jeder bekam. Besonders Hungrige schmorten sich auf einem heißen Stein auch noch ein paar Champignons, die sie auf der Wiese gefunden hatten - und diese haben natürlich besonders gut geschmeckt.

Ch. F e j a

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Letztes Update: 06.02.2005

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