Amberger Zeitung 1.8.1997:

Ganz und gar Männerlose Zukunftsaussichten
Als den Wesen der Zukunft das "Y" verloren ging-
Deutsch-englisches Theater am GMG


Ein fast schon philosophisches Stück stellte die deutschg-englische Theatergruppe am GMG vor.
Sie entführte ihr Publikum in eine Zeitfalle.

Amberg. Letzten Donnerstag stellte die deutsch-englische Theatergruppe am Gregor-Mendel-Gymnasium ihrem begeisterten Publikum ein Fast schon philosophisches Stück vor: ,,Timetrap oder Die Zeitfalle". Das von der Theatergruppe entwickelte Spiel sollte ursprünglich nur von vermenschten Computern und computerisierten Menschen handeln, die in einem zeitlosen Raum zusammentreffen. Im Laufe der Proben veränderte sich das Konzept: Den Wesen der Zukunft war das Ypsilon verloren gegangen. Biologisch bedeutet das ein Fehlen des Y-Chromosoms und somit des Mannes. In der englischen Sprache hat es weitere Folgen. Weder die Frage "why" (warum) noch die individuelle Kommunikation mit dem anderen (you, they) noch die eigene Individualität (my) sind möglich.

Als Konsequenz hatten die Spieler keine Namen, sondern Zahlen- und Buchstabenkombinationen. Plus und Minus waren zu einem Wesen zusammengeschlossen und konnten sich erst trennen, als das Ypsilon gefunden war. Befehle, Schicksalsergebenheit, monotones Anwenden gelernter Regeln und blindes Vertrauen in die Chips, die das Gehirn ersetzten, traten an die Stelle problemlösender Kommunikation. Im leichtsinnigen Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten waren sich allerdings alle - auch die aus der Gegenwart stammenden echten Menschen einig. Deshalb waren zum guten Ende Glück und Verstand nötig.

Den zehn Akteuren aus der 7. und 8. Jahrgangsstufe gelang es ausgezeichnet, durch Spiel und Ausstattung die Vielschichtigkeit des Geschehens spürbar zu machen. Einen hintersinnigen und witzigen Kontrast bildeten die drei Spieler aus der 5. Jahrgangsstufe, die als Wunderlandhase (Iris Gottschalk), als Rotkäppchen (Nadine Schlosser) und Rumpelstiltskin (Stefan Dandorfer) die Zeitlosigkeit des Raumes unterstrichen. Natürlich und voll Ironie spielten Carmen Ilgner und Thomas Lojewski die beiden deutschen GMGler, die in die Zeitfalle geraten.

Gekonnt schwangen Johanna Wilczek und Tina Götze ihre ,,energiespendenden" Bänder und verkörperten halb Mensch, halb Roboter, wobei Tina Götze noch als Übersetzungsroboter spielerisch brillierte. Stolz verkündete Kathrin Scheuerer als Krankenschwester ohne Verstand den Fortschritt der Technik, während ihre Kollegin Petra Meinke erst vom Verstand befreit werden mußte. Mit Zähigkeit und zunehmender Verzweiflung programmierten sich Claudia Stief und Simone Dandorfer als Plus und Minus gegenseitig, um sich aus der mißlichen Situation zu befreien, und mit herrischer Dominanz regierten Juliana Ameriger und Andrea Schröpfer als gesichtlose Wesen der Zukunft die Szene.

Das Publikurn lobte nicht nur das abwechslungsreiche Spiel, sondern auch die ausgezeichnet gelungenen Kostüme und das geschickte Ausnützen des Bühnenraumes. Die erwachsenen Zuschauer freuten sich an der Tiefgründigkeit des Geschehens, die Jugend begeisterte sich an den vielen Gags und dem gelungenen Spektakel fürs Auge. Wegen der äußerst positiven Resonanz ist eine weitere Aufführung zu Beginn des nächsten Schuljahres geplant.

 
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Letztes Update: 08.02.2005

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