Amberger Zeitung 26.4.2000:

Goethes Glanz am GMG
Darsteller der Kollegstufe huldigten in Theaterstück den Dichterfürsten

Die "Goethemaschine"

Amberg (rpe) Zum 251. Geburtstag des Dichter-Genies, „unseres Goethe“ stellte die Schultheater-Crew des Gregor-Mendel-Gymnasiums eine „Goethemaschine“ vor - mit kurzweiligen und unterhaltsamen Produkten. Unter der Leitung von StD Anton Fütterer hatten die 22 Schülerinnen und Schüler der Grundkurse Dramatisches Gestalten den Dichterfürsten aus Weimar, der im vergangenen Jahr alle Feuilletons mit seinem Viertelmillenniumsgeburtstag dominiert hatte, daraufhin untersucht, was er uns denn heute zu sagen habe und was wir denn überhaupt von ihm wüssten.

Eingerahmt wurde die flotte Szenenfolge von zwei kurzen Bildern, in denen es um die Konfusion zwischen dem einen berühmten Wolfgang (Goethe) mit einem anderen (Mozart) ging - ein Chor (die wissensdurstige Allgemeinheit) fragt „Wer ist Goethe?“ - und der Meister (ein groß gewachsener, schlanker, wacker hessischer Goethe) bringt selbst alles durcheinander ("Wolferl“).

Nach einer moritatähnlichen Portraitreihe, in der es um echte und unechte Höhepunkte in Goethes Biografie ging, traf man auf einen guten alten Bekannten in neuem Gewande: Die Parodie auf universitäre Erbsenzählerei, wie sie mancherorts mit verbissenem Ernst betrieben wurde (und immer noch wird, auch in der Schule), in Anlehnung an die Groteske von Egon Friedell und Alfred Polgar. Der Student der Literaturwissenschaft lernt für eine Prüfung über Goethe und ist schon am Verzweifeln, als ihm plötzlich Johann Wolfgang Goethe leibhaftig erscheint und sich bereit erklärt, für ihn in die Prüfung zu gehen. Dort versagt er dann kläglich, weil er eben nicht wie aus der Pistole geschossen Namen und Daten parat hat - im Gegensatz zu einem der anderen Prüflinge, der jeden Schnupfen des „Dichterheros“ zu datieren weiß. Das alles wurde amüsant dargeboten, besonders gewürzt durch den „frankforterischen“ Akzent Goethes und die Ekel-Anfälle des Professors, die diesen ob der Unwissenheit des Prüflings schüttelten.

Die Verbindung zwischen der Weimarer Klassik und der Antike nahm die folgende Szene aufs Korn: Zunächst in wallende (klassische) Gewänder gehüllt, rezitierten drei Paare einen bukolischen Gesang. Im Verlauf des Goethe-Gedichts „Lob der Tugend“ um den „Tempel der Dryaden“ jedoch wurde diese klassische Geste erheiternd aufgebrochen und dem Text entsprechend, verhielten sich die Paare immer zügelloser - ein schöner Kommentar zum Kontrast zwischen dem oft gar nicht so züchtigen Inhalt klassischer Lyrik und der Vereinnahmung dieser Dichtung durch das Bildungsbürgertum.

Durch diese Hinführung wohl vorbereitet, durfte das Publikum dann den dramatischen Höhepunkt des Abends genießen: Ein „Ragout“ aus Goethe-Hits: „Faust (natürlich). "Werther“, „Iphigenie“ und „Zauberlehrling & Erlkönig“ hießen die Zutaten, die, an verschiedenen Stationen auf der Bühne angesiedelt, ineinander griffen, sich gegenseitig kommentierten und, wie es sich für ein Ragout gehört,. Appetit auf mehr machten. Wie die Verführung Gretchens - in einer Mischung aus klassischer Sprache und Jugendjargon - rasant verfremdet und mit Lust gespielt wurde, das war einfach schön anzuschauen. Auch die Verwendung eines Besens an der Balladenstation war originell - mal als Vater angefleht, mal als Kind im Arm gehalten. Iphigenie durfte ernst und moralisch gut sein und Werther ernst und selbstzerstörerisch.

Der lyrische Gipfel schließlich hieß auch so: „Gipfel“. In einer besonders schönen Demonstration spielerischer Kreativität interpretierte eine ganze Gruppe von Spielern die Ernst-Jandl-Fassung von Goethes wohl berühmtestem Gedicht, das da beginnt: "Über allen Gipfeln / Ist Ruh“. Diesen Text hat der österreichische Meister des lyrischen Experiments bis zur Unkenntlichkeit in einzelne Laute und Silben zerrissen, und es war bewundernswert, wie dieses Goethe-Hacksteak mit geistreichem Witz zum Leben erweckt wurde.

Nach kaum einer Stunde war alles (leider) schon vorbei - und das Publikum in der gut besetzten GMG-Pausenhalle applaudierte den Spielerinnen und Spielern herzlich: Ruth Braun, Dominik Brummer, Susanne Donhauser. Birgit Fischer, Angela Fruck, Michael Götze, Sophie Grevé, Matthias Hanauer, Christian Kunze, Christina Meier, Klara Schobert, Dominik Schwager, Inga Siebenbürger, Leonie Ameringer, Benedikt Fütterer, Tina Lindner, Monika Mühlbauer, Silke Joppich, Mathias Prasse, Silke Wiesnet und Stefanie Rauch.

 

HOME

URL: www.gmg-amberg.de 
Letztes Update: 08.02.2005

eMail