H. E. Erwin Walther (1920 -1995)

Am 1. Januar 1995 ist der in Amberg geborene Komponist, Sohn des Gymnasiallehrers Ernst Walther und seiner Frau Therese, im Alter von 74 Jahren gestorben. Walther ist mit Ausnahme der Studienzeit, der Kriegszeit und der Internierungszeit seiner Heimatstadt treu geblieben. Seit 1949 hatte er Bühnenmusiken zu den Aufführungen der Amberger Studiobühne geschrieben (z. B. zu Werken von Sartre, Cocteau, Brecht u.v.m.). 1950 war er Mitbegründer des Amberger Jazzclubs und seit 1960 hatte er zahlreiche Aufträge für Fernsehfilme und Rundfunkproduktionen. Seit 1967 war er am Amberger Gregor-Mendel-Gymnasium als Musikerzieher tätig. Begonnen hatte Walther als ausübender Musiker, er galt als so genanntes Wunderkind. Die Presse nannte ihn 1949 einen „Pianisten von Rang", der besonders die Kunst der Improvisation beherrschte und pflegte. Die stilistische und gattungsmäßige Vielfalt seines umfangreichen Werkes, das „von der Spätromantik zu Zwölfton- und audiovisueller Musik, vom Kunstlied zum Chanson, Kabarett und Kinderlied, vom Werkfilm - bis zur großen Filmmusik, von der bayerischen Folkloristik bis zur scheinbaren Chaotik" reicht, macht ihn zu einem schwer einzuordnenden Künstler. Freiheit und Ungebundenheit sind denn auch Grundvoraussetzungen für sein Leben und seine Arbeit.

Seine Frau Maud, die er 1944 heiratete, begleitete ihn, ständig ermutigend, inspirierend und auch managend auf diesem Weg - 50 Jahre lang. Verkaufen konnte der Komponist Walther sich nicht. Er war ein Einzelgänger, lebte abseits der Musikmetropolen und ohne seine Frau läge noch manche Partitur ungespielt in einer Schublade.

I960 wurde Walther mit dem Nordgau-Ehrenpreis der Stadt Amberg, 1961 mit dem Kulturpreis Ostbayern ausgezeichnet. 1989 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Amberg.

Sein Leben lang hat sich Walther mit der Literatur kompositorisch auseinandergesetzt: Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz und Erich Kästner, aber auch Paul Claudel, Rilke, Garcia Lorca und Saint-Exupery, um nur einige eines breiten, literarischen Spektrums herauszugreifen.

Das Programm des heutigen Abends setzt sich vor allem mit diesen literarischen Vorlagen und deren musikalischer Umsetzung auseinander.

Einen eigenständigen Werkzyklus bilden die Hunderte von Musikgrafiken oder „Audiogrammen" Walthers, die seit 1966 die Grenze des Notierbaren sprengten. Walthers Biograph Dr. Thomas Emmerig nannte ihn als Komponisten einen „bunten Vogel", der immer wieder neue Wege suchte und immer neue „ bunte Federn " fand. Er war mit Sicherheit aber ein zufriedener, hochintelligenter Mensch, der auch in großen künstlerischen „Nöten" immer ein liebevoller Ehemann und seinen zwei Kindern ein wundervoller Vater war.

Über den Komponisten Walther erschien 1998 in der Reihe „Komponisten in Bayern", Verlag Hans Schneider, Tutzing, Bd. 36 eine Künstlermonographie mit einer CD.

 

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Letztes Update: 04.06.2006

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