Amberger Zeitung März.2001

Für Schüler darf die Turbine laufen
Klasse 8c des Gregor-Mendel-Gymnasiums erlebt, wie Strom "gemacht und verschickt" wird

Reisach. Wie wird Strom erzeugt? Danach haben wir, die Klasse 8c des Gregor-Mendel-Gymnasiums aus Amberg gefragt. Um die Frage genauer beantworten zu können, besuchten wir das Pumpspeicherkraftwerk Reisach, das 1955 in Betrieb gesetzt wurde. Dort wartete schon Joseph Simeth, der Leiter des Kraftwerks. Er hatte sich eigens Zeit genommen, uns persönlich durch das Werk zu führen und auf alle Fragen bereitwillig zu antworten.

Als erstes besichtigten wir die Turbinen. Diese sind das Herzstück eines Wasserkraftwerkes. Eine der drei Turbinen verfügt über eine Leistung von 33 000 kW, das entspricht 47 000 PS. Um "live" zu erleben, wie Strom erzeugt wird, wollten natürlich den Start der Turbinen miterleben. Deshalb rief Herr Simeth bei der Zentrale, dem Lastverteiler, in Karlsfeld bei München an. Denn diese schaltet so genannte Spitzenlastkraftwerke wie Reisach eigentlich nur bei momentanen hohen Bedarf an. Wenn dann allerdings hier Strom erzeugt wird, dann können zwei Städte so groß wie Amberg versorgt werden.

Karlsfeld gab Herrn Simeth grünes Licht. Anstatt wie sonst zusätzlichen Strombedarf ? etwa
für die Mittagszeit, zu der in allen Haushalten gekocht wird ? zu erzeugen, wurde der Strom für uns Schüler zu Demonstrationszwecken produziert. Herr Simeth öffnete per Knopfdruck den Kugelschieber, eine Art riesigen Absperrhahn. Durch ein Rohr, das immerhin einen Durchmesser von 120 Zentimetern hat strömen die Wassermassen, die sich in dem 180 Meter höher gelegenen Hochspeicher Rabenleite befinden, in die gigantischen Turbinen. Dieser Vorgang ist so laut und etwas beängstigend, dass auch wir sehr beeindruckt davon waren. Das Wasser treibt einen Propeller im Inneren der Turbine an. Der Propeller ist über eine Achse mit dem Magneten im Generator neben der Turbine verbunden und dreht diesen mit. Durch die Drehung des Magneten wird in den Drahtspulen Strom mit einer Spannung von 10 000 Volt erzeugt.

Ein Umspannwerk auf dem Dach 
In der Umspannanlage auf dem Dach des Kraftwerks werden daraus 100 000 Volt, die direkt in die Überlandleitung eingespeist werden. Auf dem Weg zu den einzelnen Haushalten "durchquert" der Strom viele Umspannwerke, bis er letztlich aus der heimischen Steckdose kommt. Das haben wir nun gelernt. Es blieb noch die Frage, wie kommt das Wasser zurück in den Hochspeicher.

Nachts fungiert der Generator als Elektromotor und pumpt das Wasser durch Rohre mit einem Durchmesser von fast fünf Metern zurück in den Hochspeicher. Dieser fasst 1,5 Millionen Kubikmeter. Es dauert immerhin acht Stunden, bis der See wieder gefüllt ist. Und mit dem Strom, der mit Hilfe einer solchen "Füllung" erzeugt wird, können zwei Städte mit der Größe Ambergs sechs Stunden lang mit Strom versorgt werden. Allerdings bleibt der See immer zu einem Drittel gefüllt, falls kurzfristig Strom benötigt wird.

Die Stromerzeugung in dem Wasserkraftwerk können wir nun genau nachvollziehen, da wir
natürlich auch noch das Umspannwerk und computergesteuerte "Gehirn" des Wasserkraftwerks, die Leitwarte, besichtigt haben. Nach über zwei Stunden, die sich Herr Simeth für uns Zeit genommen hatte und in der er alle unsere Fragen bereitwillig und ausführlich beantwortet hat, verabschiedete er sich. Wir fuhren dann noch zum Hochspeicher. Und dieser Einblick in die realen Verhältnisse war spannender als eine Unterrichtsstunde, so dass wir alle zufrieden und viel gescheiter zurück gefahren sind. Denn wir haben gesehen, wie Strom "gemacht und verschickt" wird.
Dominik Fellner, Martha Musialik, Alexander Prasse, Claus Pichatzek, Andre Schwendner, Andreas Schrödel, Stefanie Strenzel, Kl. 8c, Gregor-Mendel-Gymnasium, Amberg

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Letztes Update: 08.02.2005

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