Die
Hauptstraße: Hinter den hohen Giebeln der Bürgerhäuser
verbargen sich die Trockenböden für den Hopfen. Repro: AN
Nachweisbar gab es in Schmidmühlen bereits vor 400 Jahren Hopfengärten. Die Abgabe von Hopfenzehent war zur damaligen Zeit schon Pflicht. So lange in Schmidmühlen schon Bier gebraut wurde, kann angenommen werden, dass Hopfen angebaut wurde.
Der Hopfenanbau brachte in den letzten Jahrhunderten Schmidmühlen erwähnenswerten Wohlstand und auch viele Arbeitsplätze. Als „Siegelhopfen“ war er einer der Besten und fand überall reißenden Absatz. An der Hauptstraße hatten alle Giebelhäuser Hopfentrockenböden und an beiden Giebeln mehrere Türen zum Lüften. Hopfen wurde zentnerweise und nur im getrockneten Zustand angekauft.
1842 war, nach einer alten Aufzeichnung, eine gute Hopfenernte. Er wurde damals zwar nicht in großer Quantität, aber dafür in guter Qualität angebaut. 1864 und 1865 war die Ernte mittelmäßig, der Hopfen selbst aber von guter Qualität. Im Jahr 1867 wurde zum ersten Mal die Hälfte des Hopfens durch Kupferbrand, eine neu aufgetretene Hopfenkrankheit, rot. Da es damals gegen diese Krankheit noch kein Mittel gab, wurde der Hopfenanbau immer unrentabler.
Viele Hopfenbauern konnten sich nicht mehr rechtzeitig vom Hopfen trennen und auf eine andere Anbauform umstellen. Sie erlitten einen Bankrott. Viele dieser Bauern und Tagelöhner wanderten deshalb nach Amerika aus.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der Gemeinde Schmidmühlen nur noch drei Hopfenbauern. Der letzte Hopfengarten (Mehringer-Hopfengarten) ging zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg ein. Zurückgeblieben sind die Reste der Hopfengärten.
Zum Schutz vor dem Wasser der Lauterach und vor Erosionen wurden die Gärten mit Mauern geschützt. Als sicher gilt, dass die Steine für diese Mauern nicht nur aus dem Lauterachtal stammen, sondern aus der Umgebung angefahren wurde. Diese Tatsache alleine beweist, wie rentabel der Anbau war. Diese Mauern sind zum Teil noch in einem hervorragenden Zustand. An einigen wenigen Exemplaren lässt sich die genaue Form der Gärten noch erkennen.
Doch nach vielen Jahrhunderten nagt auch an einigen Mauerstücken der „Zahn der Zeit“. Um diese Mauern werden sich der Kulturverein und der Gartenbau- und Ortsverschönerungsverein kümmern. Sie wollen diese Überbleibsel für die Nachwelt erhalten. Darüber kamen die Vertreter der beiden Vereine bei einem Ortstermin überein.
Hauptaugenmerk
soll auf den „Hopfenweg“ gelegt werden, einen alten Weg im Lauterachtal,
der mit bis zu zwei Meter hohen Mauern eingegrenzt ist. Nachdem er für
landwirtschaftliche Maschinen zu klein und deshalb auch nicht mehr genutzt
wurde, ist er mittlerweile völlig zugewachsen. Fraglich ist momentan,
ob er überhaupt noch freigelegt werden kann. An den wenigen defekten
Mauern wird man in den nächsten Jahren Sicherungsarbeiten leisten.
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