„Tag des offenen Denkmals“ am 14.09.2008

von Josef Popp

 

Vorbericht vom 12.09.2009

 

Rückblick vom 22.09.2008

 

 

Nach einigen Jahren Pause beteiligt sich heuer der Markt Schmidmühlen wieder am bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“.

Dieser findet am 14. September statt.

Nach Absprache mit Pfarrer Georg Braun öffnet sich an diesem Tag für den interessierten Besucher die Friedhofkirche St. Georg. Dieser Projekttag wird von den beiden Ortsheimatpflegern Josef Popp und Michael Koller betreut.

 

Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung: Unter diesem Motto steht am kommenden Sonntag der Tag des offenen Denkmals in Deutschland. Heuer ist der Markt Schmidmühlen mit einem Objekt dabei – der Friedhofkirche St. Georg in Schmidmühlen. Jedes Gebäude hat einen Lebenslauf, der sich in den Mauern widerspiegelt.

 

Seit nunmehr drei Jahren wird die kleine Kirche am westlichen Ortsrand von Schmidmühlen renoviert. Diese Baumaßnahme ist eine echte Herausforderung, wie Architekt Georg Köppl vom zuständigen Architekturbüro eingesteht. Immer wieder traten Schwierigkeiten auf, die die Fertigstellung deutlich hinauszögerten.

Die Kirche wurde um 1500 am damals neu errichteten Friedhof gebaut. Bis zu diesem Jahr befand sich der Friedhof im Ortskern rund um die Pfarrkirche St. Ägidius. Irgendwann fiel dann die Entscheidung, den Friedhof mit einer Kirche außerhalb der Stadttore zu legen. Kirchen wie diese in Schmidmühlen wurden zu dieser Zeit häufig gebaut. Wandfassungen und Gemälde sind von überdurchschnittlicher Qualität, so das Urteil des Landesamtes für Denkmalschutz und sind aus sicht der Fachbehörde erhaltenswürdig.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer wieder an der Kirche gearbeitet. Nach eingehender Prüfung hat man das Jahr 1870 als Bauleitphase festgelegt. Nach den vielen Verzögerungen ist die Kirche nicht in dem baulichen Zustand, wie man ursprünglich bei der Anmeldung zum Tag des offenen Denkmals ausging. Im Innerraum befinden sich noch Gerüste, die Bilder sind jedoch gut zu einzusehen.

 

Tag des offenen Denkmals

> Die Friedhofkirche befindet sich in der Kreuzbergstraße

> Öffnungszeiten:

Vormittag: 10.30 Uhr bis 12 Uhr

Nachmittag: 15 Uhr bis 16 Uhr

> Informationen und Wissenswertes gibt es von den beiden Ortsheimatpflegern

Michael Koller und Josef Popp

> Die Empore ist begehbar.

> Der Kirchemaler stellt eine kleine Dokumentation zur Verfügung.

 

 

 

Allgemeine Presseinformation des Bayer. Gemeindetages

 

 

 

 

Rückblick

Seit mittlerweile drei Jahren wird in Schmidmühlen die Friedhofkirche St. Georg saniert. Diese umfangreiche Sanierung schlägt mit

rund 500 000 Euro zu Buche und ist für Fachleute und Restarateuren eine echte Herausforderung. Eigentlich sollten die Bauarbeiten schon heuer im April abgeschlossen sein. Aber Schimmel und neuerdings eine Rotfäule in der Holzkonstruktion verzögern immer wieder die Fertigstellung.

Nun steht mit dem April 2009 der Abschluss der Arbeiten fest. Dann soll die Kirche, so Pfarrer Braun optimistisch, wieder als Gotteshaus dienen. Geplant ist die Nutzung als Werktagskirche. Auch wenn die Arbeiten noch im Gange sind und im Inneren der Kirche noch die Baugerüste stehen, so kamen doch nahezu hundert interessierte Bürger am Tag des offenen Denkmals, um sich von den beiden Ortsheimatpflegern Michael Koller und Josef Popp über das Kirchlein informieren zu lassen. In der Literatur von 1906 („Die Kunstdenkmäler von Bayern“) ist die Bauzeit mit „Ende des 17. Jahrhunderts“ angegeben. Diese Datierung dürfte nach neuesten Untersuchungen und Quellenauswertungen nicht stimmen. Der Zufall wird den Ortsheimatpflegern wohl weiterhelfen. So wurde den beiden Ortsheimatpflegern eine Abhandlung über Schmidmühlen (Auswertung von Matrikelbüchern der Pfarrei) zur Verfügung gestellt und darin konnte noch an diesem Tag des offenen Denkmals der Erbauer der Friedhofkirche ermittelt werden.

Ein „gewisser Donhauser, wohnhaft in Schmidmühlen im alten Schlössl“ hat die Kirche und die erste (mittlerweile spurlos verschwundene) Glocke gestiftet. Dies konnte der verstorbene Heimatpfleger Franz Xaver Eichenseer noch ermitteln. Jetzt dürfte es wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Lebensspanne des Kirchenstifters feststeht. So konnte wieder und per Zufall eines der vielen Rätsel der Kirche gelöst werden. Umfassend sind die Sanierungsarbeiten quais von außen nach innen, von oben nach unten.  Die Kirche selbst wurde mehrmals renoviert. So fand 1670 ein architektonischer Umbau statt. Es folgten in den Jahren 1750, 1870, 1900 und 1930 Sanierungen statt. Letztmals erhielt die Kirche 1982 einen neuen Außenputz. Bei der jetzigen Sanierung orientiert man sich an der Fassung von 1870. Die Deckengemälde mit der Darstellung der Auferstehung Christi sowie die vier Evangelistenmedaillons sind schon fertig. Ebenfalls fertig sind die Altäre, die, wie ein Gutachten ergab, wohl nicht für die St. Georgskirche angefertigt wurden. Sie dürften wohl von einer anderen Kirche stammen. Der frühbarocke Hochaltar stammt um 1700, ebenso die Seitenaltäre. Das Altarblatt des Hauptaltars zeigt die Heilige Dreifaltigkeit und die Heiligen. Das Auszugsgemälde zeigt den Kirchenpatron, den Heiligen Georg, vermutlich 18. Jahrhundert. Das Altarblatt des linken Seitenaltars zeigt die Heilige Anna mit Tochter Maria und Gatten Joachim. Das Auszugsgemälde zeigt die Verherrlichung des Herz Jesu und des Leidens Christi. Der rechte Seitenaltar lässt die Grablegung Christi erkennen. (ajp)

 

„Den Tag des offenen Denkmals“ nahm Ortsheimatpfleger Michael Koller zum Anlass auch über den Friedhof zu informieren.

 

 

 

Dieser grenzt direkt an die Friedhofkirche an. Mithilfe von Grabsteinen, so Heimatpfleger Koller, kann man oft die Geschichte eines Ortes oder von Familien rekonstruieren. Der Friedhof, dieser Meinung war auch der mittlerweile verstorbene Heimatpfleger Franz – Xaver Eichenseer, ist eindeutig ein Pestfriedhof. Dies schrieb Eichenseer auch in einem Beitrag zu einer Festschrift des Trachtenvereins. Angst und Panik verbreitete damals der „schwarze Tod“, so auch in Schmidmühlen. Rettung erhoffte man sich nur von Gott. Mit der Erhebung zu einer eigenen Pfarrei um 1550 bekam Schmidmühlen einen eigenen Friedhof. Schmidmühlen selbst wurde mehrfach von der Pest heimgesucht: 1598 bis 1603, 1607, 1611 bis 1613, 1622, 1627 bis 1628, und schließlich 1634. Die Zunahme der Toten und schließlich zur Vorbeugung gegen die Ausbreitung der Pest waren wohl der Anlass den Friedhof außerhalb Schmidmühlens zu legen. Sicher ist, dass im Friedhof Schmidmühlens viele Pesttote ihre letzte Ruhe fanden. Die Friedhofkirche aber bestand – so Franz Xaver Eichenseer in seinem Beitrag – schon vor dem jetzigen Friedhof.

 

Hintergrund

> Am 26. März 1796, nachmittags um 3 Uhr, wird die 77 jährige Jungfrau Maria Julianna von Reitz begraben. Ihr Vater war Reiterkapitain unter den Pfälzer Fahnen und Herr in Mendorferbuch. Weil der Mannesstamm mit dem Tode Franz von Reitz erloschen war, fiel die Hofmark an den Pfälzer Kurfürsten zurück. Maria Julianna von Reitz zog mit ihrer Schwester nach Schmidmühlen. Hier lebten sie bis zum Tode von dem durch Kurfürst Karl Theodor gewährten Jahresunterhalt von 300 Gulden. In der Mitte der Friedhofkirche St. Georg wurde sie zwischen den Stühlen bestattet.

 

> Der 10 jährige Johann Christoph von Seglau wird am 16. November 1975 in der Friedhofkirche beigesetzt.

 

> Am 3. November 1677 werden Anna Maria von Boisl und am 4. Juli 1682 Johann Adam von Boisl in St. Georg bestattet.

 

> Eine Grabplatte – ursprünglich links im Langhaus – erinnert an den am 7. April 1656 verstorbenen „Ludwig Bartholomäus Haußner von Winbuech und Schmidtmülln“.

 

> Eine ursprünglich im Langhaus der Friedhofkirche angebrachte Grabplatte erinnert an Georg Friderich Gruebner von Püschelstorff - mit einem Relief eines Kindes und vier Wappen.

 

Tag des offenen Denkmals – die Glocke der Friedhofkirche St. Georg

 Zu jeder Kirche und sei sie noch so klein gehört eine Glocke. Dies ist bei der Friedhofkirche St. Georg in Schmidmühlen nicht anderes. Eine Glocke ist noch erhalten und wurde vor einigen Tagen wieder in den Turm gehängt. Wie aus einem von der Kirchenverwaltung in Auftrag gegebenen Gutachten hervorgeht, waren ursprünglich zwei Glocken im kleinen Turm der Georgskirche. Während eine Glocke wohl im Laufe des ersten oder zweiten Weltkriegs – Zeitzeugen wurden diesbezüglich noch nicht ausfindig gemacht –ziemlich sicher eingeschmolzen wurde und zu Kriegsgerät verarbeitet, blieb die zweite Glocke erhalten. Die Lager auf dem Auflagebalken des Turms für die verschwundene erste Glocke sind noch vorhanden.

Die noch vorhandene Glocke stammt aus dem Jahr 1656 und wurde von Kunigunda Hausner gestiftet. Dies geht aus der Inschrift aus dem Schlagring hervor: Kunigunda Hausnerin desen Ehegemal Geborni von Menleshoven. Ihr Ehemann Ludwig Bartholomäus Hausner ist im gleichen Jahr (7. April 1656) verstorben und wurde in der Friedhofkirche beerdigt. Dies war wohl auch der Grund für die Witwe, eine Glocke zu stiften. Sein Grabstein ist noch erhalten und wurde nach der Restaurierung wieder in der Kirche angebracht.(> siehe auch Foto) 

Aus dem Gutachten geht auch hervor, dass ein Glockenstuhl in der üblichen Form nicht vorhanden ist. Die Glocke hängt in der Balkenkonstruktion des Turmes. Diese ist teils verzapft und teils (bei später eingefügten Balken) nur mit Metallwinkeln verbunden. Auf die Anbringung einer zweiten Glocke wird aus statischen Gründen verzichtet. Eine entsprechende Statik wäre nur mit einem erheblichen finanziellen und baulichen Aufwand erreicht worden.