Amberger Nachrichten  v. 18.08.2001

Tore brachten den Bürgern zusätzliche Sicherheit

Eine so mächtige Befestigung wie beispielsweise Amberg hatte Schmidmühlen nicht, doch auch die Bürger dieses Markts achteten im Mittelalter darauf, dass der Ort gut geschützt war. Und das erfolgte durch mehrere Tore.Der Ort Schmidmühlen (smidimulini) wird erstmals um 1010 urkundlich erwähnt. Schon 997 wird Emhof bereits beurkundet, als Abt Rambold den Zins einer Hube zum Unterhalt der Lichter in den Kapellen zu Premberg und Emhofen gibt. Durch Herzog den Strengen wird Schmidmühlen im Jahr 1270 zum Markt erhoben - und dies mit allen zugehörigen Rechten. Eines dieser Rechte war, eine Befestigung anzulegen.
Da das alte Schmidmühlen durch seine Lage auf der Insel, die durch die Gabelung der Lauterach entstandenen war, einigermaßen geschützt war, dürfte die Marktbefestigung im wesentlichen in den Markttoren bestanden haben. Der Markt wurde in der Zeit von 1424 bis 1427 befestigt. Die ursprüngliche Befestigung dürfte wohl in Form von Absperrungen an den Lauterachbrücken gewesen sein; auf die Errichtung von Befestigungsmauern konnte man verzichten. Zum einen waren sowohl die Lauterach als auch die Vils wasserreicher und tiefer. Zum anderen standen an vielen Stellen Häuser - auch bei dem dem Kreuzberg zugewandten Arm - mit ihrer Rückseite zur Lauterach. So wurden nur die Marktausgänge durch Tore gesichert.Schmidmühlen war seinerzeit ein wichtiger Handelsplatz. Wichtige Handelsstraßen führten aus allen Richtungen nach Schmidmühlen zum Vilshafen. Hier wurde durch die Mündung der Lauterach in die Vils erst die Schifffahrt mit größeren Transportschiffen möglich.

Nicht zu vergessen auch das Hammerwerk: In der Umgebung Schmidmühlens wurde früh Eisen gefunden und gewonnen. Auch wenn später das Eisen von Amberg nach Schmidmühlen geschafft wurde, besaß Schmidmühlen doch in jenen Jahrzehnten den größten und wichtigsten Eisenhammer, welcher auch die höchsten Abgaben zu entrichten hatte.
Schmidmühlen hatte insgesamt vier Markttore sowie zwei für den Hammer, die beiden letzteren existieren heute noch. Das Hammertor stand an der Hammerbrücke. 1427 war es als letztes der vier Markttore errichtet worden. Erbauer war nicht der Markt, sondern der damalige Hammerbesitzer Johann Perndell, der einen eigenen Ausgang für den Hammer schaffen wollte. Dieses Tor wird in einem Vertrag zwischen Perndell und der Bürgerschaft im Jahre 1427 erwähnt. Es wurde 1816 abgerissen. Was die Befestigung des Hammers anbelangt, wurde er eigens mit zwei Toren abgesichert, die heute noch existieren.
Das Brunnlett-Tor oder Obermühltor sperrte die heutige Poststraße an der Lauterachbrücke. Es wurde 1861 abgebrochen.

Durch das Untere Tor, auch Unteres Mühltor genannt, sperrte man die Straße nach Amberg, Burglengenfeld und nach Kallmünz. Es stand an der Brücke bei der jetzigen Sparkasse und der Versicherungsagentur Färbos. 1889 wurde es bis auf zwei Pfeiler entfernt. Diese brach man nach dem großen Hochwasser 1909 ab. Mitgeschwemmte Bäume, Kästen und ähnliches stauten an den Torresten das Jahrhunderthochwasser besonders. Das Torhäuschen wurde dann 1929 abgebrochen und man baute an seiner Stelle einen Laden.

Das Lauterachtor (Obere Tor) wurde 1424 fertig gestellt. Es ist auch mit einem tragischen Unglück verbunden: Am 20. April 1729 stürzte es ein und begrub die zwölfjährige Anna Reindl unter seinen Trümmern. Sie war sofort tot. 1785 wurde es mit einem runden Torbogen wieder aufgebaut. Im Verlauf des zweiten Weltkrieges wurde es 1945 durch amerikanische Panzer beschädigt und nach dem zweiten Weltkrieg wieder notdürftig instand gesetzt. Damals ging der Schlussstein im Torbogen mit der Jahreszahl 1424 verloren. 1952 brachen dann die Amerikaner mit dem Einverständnis des Gemeinderates das Obere Tor am 11. April 1952 (Karfreitag) ganz ab, weil es dem zunehmenden Verkehr zum Truppenübungsplatzes nicht mehr gewachsen war.
In dem Tor befand sich ein großes Ölbild auf Leinwand gemalt mit der Darstellung Jesu, wie er vor dem Tor stehend von seiner Mutter Abschied nimmt. Dieses Bild ist seit dieser Zeit spurlos verschwunden und niemand weiß, wohin es kam.
Das obere Tor war das einzige Tor, das ständig bewohnt war. Die letzten Bewohner und auch Eigentümer der unteren Wohnung waren der Braumeister Johann Brey mit seiner Frau. Sie waren aber schon vor dem Abbruch des Torhauses verstorben.
Innerhalb der Befestigung war der Markt gut und reichlich mit Wasser versorgt. Jedes Haus hatte einen eigenen Brunnen mit Grundwasser als Brauchwasser. Die Schöpfbrunnen waren meistens im Hausflur unter der Treppe. Ein öffentlicher Brunnen mit Holzabdeckung und Holzpumpe war auf dem Kirchplatz vorhanden.

Außerhalb des befestigten Marktes im Brunnlett und am Fuß des Kreuzberges (auch Schlossberg genannt), dort, wo der Hammerbach vom Weg abzweigt, bevor er in die Vils einmündet, waren je ein Brünnl mit frischem klaren Quellwasser. Aus diesen Brunnen wurde das Trinkwasser mit Eimern und Krügen geholt. Der Brunnlettbrunnen war mit großen Dolomitsteinplatten gefasst und nach oben abgedeckt, so dass man über mehrere Steinstufen hinab seitlich direkt aus der Quelle schöpfen konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieser Zugang geschlossen und durch eine Pumpe ersetzt.

 

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