Amberger Zeitung -  25.02.2008

Aus der Schule geplaudert
175 Jahre Gregor-Mendel-Gymnasium - Eckhard Henscheid erinnert sich

Amberg. (eik) Fast hätte man den scherzhaften Hinweis von MdB Alois Karl, "eine Festrede sollte nicht zur Geisterstunde stattfinden", noch ernst nehmen müssen. Schließlich war es bereits 23 Uhr, als Eckhard Henscheid beim Festakt "175 Jahre Gregor-Mendel-Gymnasium" am Samstag ans Renderpult treten durfte. Nicht für den angekündigten Festvortrag, sondern, wie es der Schriftsteller und ehemalige GMG-Schüler formulierte, für "eine Erinnerungsrede".

Sorgte mit seiner "Erinnerungsrede" für Vergnügen beim GMG-Festakt: Eckhard Henscheid. Bild: Unger

Diese hätte zweifellos aus einem jener literarischen Werke stammen können, die den Schriftsteller berühmt gemacht haben: Kein Wunder, dass Henscheid trotz der späten Stunde nicht nur die ganze Aufmerksamkeit des Auditoriums hatte, sondern mit den speziellen Erinnerungen an seine Schulzeit auch unüberhörbare Heiterkeit hervorrief.

Anders als Bertolt Brecht, so Henscheid über seine Schulzeit, "erinnere ich kaum einen Unmenschen". Und dennoch: "Die Prügelstrafe war zwar meines Wissens 1950 in allen Schulkategorien schon restlos abgeschafft - aber geschlagen, zumindest geohrfeigt, wurde damals seitens des Lehrkörpers außer der Reihe schon noch. (...) Seelische Traumata davongetragen hat meines Wissen keiner - ich am allerwenigsten." Einmal habe sogar "ein Schüler von circa 16 Jahren aus der Erregung heraus" einen ungeliebten Lehrer geohrfeigt - "ich glaube, ohne große Folgen".

"Leidtragend war ich eigentlich all die neun sauber abgeleisteten Jahre so gut wie nie", sinnierte Henscheid, "und fühlte mich auch nie so". Im Gegenteil: "Ich glaube, zu meinen reiferen und frappant erwachsenenähnlichen Früh-Leistungen gehörte es, wie mir mit circa 14 oder 15 schon auffiel und ahnungsweis bewusst wurde, dass wir Schülerrabauken zwar kein Gehalt für unser Treiben kriegten, anders als die dafür bezahlten Lehrer - dass wir aber doch am längeren Ast saßen aufgrund unserer robusten und durch nichts niederzukriegenden Nervenkostüme."

Unter "durchaus vielen" Sonderlingen unter den Lehrern, denen Henscheid begegnete - "und ihnen buchstäblich fürs Leben zu danken habe, weil sie mir viele Einblicke in die diversen Gesetzlichkeiten dieses Lebens und speziell des Geisteslebens vermittelten" - blieb ihm einer besonders im Gedächtnis: Ein "doch landesweit sicher recht singulärer Chemie-, Biologie- und Erdkundelehrer, der zwar ausgebildeter Chemiker war, aber von seinen beiden Nebenfächern wohl selber nicht gar zu viel verstand." Deshalb habe dieser Pädagoge seinen Unterricht mit häufiger Wiederholung des ihm Bekannten oder nach der Klangpracht von Ländern, Städten und Bergen - oder durch eine Kombination aus beidem - gestaltet.

"Das nun wiederum führte dazu - und damit komme ich (...) zum glasklaren Beweis, wie die Schule nach noch mehr als 50 Jahren positiv nachwirkt - dass ich heute noch das Lehrers Lieblingslokalitäten hier aufzählen kann": Städte wie "Tscherrapundschi", Berge wie den "Chimbarasso" oder ,"lautlich vielleicht noch eindrucksvoller, die drei sechstausender Vulkane Mexicos: Popocatepetl, Iztaccihuatl und Citlaltepetl."