Tore brachten den Bürgern zusätzliche Sicherheit
Eine so mächtige Befestigung wie beispielsweise Amberg hatte Schmidmühlen
nicht, doch auch die Bürger dieses Markts achteten im Mittelalter
darauf, dass der Ort gut geschützt war. Und das erfolgte durch mehrere
Tore.Der Ort Schmidmühlen (smidimulini) wird erstmals um 1010 urkundlich
erwähnt. Schon 997 wird Emhof bereits beurkundet, als Abt Rambold
den Zins einer Hube zum Unterhalt der Lichter in den Kapellen zu Premberg
und Emhofen gibt. Durch Herzog den Strengen wird Schmidmühlen im Jahr
1270 zum Markt erhoben - und dies mit allen zugehörigen Rechten. Eines
dieser Rechte war, eine Befestigung anzulegen.
Da das alte Schmidmühlen durch seine Lage auf der Insel, die durch
die Gabelung der Lauterach entstandenen war, einigermaßen geschützt
war, dürfte die Marktbefestigung im wesentlichen in den Markttoren
bestanden haben. Der Markt wurde in der Zeit von 1424 bis 1427 befestigt.
Die ursprüngliche Befestigung dürfte wohl in Form von Absperrungen
an den Lauterachbrücken gewesen sein; auf die Errichtung von Befestigungsmauern
konnte man verzichten. Zum einen waren sowohl die Lauterach als auch die
Vils wasserreicher und tiefer. Zum anderen standen an vielen Stellen Häuser
- auch bei dem dem Kreuzberg zugewandten Arm - mit ihrer Rückseite
zur Lauterach. So wurden nur die Marktausgänge durch Tore gesichert.Schmidmühlen
war seinerzeit ein wichtiger Handelsplatz. Wichtige Handelsstraßen
führten aus allen Richtungen nach Schmidmühlen zum Vilshafen.
Hier wurde durch die Mündung der Lauterach in die Vils erst die Schifffahrt
mit größeren Transportschiffen möglich.
Nicht zu vergessen auch das Hammerwerk: In der Umgebung Schmidmühlens
wurde früh Eisen gefunden und gewonnen. Auch wenn später das
Eisen von Amberg nach Schmidmühlen geschafft wurde, besaß Schmidmühlen
doch in jenen Jahrzehnten den größten und wichtigsten Eisenhammer,
welcher auch die höchsten Abgaben zu entrichten hatte.
Schmidmühlen hatte insgesamt vier Markttore sowie zwei für
den Hammer, die beiden letzteren existieren heute noch. Das Hammertor stand
an der Hammerbrücke. 1427 war es als letztes der vier Markttore errichtet
worden. Erbauer war nicht der Markt, sondern der damalige Hammerbesitzer
Johann Perndell, der einen eigenen Ausgang für den Hammer schaffen
wollte. Dieses Tor wird in einem Vertrag zwischen Perndell und der Bürgerschaft
im Jahre 1427 erwähnt. Es wurde 1816 abgerissen. Was die Befestigung
des Hammers anbelangt, wurde er eigens mit zwei Toren abgesichert, die
heute noch existieren.
Das Brunnlett-Tor oder Obermühltor sperrte die heutige Poststraße
an der Lauterachbrücke. Es wurde 1861 abgebrochen.
Durch das Untere Tor, auch Unteres Mühltor genannt, sperrte man die Straße nach Amberg, Burglengenfeld und nach Kallmünz. Es stand an der Brücke bei der jetzigen Sparkasse und der Versicherungsagentur Färbos. 1889 wurde es bis auf zwei Pfeiler entfernt. Diese brach man nach dem großen Hochwasser 1909 ab. Mitgeschwemmte Bäume, Kästen und ähnliches stauten an den Torresten das Jahrhunderthochwasser besonders. Das Torhäuschen wurde dann 1929 abgebrochen und man baute an seiner Stelle einen Laden.
Das Lauterachtor (Obere Tor) wurde 1424 fertig gestellt. Es ist auch
mit einem tragischen Unglück verbunden: Am 20. April 1729 stürzte
es ein und begrub die zwölfjährige Anna Reindl unter seinen Trümmern.
Sie war sofort tot. 1785 wurde es mit einem runden Torbogen wieder aufgebaut.
Im Verlauf des zweiten Weltkrieges wurde es 1945 durch amerikanische Panzer
beschädigt und nach dem zweiten Weltkrieg wieder notdürftig instand
gesetzt. Damals ging der Schlussstein im Torbogen mit der Jahreszahl 1424
verloren. 1952 brachen dann die Amerikaner mit dem Einverständnis
des Gemeinderates das Obere Tor am 11. April 1952 (Karfreitag) ganz ab,
weil es dem zunehmenden Verkehr zum Truppenübungsplatzes nicht mehr
gewachsen war.
In dem Tor befand sich ein großes Ölbild auf Leinwand gemalt
mit der Darstellung Jesu, wie er vor dem Tor stehend von seiner Mutter
Abschied nimmt. Dieses Bild ist seit dieser Zeit spurlos verschwunden und
niemand weiß, wohin es kam.
Das obere Tor war das einzige Tor, das ständig bewohnt war. Die
letzten Bewohner und auch Eigentümer der unteren Wohnung waren der
Braumeister Johann Brey mit seiner Frau. Sie waren aber schon vor dem Abbruch
des Torhauses verstorben.
Innerhalb der Befestigung war der Markt gut und reichlich mit Wasser
versorgt. Jedes Haus hatte einen eigenen Brunnen mit Grundwasser als Brauchwasser.
Die Schöpfbrunnen waren meistens im Hausflur unter der Treppe. Ein
öffentlicher Brunnen mit Holzabdeckung und Holzpumpe war auf dem Kirchplatz
vorhanden.
Außerhalb des befestigten Marktes im Brunnlett und am Fuß
des Kreuzberges (auch Schlossberg genannt), dort, wo der Hammerbach vom
Weg abzweigt, bevor er in die Vils einmündet, waren je ein Brünnl
mit frischem klaren Quellwasser. Aus diesen Brunnen wurde das Trinkwasser
mit Eimern und Krügen geholt. Der Brunnlettbrunnen war mit großen
Dolomitsteinplatten gefasst und nach oben abgedeckt, so dass man über
mehrere Steinstufen hinab seitlich direkt aus der Quelle schöpfen
konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde dieser Zugang geschlossen und durch
eine Pumpe ersetzt.