Amberger Nachrichten  v. 03.08.2000
Pfarrei ohne die Schwestern undenkbar
Seit 1905 wirken Mallersdorfer Schwestern in Schmidmühlen / Ausstellung zeigt ihre Arbeit

BGR Otto Gillitzer mit Schwester Josaphat (l.), Oberin Itheria, Schwester Simperta und Anna Rittner (rechts).
Von unserem Mitarbeiter Johann Bauer
SCHMIDMÜHLEN. Seit 1905 wirken die Mallersdorfer Schwestern in der Pfarrei Schmidmühlen. Diese Arbeit wird jetzt in einer Ausstellung im Rathaus dokumentiert, die in Zusammenarbeit von Pfarrgemeinderat, Mallersdorfer Schwestern und gesamter Pfarrei entstanden ist. Die Bilderausstellung ist zum Marktfest an diesem Wochenende am Samstag von 17 bis 19 Uhr sowie am Sonntag von 13 bis etwa 18 Uhr zu sehen.
Am 9. Oktober 1905 zogen die Mallersdorfer Schwestern - Oberin S..M. Mauritia Zens, S..M. Theofrieda Selmeier und S..M. Prochora Lautenbacher - in das Elisabethenheim in Schmidmühlen ein. An Hand von Bildern kann man erfahren, dass Dr. Paul Nardini 1849 eine neue Schwesternkongregration gründete. Die Schwestern kümmerten sich vor allem um die Kranken, Armen und Kinder. Nardini schilderte in einer Serie von Zeitungsartikeln die Not und warb für eine Niederlassung der Niederbronner Schwestern in Pirmasens. Bei vielen Menschen fand er Zustimmung, aber die Verwaltung der protestantischen Stadt stelle sich mit allen Mitteln dagegen.


Gern gesehen ist Schwester Antholiana bei Krankenbesuchen.

Einen ersten Durchbruch erreichte Nardini, als er 1893 eine Volksmission mit Jesuiten abhalten durfte. Nardini spürte, dass er die Gunst der Stunde nutzen musste. Er schlug die Gründung eines Vinzentiusvereins vor, der die Mittel für die Schwesternstation bereit stellen sollte. Auch dieses Vorhaben gelang und so konnten schon wenige Monate später drei Schwestern den Dienst in der neuen Filiale aufnehmen.

Der frühe Tod des Stifters am 27. Januar 1862 war für die junge Gemeinschaft ein harter Schlag. Bischof Nikolaus von Speyer ernannte zum Nachfolger Nardinis dessen langjährigen Freund Franz Josef Huth, Pfarrer von Zweibrücken.

Das Mutterhaus in Pirmasens wurde für die rasch wachsende Zahl von Schwestern zu klein. Da eine bauliche Erweiterung nicht möglich war, Pirmasens außerdem keine Bahnstation besaß und überdies 90 Prozent aller Niederlassungen in Bayern lagen, entschloss man sich zur Verlegung des Mutterhauses von der Pfalz nach Bayern. 1869 erwarb die Schwesterngemeinschaft einen Teil der 1803 säkularisierten Benediktinerabtei Mallersdorf und verlegte das Mutterhaus dorthin. Nun konnte sich die Gemeinschaft gut entfalten, nach innen und nach außen. Das Mutterhaus entwickelte sich zur zentralen Ausbildungsstätte und zugleich zur einigenden Mitte der Schwesterngemeinschaft.

Das Mutterhaus ist Sitz der Ordensleitung, bestehend aus Generaloberin, Generalvikarin und drei Ratsschwestern. Die Generaloberin trägt die Hauptverantwortung für die ganze Schwesterngemeinschaft, leitet sie und vertritt sie in der Öffentlichkeit. In der Leitung der Kongregation steht ihr der Superior zur Seite, der vom Bischof von Regensburg ernannt wird.

Das Mutterhaus hat für jede Schwester eine besondere Bedeutung: Hier tritt sie in den Orden ein, verbringt Postulat und Noviziat, erhält das Ordenskleid und legt die Gelübde ab. In Mallersdorf erfolgt auch zum großen Teil die berufliche Ausbildung des Ordensnachwuchses: So unterhält der Orden hier eine vierstufige Realschule für Mädchen mit Internat (Nardini-Realschule), eine Fachakademie für Sozialpädagogik zur Ausbildung von Erzieherinnen für verschiedene pädagogische Einrichtungen. Außerdem leiten Schwestern die Krankenpflegeschule am Kreiskrankenhaus. Das Mutterhaus ist auch Mittelpunkt der religiösen Weiterbildung und Einkehr für alle Schwestern. Sie kommen jedes Jahr von ihren Wirkungsorten, um in den Exerzitien „geistlich aufzutanken“.

In kranken und alten Tagen erfahren sie im Schwesternkrankenhaus und -altenheim ärztliche und schwesterliche Betreuung, können sich in der „Zahnstation“ von Schwestern-Zahnärzten behandeln lassen und werden in der Klosterapotheke fachkundig beraten und bedient.

Es gibt viel Arbeit in einem so großen Haus, das fast 200 Schwestern beherbergt, dazu noch rund 400 Schwestern im Altenheim und Krankenhaus versorgt. Das merken vor allem die Schwestern in den verschiedensten Betrieben, in der Küche, Bäckerei, Brauerei, in Weinberg und Obstgarten, im Schlachthaus und im Gemüsezimmer, in der Wäscherei und im Bügelzimmer, in der Schusterei und im Teegarten. Eine moderne Landwirtschaft liefert die nötigen Grundnahrungsmittel.

Auch in der Pfarrei Schmidmühlen sind die Schwestern vor allem für die Krankenpflege und im Kindergarten im Einsatz. Schwestern Oberin Simperta leitete von 1950 bis 1989 den Kindergarten in Schmidmühlen. Seit ihrer Pensionierung im Juli 1989 erledigt sie fast alle anfallenden Arbeiten im Pfarrbüro. Schwester Antholiana ist seit 1976 als Krankenschwester in der Pfarrei tätig. Mit viel Engagement versieht sie tägliche Krankenpflege. Beide Schwestern sind auch für den Kirchenschmuck zuständig. Bei fast allen anfallenden Arbeiten in der Pfarrei, stehen die Schwestern BGR Georg Braun zur Seite. Die Pfarrei ist sehr stolz auf „ihre“ Mallersdorfer Schwestern und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen.

Amberger Nachrichten v. 12.06.2002 / Amberger Zeitung  v. 13.06.2002
Wirken der Schwestern Zeichen echter Nächstenliebe

Seit fast 100 Jahren gibt es das Kloster in Schmidmühlen / Erinnerungstafel wurde am Elisabethenheim enthüllt

Es war ein Tag, der den Schmidühlenern und den vielen Gästen aus den Nachbarorten noch lang in bester Erinnerung bleiben wird: Am Sonntag wurde eine Tafel am Elisabethenheim enthüllt, die an das Wirken der Mallersdorfer Schwestern In der Pfarrei Schmidmühlen erinnern soll. Zurzeit arbeiten mit Oberin Schwester Simperta und Schwester Antholiana noch zwei Schwestern des 0rdens in Schmidmühlen.

Auftakt ein Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Ägidius, den der Superior des Ordens, Prälat Staufer, mit Pfarrer BGR Georg Braun zelebrierte. Der Vorsitzende des Kulturvereins Schmidmühlen Ulrich Weigert, begnügte dazu neben den Schwestern Simperta und Antholiana aus Schmidmühlen auch die Generaloberin des Ordens in Mallersdorf SM Marion, Gebietsoberin SM Leona sowie Schwester Isidoris aus der, Nachbarpfarrei Vilshofen.

Schmidmühlens Vereine waten mit Abordnungen ebenso vertreten wie der Marktrat mit den Bürgermeistern Peter Braun und Karl Fochtner, der Pfarrgemeinderat mit dem Vorsitzenden Hans Bauer .wie die Kirchenverwaltung mit Vorsitzendem Erich Jeziorowski an der Spitze.

Mit dieser Festveranstaltung fiel euch der Startschuss :zum diesjährigen Kultursommer. Die Idee zu dieser Erinnerungstafel bestand schon seit zwei Jahren, so der Vorsitzende des Kultur vereine. Der "Grundstein" für die Erinnerungstafel wurde bei einer Dokumentation über die Geschichte der Schwestern in der Pfarrei Schmidmühlen und einer Fahrt ins Kloster im Rahmen des Kultursommers 2000 gelegt.

Seit 1905 In Schmidmühlen

Bereits seit 1905 gibt es die Klosterschwestern in Schmidmühlen. 26 Schwestern arbeiteten bzw. arbeiten heute noch in der Pfarrei. Ihre Aufgaben waren die Kinderziehung im Kindergarten, die Ausbildung von jungen Mädchen und Frauen in einer Nähschule sowie die Kranken und Altenpflege. Letztere wurde zum 1. Juni dieses Jahres mit der Auflösung des Trägervereins, dem Elisabethenverein , aufgegeben.

Mit dieser Tafel, so Weigert, wollen der Kulturverein und der Gartenbauverein en das verdienstvolle Wirken der Schwestern erinnern. Beide Vereine sowie die Pfarrangehörigen heuen großen Respekt und Hochachtung vor der Arbeit und Lebensleistung der Schwestern, unterstrich er. Dabei dankte er nicht nur den beiden Vereinen für die Initiative und das Engagement, sondern auch Hans Rubenbauer sowie Ludwig Birzer für ihre Spenden und Ihre Arbeit.

Christliche Kindererziehung

In einem denkwürdigen Gottesdienst dankte der Superior des, Klosters Prälat Staufer, für die gute Auf nehme der Schwestern in Pfarrei und Gemeinde. Er verwies darauf, dass im Jahr 1905 unter der Trägerschaft des St. Elisabethenvereins die Schwestern in den Markt an der Lauterach gerufen wurden. "Sie kamen um zu helfen in der Betreuung der Kranken und älteren Mitbürger. Sie kamen, um ihren Dienst en zu bieten in der Betreuung der Kinder und sie kamen, um Mädchen und Frauen auszubilden in einer Nähschule", so der Superior. Bis 1989 leitete Schwester Simperta den Kindergarten. Und damit heben die Eltern dieser Kinder dokumentiert, dass christliche Erziehung euch schon im Kindesalter ein festes Fundament für die Persönlichkeitsgestaltung darstelle. Es wurden Werte der Geistliche, die in der heutigen Zeit wieder gefordert werden, die aber. nicht wehtun dürfen. In diesem, Zusammenhang dankte er allen Eltern, die euch in der heutigen Zeit zu ein, christlichen Erziehung stehen. Das Motto der Ordensgemeinschaft laute "Die Nächstenliebe gehört den Menschen, die sich selbst nicht mehr helfen können". Allerdings habe man heute für die ältere Generation nicht, mehr viel übrig, stellte Staufer kritisch fest. Heute sollten sich immer "Andere" um die alten Menschen kümmern Die Jugend der Pfarrei rief er auf. die Fußstapfen der Schwestern zu treten. So könnte die "verrückte Welt" wieder zurecht gerückt werden.

Die Erinnerung wach halten

Nicht nur für die Ordensschwestern, sondern auch für die vielen Gläubigen, war die Enthüllung und Einweihung. der Erinnerungstafel und der Figur des HI. Franziskus ein denkwürdiges Erlebnis. Die Enthüllung nehmen die Vorsitzenden Ulrich Weigert (Kulturverein) und Hans Rubenbauer (Gartenbauverein) vor. Den kirchlichen Segen erhielt die Figur des HI. Franziskus von Superior Prälat Staufer.

Ihr Vorsitzende des Gartenbauvereins dankte zum Abschluss allen Beteiligten, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben. Es war der feste und gemeinsame Wille aller, des Wirken der 26 Klosterschwestern über ,die Jahrzehnte hinweg zu dokumentieren und die Erinnerung euch noch für d kommenden Generationen wach halten, so Hans Rabenbauer. Sein besonderer Dank galt Steinbildhauermeister Ludwig Birzer, der die Inschrift der Tafel gefertigt kette. .wie dem stellvertretenden Vorsitzen den des Kulturvereine, Josef Popp, der das "Ganze" in die Hand genommen und koordiniert hatte. Sowohl der Gottesdienst als auch der Festakt in der Pfarrer Härtle Straße wurde von der Blaskapelle St. Ägidius musikalisch gestaltet.

Hilfe durch Arbeit und Gebet

Dank an die Klosterfrauen / Schwesternstation bleibt

Anlässlich der Enthüllung und Einweihung einer Erinnerungstafel, mit dem der Kulturverein zugleich in den diesjährigen Kultursommer startete, b der Markt einen Empfang im Rathaus. Gekommen waren ins Obere Schloss neben den Klosterschwestern aus dem Kloster Schmidmühlen bzw. Mallersdorf euch BGR Georg Braun, Superior Prälat Staufer sowie viele Gäste aus dem öffentlichen Leben und Mitglieder der Vereine.

Bürgermeister Peter Braun bezeichnete den Empfang als Zeichen der Hochachtung und Wertschätzung für die Schwestern und ihre Arbeit. Mit der Auflösung des Elisabethenvereins vor wenigen Tagen habe in Schmidmühlen eine neue Ära begonnen. Damit falle in Schmidmühlen nach fast 100 Jahren der örtliche Krankenhilfeverein weg. "Dies ist ein schmerzlicher Verlust für das Gemeinwohl", so Braun. Es gebe wohl wenige alt eingesessene Familien, die nicht von der Arbeit und dem Gebet der Schwestern gerade in der Kranken und Altenpflege Hilfe erfahren halten.

Zugleich würdigte er die Initiative des Kulturvereins und des Gartenbau vereine, die mit diese, Aktion eine Stück Heimat/ und Kirchengeschichte dokumentiert heben. Dies unterstrich auch Kirchenpfleger Erich Jeziorowski. Er bedankte sich bei der Ordensleitung, die sich bereit erklärt hatte, die Schwesternstation in Schmidmühlen noch zu erhellen.

Dem Eintrag in das Goldene Buch des Marktes schloss sich noch ein kleiner Sektempfang an.

 

 
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