Amberger Zeitung 2.4.1997

Ernstes Thema amüsant behandelt
"Phynanzen" der GMG-Theatertruppe: Kurzweiliges Spiel

von Susanne Wenisch


Foto: Unger

Amberg. Wenn Macht Macht macht, macht Macht Macht'' oder ein wenig einfacher genannt "Phynanzen": Mit diesem etwas sonderbaren Titel, über den man wahrscheinlich erst einmal sinnieren muß, um genau zu verstehen, was gemeint ist, hatten sich die beiden Grundkurse" Dramatisches Gestalten" und die Schulspielgruppe des Gregor-Mendel-Gymnasiums unter Leitung von Oberstudienrat Anton Fütterer ein sehr interessantes, hochaktuelles, aber gar nicht so einfaches Theaterstück ausgesucht, das im Rahmen der Amberger Schultheatertage aufgeführt wurde. Am Anfang stehen die beiden Hauptfiguren, die sich wohl eine Rolle teilen. Die beiden Personen (Martin Frey und Stefan Götz), beide Vater Ubu genannt, planen den regierenden König Wenzeslas von Polen zu stürzen, um selbst an die Macht zu kommen. Nach einigem hin und her, wie er denn umgebracht werden soll, entscheiden sie sich, ihn mit dem Schwert zu töten.

Kaum ist Ubu an der Macht, beginnt er, den Staat nach seinen eigenen Vorstellungen zu verändern. Zuerst vernichtet er den gesamten Adel, die Exekutive, die bestehenden Finanzbestimmungen und zuletzt die Bauern. Bei seinem Schalten und Walten agiert er nach dem Lustprinzip und tritt die Demokratie wie auch die Menschenwürde mit Füßen.

Als sich der Zar von Moskau einmischt, droht Krieg mit Rußland. Ubu überlebt nur knapp, als er vom Volk mit Steinen beworfen wird. Zuletzt verlassen Ubu und seine Frau(en) sowie das Volk und alle Bediensteten auf einem Schiff Polen, um in Frankreich oder Deutschland oder sonstwo einen Neuanfang zu beginnen.

Das Stück war besonders für die Hauptpersonen sehr textintensiv. Die Nebenfiguren hatten sich unter anderem auch mit den komplizierten und sicher nicht leicht zu merkenden polnischen Namen auseinanderzusetzen, meisterten dies aber souverän, mit gut verständlicher und meist exakter Sprache. Die etlichen Szenen mit einem einfachen, aber durchaus ausreichenden Bühnenbild bekamen jeweils Untertitel, die durch einen Overheadprojektor an ein hinter der Bühne aufgehängtes Leintuch projiziert wurden. Diese außergewöhnliche Idee sorgte nicht nur für eine indirekte Beleuchtung, sondern ermöglichte auch einige Schattenspiele.

Am besten waren jedoch die Kostüme. Mit minimalem Aufwand, geschweige den Flitter, Krimskrams und Pomp, war es Fütterer gelungen, ein Höchstmaß an Ausdruck zu erreichen. Dabei wurden eigentlich nur Alufolie, Zeitungspapier, Müllsäcke und ein bißchen Zahnschwarz verwendet.

Die Theatergruppe versuchte, mit Witz und Humor ein eigentlich ernstes Thema aufzugreifen, nämlich das Machtstreben und seine fatalen Folgen.

 

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Letztes Update: 08.02.2005

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