Amberger Nachrichten v. 01.02.2003

Braumeister wurde auch mit Bier bezahlt

Seit 1648 existierte die Kommunbräu / Alter Bierkeller führt bis zu 50 Meter in den Berg


Sogar zwei große alte Bierfässer entdeckten Michael Koller und Willi Kugler bei ihrer Spurensuche in den alten Bierkellern Schmidmühlen.

Ein kürzlich bei einer Entrümpelung aufgetauchtes Protokollbuch aus dem Jahr 1902 gibt einen neuen Einblick in die Geschichte Schmidmühlens. Aufgetaucht ist das Protokollbuch der Kommunbräu Schmidmühlen, das- wenn auch lückenhaft - Aufschluss über das Bierbrauen in den letzten vier Jahrhunderten im Ort gibt. Ein Blick in die ersten Seiten zeigt, dass das Bierbauen in Schmidmühlen in den letzten Jahrhunderten große Bedeutung hatte.

Zum Bierbrauen gehört natürlich Irr Hopfen. Nachweisbar besaßen die Schmidmühlener vor mehr als 400 Jahren schon Hopfengärten und zwar im Lauterachtal. Die Abgabe von Hopfenzehent war damals schon Pflicht Erstmals tauchte in dem Protokollbuch eine konkrete Jahreszahl auf: 1618. In diesem Jahr existierte damit nachweislich die Kommunbräu unter dem Namen "Bürgerliches Sudhaus"
 
 

136 Braurechte vorhanden

Mit der Ämterorganisation 1803 wurde das Amt und Gericht Schmidmühlen aufgehoben und dem Landgericht Burglengenfeld einverleibt. Das ehemalige Amtgebäude kam in den Besitz der Marktgemeinde, die es 1812 für 1731 Gulden an die Kornmunbräu veräußerte - ein für die damalige Zeit sicherlich politisch hochbrisanter Vorgang Immerhin gab es nach Aufzeichnungen des Heimatpflegers Josef Rappl 136 Braurechte in Schmidmühlen, beachtlich bei 139 Hausnummern. Aus einer noch vorhandenen Urkunde vom königlichen Notar Sperrer aus Burglengenfeld vom 21. Juli 1902 geht hervor, dass sich die Gerichtskommission am 7. Juli 1902 von Burglengenfeld nach Schmidmühlen begab. Unter der Leitung von Amtsrichter Sepler trat sich der Kommunbräuvorsitzende Michael Ebenburger mit den damals noch 35 eingetragenen Kommunbräurechtlern. Nach eingehender Debatte schlossen die Sitzungsteilnehmer folgenden Vergleich: Die Gesellschafter Michael Ebenburger, Xaver Metz, Georg Mehringer, Therese Wiesner, Xaver Weigert, Johann Renghart, Johann Hiltl, Josef Schmid, Anton Espach, Isidor Rubenbauer und Georg Fuchs setzen du Gesellschaftsverhältnis zu gleichen Teilen fort.

Diese "neue" Kommunbräugesellschaft Schmidmühlen, wie sie ab diesem Zeitpunkt hieß, hatte den Zweck, das Kommunbräuhaus nebst des Malzhauses zu erhalten und das Bier für die damit verbundenen Bräu- und Schankrechte zu sieden sowie du notwendige Malz im Malz haus herzustellen. Dazu wer für jede Bier Sud einschließlich Mälzen ein Sudgeld von zwölf Mark, für Benutzung einer Gaststätte eine Mark im voraus zu zahlen. Zur Führung der Gesellschaft wurde ein Verwalter gewählt. Diese Satzung trat mit Wirkung vom 10. Juli 1902 in Kraft Am 12. September 1909 wurde ein Arbeitvertrag mit dem Braumeister Fritz Brey geschlossen. Dieser verpflichtete sich, für die Mitglieder das nötigte Bier (einschließlich Mälzen) herzustellen und zuzubereiten. Als Lohn erhielt er für jede Sud Bier zwölf Merk und 15 Liter Bier, welches in drei Rationen "ausgefolgt" werden konnte, sowie einen Leib Brot oder das Geld. Weiter wurden dem Braumeister die Hälfte der Unfallversicherung und du Krankenhausgeld im ganzen Betrag gezahlt. Im Gegenzug verpflichtete steh der Braumeister, "gutes Bier" zu brauen.

Bis 1950 wurde noch gebraut

Nach dem Krieg wurde die Brauställe immer weniger in Ansprach genommen, weil du Bier in zunehmenden Maß von den großen Brauereien abgenommen wurde, so dass sich der Unterhalt der beiden Häuser nicht mehr rechnete. Braumeister Fritz Brey verstarb 1950 und damit auch die Brautradition der Kommunbräu. 1950 wurde du letzte Bier der Kommunbrüu gebraut und verkauft. Am 17.11. 1954 beschlossen die noch verbliebenen alt Gesellschaftler, das Sudhaus und du Malzhaus an Ludwig Espach zu verkaufern. 1987 wurden beide Gebäude, du Sudheus und die Mälzerei, abgebrochen. Damit verschwand ein Stück Geschichte aus dem Ortsbild. Endgültig abgeschlossen wurde du Kapitel Bierbrauen in Schmidmühlen 1986, als die Schmidbräu du Bauen aufgab. Das Baurecht bestand seit 1867. Die Geschichte dieser renommierten Brauerei ist heute noch bei vielen Bürgern lebendig, euch wenn nichts noch an diese große Bierbrauerzeit in der Lauterachtalgemeinde erinnert - zu mindestens oberirdisch.

In Schmidmühlens Unterwelt dagegen ist diese Zeit noch in Form von Bierkellern vorhanden. Diese zu erkunden und zu erfassen, hat sich Heimatforscher Michael Koller vom heimatkundlichen Arbeitskreis zur Aufgabe gemacht. Eine höchst interessante Aufgabe, wie er bei einer Begehung fest stellte - allerdings brachte er zugleich auch Kritik en. In anderen Orten würden diese Keller in Ehren gehalten und für die Öffentlichkeit bzw. Touristen begehbar gemacht, was für Schmidmühlen nicht unbedingt zutrifft.

Keller bot im Krieg Schutz

In Schmidmühlen selbst gibt es eine stattliche Anzahl von Bergkellern. Nicht alle wurden als Bierkeller genutzt. Sicher kann man die Keller an ihrer Bauweise unterscheiden: Bei Bierkellern müssen Nischen und Vorsprünge in den Fels geschlagen sein, worauf die Bierfässer lagern konnten.

Ein bestens und von ansehnlicher Größe erhaltener Bierkeller ist noch im Brunnlettberg vorhanden. Mindestens SO Meter fuhrt er in den Brunnlettberg hinein und ist so groß, dass bestimmt 200 Menschen darin Platz finden könnten. Dies erkennte man such im zweiten Wellkrieg. So suchten während der Fliegeralarme die Bürger euer diesem Wohnviertel Schutz in den Bierkellern. Bei einer Erkundung fanden Michael Koller Josef Popp und Willi Kugler vom heimatkundlichen Arbeitskreis sogar noch zwei alte, große Bierfässer vor. Ein Stück Geschichte, die es lohnt, für die Nachwelt fest gehalten zu werden.
 
 

Rund ums Bier

An die Zeit des Bierbrauens möchte in diesem Jahr der Heimat- und Kulturverein erinnern. Anlass ist der Tag des Bieres im April, zudem man mit der örtlichen Gastronomie einige Aktionen starten will. So sind neben einem Vortrag zum Bierbrauen noch Führungen durcheinige alte Bierkeller geplant. Weiter wird man eine Fahrt zur Kaiserbräu organisieren und Franz Baier hat für April Im Auftrag des Kulturverein., die niederbayerischen Hochzeitslader verpflichtet.

Geht es nach dem Kulturverein, sollen zumindest in reduzierter Form die Gesellschaftstage in den Gaststätten wieder eingeführt werden. Die örtliche Gastronomie (eine Besprechung dazu findet am 13. Februar unter Regie der Gemeinde im Rathaus statt) hat ebenfalls einige Aktionen vorgesehen. Mit einem Bockbierfest am 30. April im Ochsenwirtstadel enden die Bierwochen 2003 in Schmidmühlen.
 
 

Das alte Kommunbräuhaus In Schmidmühlen, zwischen den Lauteracharmen gelegen, wurde wie auch die Mälzerei auf dar gegenüber liegenden Straßenseite 1981 abgebrochen.
 
 

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