Entwicklung der Hammerwerke


Bei der Entwicklung der Hammerwerke wird auf die Entstehung, dessen Aufstieg und Niedergang eingegangen.


1. Entstehung der Hammerwerke

"Die historischen Untersuchungen des oberpfälzischen Berg- und Hüttenwesens haben ergeben, dass schon in vorchristlicher Zeit ein freilich sehr primitiver Bergbau in der Oberpfalz nachzuweisen ist." Die Nutzung der Wasserkraft zur Rationalisierung und Intensivierung der Eisenproduktion beginnt in der Oberpfalz, wie auch sonst in Mitteleuropa, mit dem ausgehenden 13. Jahrhundert. "Die ersten Eisenhämmer werden in unserer Gegend im Jahr 1270 urkundlich erwähnt. Viel spricht aber dafür, dass die Wasserkraft im Hüttenwesen schon weit früher Anwendung fand. Nach dem Zeugnis des Chronisten soll zu Amberg im Jahr 931 ein Eisenhammer gestanden haben." An der fraglichen Stelle, an der der Hammer gestanden haben soll, fand man Eisenschlacken, Holzkohlereste sowie Überreste, die auf einen Wasserantrieb hinweisen. Desweiteren soll der Ort Schmidmühlen, der im Jahr 1010 urkundlich erwähnt wird, seinen Namen von einer Schmiedmühle (die Ausdrucksweise Hammer war damals noch nicht üblich) erhalten haben. Dies würde bedeuten, dass hier bereits vor 1010 ein Hammer existiert hat. Beim zunehmenden Eisenbedarf des Mittelalters war es naheliegend, sich der seit Jahrhunderten bekannten und in Mühlen genutzten Wasserkraft zu bedienen. So ging man von den Bergen, wo das Erz bis ins 13. Jahrhundert an "Ort und Stelle" verhüttet wurde, an die Flussläufe. Dort war es möglich, durch Wasserräder Hämmer anzutreiben. Zudem trieb das Wasser Blasebälge und Schleifsteine an. Durch die jetzt größer und schwerer gewordenen Hämmer, die vom Wasser angetrieben wurden, konnte man eine bessere Qualität des Eisens erzielen. Bereits früher kannte man offenbar Tretwerke (von Menschen- oder Tierkraft angetrieben), die aber keine Hammeranlagen im eigentlichen Sinne darstellten. Sie dienten lediglich dazu Blasebälge zu betreiben. Die idealen Voraussetzungen, nämlich das Vorhandensein von Eisenerz, Holz und Wasser (-läufen) - die drei "Säulen" für die wirtschaftliche Entwicklung des Raums um Amberg- verhalfen dem oberpfälzer Hammerwesen zu einer raschen Blüte.


2. Entwicklung der Hammerwerke vom 13. bis ins 18. Jahrhundert

Im Mittelalter bildete die Gegend um Amberg-Sulzbach den Mittelpunkt der Erzförderung. Heute spricht man davon, dass sich die Oberpfalz bis ins 14. Jahrhundert zum "Ruhrgebiet des Mittelalters" entwickelt hatte (Anzahl der Hammerwerke in der Oberpfalz im 15. Jahrhundert). Beigetragen zu dem wirtschaftlichen Ansehen Ambergs hat sicherlich die im Punkt Exkurs behandelte Vilsschifffahrt. Der größte Teil der Eisenerzeugnisse wurde ab dem Mittelalter nach den Donauländern verfrachtet. Weitere Gründe für die Führungsrolle Ambergs sind dessen "Stärke, die auf ihrer Stellung als Inhaberin von Erzgruben, als wichtigster Gewerkssitz der Berg- und Hüttenherren und als Schwerpunkt des Eisenhandels [beruhen]". Erwähnenswert ist auch die Politik der Monopolerwerbung der Stadt Amberg. Man wollte sich das Erzmonopol und das Monopol auf die Vilsschifffahrt sichern. Durch gewagte Spekulationen gelang es, den Großteil der Eisenhämmer in die Hände der Bürger von Amberg zu spielen oder man zwang Hammermeister, das Bürgerrecht von Amberg zu erwerben. Ein weiterer Garant für die rasche Entwicklung Ambergs im Eisensektor war die Hammereinung. Aufgrund der günstigen Standortbedingungen (Erz, Wasser, Holz) haben sich zahlreiche Hammerwerke an der Vils angesiedelt. Im Unteren Vilstal sind dies folgende: Drahthammer, Haselmühle, Theuern, Wolfsbach, Leidersdorf, Rieden, Vilswörth und Schmidmühlen. Die Eisenhämmer waren die ersten Industriebetriebe des Mittelalters. Unter einem Hammer verstand man in der Oberpfalz grundsätzlich die Vereinigung einer Schmelzhütte und einer Weiterverarbeitungsstätte, die das gewonnene Roheisen zu Halbfertigwaren (Schienen und Stäbe) ausschmiedete. Dies galt bereits für das 13. Jahrhundert. Die Hammerwerke blieben in ihrer Bau-, Funktions- und Verarbeitungsweise nahezu unverändert. Man kann sagen, dass die Region um Amberg ab dem 13. Jahrhundert bis zum 30jährigen Krieg (1618 - 1648) ihre Führungsposition im Eisensektor ständig ausgebaut und gefestigt hat. Im 30jährigen Krieg kam die Eisenproduktion und -verarbeitung in vielen Hammerwerken an der Vils zum Erliegen, da unter anderem viele Hämmer verwüstet oder zerstört wurden. Die Hämmer an der Vils haben sich jedoch im Gegensatz zu anderen Hämmern relativ schnell erholt. Der Grund hierfür mag die günstige Versorgung der Hämmer mit Erz aus Amberg gewesen sein. Die Eisenerzeugung und -verarbeitung erreichte jedoch bei weitem nicht mehr den Vorkriegsstand. Nach dem Krieg hatte das oberpfälzische Eisen keine überregionale Bedeutung mehr.


3. Niedergang der Hammerwerke

Der Niedergang der Hammerwerke kann im Zusammenhang mit dem Niedergang der gesamten Amberger Eisenindustrie gesehen werden. Der Niedergang der Eisenindustrie Ambergs hat nach Götschmann, 1985, S. 225ff. mehrere Gründe. Zum einen verlor Amberg die marktbeherrschende Stellung des oberpfälzer Eisens. Bereits im 16. Jahrhundert drängten sich neue Anbieter auf die Eisenmärkte in Süd- und Südwestdeutschland, auf denen Amberg bis ins 16. Jahrhundert konkurrenzlos war. Dies hatte einen Absatzrückgang und einen Druck auf die Preise zur Folge. Zum zweiten war in den Eisenhüttenwerken ein technologischer Rückstand spürbar. In der Oberpfalz blieb die Rennherdarbeit die einzig zugelassene Produktionsmethode (in der Hammereinung festgelegt!), während sich allgemein der Holzkohlehochofen durchsetzte. Die Oberpfalz war auf Grund der veralteten Technik kaum noch konkurrenzfähig. Die anderen Hütten arbeiteten rationeller und kostengünstiger. Zudem konnten in den "alten" Werken keine Stahl- und Gusseisenwaren hergestellt werden. Ein weiterer Grund ist die Verteuerung der Erzversorgung für die Hammerwerke. Da Amberg - nachdem der Sulzbacher Bergbau ab etwa 1850 ausgefallen war - eine Monopolstellung in der Region hatte, trieb es die Preise für Eisenerz nach oben. Die Hammerwerke um Amberg mussten das teuere Erz kaufen und waren kaum noch konkurrenzfähig. Neben dem Verbot des Hochofens griff die Hammereinung schwerwiegend in die Produktion und in den Verkauf der eisenerzeugenden und -verarbeitenden Betriebe ein. Das heißt, dass sich die Hammerwerke durch die äußeren Eingriffe (Vorschreiben der Verarbeitungsmethoden, Preise, ...) wirtschaftlich nicht anpassen konnten und wiederum Nachteile zur Konkurrenz entstanden. Der im 17. Jahrhundert einsetzende Niedergang des Eisengewerbes lässt sich nun auf folgende Aspekte zurückführen: Die Eisenindustrie war nach dem 30jährigen Krieg geschwächt und erholte sich nur langsam. Der Ausfall des oberpfälzischen Eisens auf den ausländischen Märkten während des Krieges führte dazu, dass Eisen anderer Herkunft das oberpfälzische ersetzte. Neue Konkurrenz zu Amberg im Eisensektor trat auf. Man war an der Anpassung an die neue wirtschaftliche Situation nicht interessiert (Beibehaltung alter Methoden/Techniken). Viele Unternehmer (vor allem in den Bergwerken) wollten nur den Gewinn ausbeuten, waren aber für Investitionen in neue Techniken nicht bereit (Ausbeutung der Eisenindustrie).


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Letztes Update: 07.02.2005

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