Amberger Zeitung 30.07.2007

Das Irrenhaus als Bühne des Lebens
Theatergruppe des Gregor-Mendel-Gymnasiums führt "Die Physiker" von Dürrenmatt auf

Amberg. Das Stück "Die Physiker" ist bekannt und deshalb bestimmt nicht leicht auf die Bühne zu bringen. Trotzdem ging die Theatergruppe des Gregor-Mendel-Gymnasiums unter Leitung von Christoph Althaus das Wagnis ein - und erntete vom Publikum tosenden Applaus.


Ort des Geschehens ist eine Nervenheilanstalt, in der ein Mord an einer Krankenschwester geschehen ist. Oleg Stepanov als lässig abgebrühter Inspektor Voss und Christoph Althaus als enthusiastischer Gerichtsmediziner müssen das Verbrechen aufklären. Nach und nach lernt Voss drei der Patienten kennen, wobei sich zwei von ihnen als bekannte Physiker ausgeben (in den Rollen: Silvia Steger als Newton und Sophie Spies als Einstein). In Wahrheit handelt es sich aber bei beiden um Geheimagenten der jeweiligen Systeme des Kalten Kriegs. Dritter im Bunde ist Johann Wilhelm Möbius (hier agiert Michaela Gruschwitz hervorragend in seiner Zerrissenheit zwischen Verantwortung und verrücktem Spiel), der die Weltformel entdeckt hat, die in den falschen Händen zur Katastrophe führen könnte. Jeder der drei Physiker ermordet im Laufe des ersten Akts nun eine Krankenschwester.

Geleitet wird das Sanatorium von Fräulein Mathilde von Zahnd. Selina Moser, in der Rolle der buckeligen Ärztin, spielt deren zwei Gesichter sehr überzeugend. So zeigt sich die Leiterin zunächst sehr sympathisch und verständnisvoll, als Möbius Ex-Frau mit ihren Kindern (Katharina Teiluf, Sabine Popov, Johanna Foitzik) und ihrem neuen Mann, dem Missionar Rose (Dennis Schmidt), zu einem letzten Besuch auftaucht. Am Ende des zweiten Akts wirkt sie wie eine übermenschliche Bestie, die Möbius' Unterlagen an sich reißen und damit einen "mächtigen Trust" aufbauen konnte. Am Ende bleibt den drei "Physikern" nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu ergeben.