Der Hammer zu Schmidmühlen und seine Herren

Von: Josef Popp
(aus Mittelbayerischer Zeitung vom 21.u. 23.05.2005)

Von der Trethütte zum Hammerwerk 

Der Anfang der Eisenerzeugung lag wie überall bei den Feuerstätten oder Trethütten, den mit Muskelkraft betriebenen „fabricae pedalis“. Hier war der Schmied zugleich Erzgräber, Erzschmelzer und Eisenverarbeiter in einer Person. Den Beginn dieser Zeit kann guten Gewissens in die Eisenzeit datieren, besonders in den letzten Abschnitt dieser Epoche.
Diese Zeit, auch Keltenzeit (450 bis Chr. Geburt) genannt,ist jene, aus der auch der Ringwall auf dem Kreuzberg in Schmidmühlen entstammt. Die Schmelzstätten standen zunächst in nächster Nähe der Erzlager, im Bereich von Schmidmühlen waren diese im Blaugrund und im Hirschwald. Reste dieser Gruben, sogenannte Pingen, große runde Vertiefungen, kann man gelegentlich noch entdecken. Bei der Verhüttung neben der Erzfundstelle entfiel der mühselige Transport, hatte aber den Nachteil der geringen Ausbeute an Eisen.

Mit der Fortschreitenden Entwicklung der Blasebälge und der Nutzung der Wasserkraft wurde auch die Produktivität der Eisenverarbeitung erhöht. Die neue, an das Wasser verlegte Arbeitsstätte war dann die Schmiedemühle – die Mühle, in der geschmiedet wurde. Das Datum der ersten urkundlichen Nennung von Schmidmühlen wird auf das Jahr 1010 datiert. Die Witwe Pilifried vermachte dem Kloster Emmeram eine Schenkung: locus ad onerandas naves Teutonicas Ladestat dictus smidimulni. Der Name ist zu deuten als „Mühle in der geschmiedet wird“ – die Schmiedemühle ist nichts anderes als der Vorläufer des Eisenhammers. Bis es jedoch soweit kam, ist noch einige Zeit vergangen.

Es spricht einiges dafür, dass der findige Kopf , der damals die Wasserkraft zur Eisenverhüttung nützte und den Grundstein zur Entwicklung der oberpfälzischen Eisenindustrie legte, im Raum Schmidmühlen zu hause war. Dagegen kann eingewendet werden, dass im Salbuch Herzog Ludwigs des Strengen von 1270 nur ein „Schmidlehen“, aber erst bei dem seines Sohnes Ludwig des Bayern von 1326 ein Hammer aufgeführt wird.Die Salbücher verzeichneten jene Besitzungen, die Abgabe an den Herzog zu leisten hatten.Ludwig der Strenge hatte Schmidmühlen im Jahr 1270 in seinen Besitz gebracht, der bis dahin noch nicht wittelsbacherisch war. Das war der Kern des späteren Hammerwerkes.

Was nun die Abgaben angeht: 1326 zinsten die oberpfälzischen Hämmer je zwischen 2 Pfund 10 Haller und 11 Pfund 40 Haller jährlich. Der Durchschnitt betrug 5 Haller. Der Hammer von Schmidmühlen war mit 12 Pfund 60 Haller am höchsten veranlagt. Da der Ort mit dem in Schmidmühlen geborenen Emmeramer Abt Albert von Schmidmühlen (Abt von 1324 bis 1358), Berater und mehrfacher Pate des Kaisers Ludwig des Bayern, einen besonderen Fürsprecher hatte, ist nicht anzunehmen, dass der Hammer steuerlichzu hochveranlagt wurde. Es kann sich bei ihm nur um ein älteres und ziemlich großes Werk gehandelt haben. 

Die Besitzer bis Ende des dreißigjährigen Krieges

In welchem Maße der Ortsadel von Schmidmühlen am Entstehen und der Entwicklung des Hammers beteiligt war, ist noch nicht abschließend untersucht worden.Als ansässig sind sie verzeichnet von 1166 bis 1356. Sie waren die Grundherren, auf deren Grund und Boden Schmelzofen und Hammerwerk errichtet wurden.
1326Otto in foro (Otto im Markt), Amberger Bürger
1387 UlrichWalzenhofer (Wolletshofer / Wolntzhofer / Wolenzhofer?)

Er war 1395 Küchenmeister des Herzogs Ruprecht des Jüngeren. Walzenhofer gehörte zu den Unterzeichnern und Sieglern der 1387 in Amberg zwischen den Städten Amberg, Sulzbach und Nürnberg sowie 77 Hammerwerksbesitzern abgeschlossenen Hammerwerkseinigung, die bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein Geltung behielt. Es war der erste Industriekonzern Deutschlands.

1402 Paul Ettenstetter – er steht mit dem Regensburger Bürger Friedrich Gäwter im Eisenhandel

1427 Johann Perndell: In diesem Jahr schließt er mit dem Rat und der Gemeinde einen Vertrag ab,, wonach er das Recht erhält, „die Thore anzuhangen auf der freyen Straße als sie von altem Herkommen da durchgegangen sind“. Damit wurde der Hammer zu einem abgeschlossenen Bereich. Von den ehemals zwei Toren ist nur noch eines erhalten. Perndell musste sich und seine Nachkommen verpflichten für die Marktbewohnern („von altem Herkommen“) den Durchgang freizuhalten.

1523 Eban Altmann 

Er ist möglicherweise der bedeutendste der Schmidmühlener Hammerherren. 1532 errichtete er im Markt Schmidmühlen mit „Hilf und Fürstreck“ der Freien Reichsstadt Nürnberg an der Vils ein Gebäude in dem Kaufmannsgüter eingelagert werden konnten (ehemalige Ankerwirtschaft). Unstimmigkeiten zwischen dem Markt und dem Hammermeister führten 1534 zu einem Vertrag (Rezeß). Aus diesem ergibt sich, dass im Hammer sechs Bürgerhäuser „eingefangen“ waren. Der Hammermeister wurde verpflichtet, „fürderhin Inwohner und Hammerschmiede“ dieser sechs Häuser zu den Bürgerpflichten und sonstigen Botmäßigkeiten anzuhalten.Sie mussten unter anderem eine Abgabe für die Pfarrkirche, der Bruderschaftsmesse und für den Kohlenstadel zahlen. In dem Kohlenstadel wurden nicht unerhebliche Mengen von Holzkohle eingelagert. Aus feuerpolizeilichen Gründen stand dieser Stadel außerhalb des Ortskernes. Er befand sich auf dem Grundstück im Zieglerweg, das heute der Familie Rogg gehört.

1554 Jakob Altmann: mit ihm beginnt der Niedergang der Familie. Er lebte nicht lange, denn bereits 1557 werden seine Erben genannt.

1557 Leonhard Vogl

Er stammte aus Kallmünz. Dem Umstand, dass Leonhard Vogl Eisengroßhändler war, verdanken wir die Kenntnis, wohin das Schmidmühlener Eisen gewandert war: in erster Linie nach Ulm. Der Handel mit Eisen war in der Freien Reichsstadt ein wichtiges Gewerbe. 1613 lagerte in dieser Stadt nur Eisen aus der Oberpfalz, darunter auch aus Schmidmühlen. Ein Teil der Eisens wurde in Ulm verarbeitet, der weit aus größere Teil wurde aber nach Oberschwaben, ins Bodenseegebiet, in die Schweiz, nach Italien und Frankreich ausgeführt. 

Nach Auswertung verschiedener Sekundärquelle ist es gelungen, mehr als nur die Namen der Besitzer des Hammers zu Schmidmühlen zu erfahren. Der Hammer zu Schmidmühlen gehörte im Mittelalter zu den bedeutendsten Werken in der Oberpfalz. Viele Familien besaßen den Hammer zu Schmidmühlen eine von ihnen waren die Knorr.

1583Von Leonhard Vogl (Anknüpfung an Teil 1) ist bisher nur eine Tochter – Margareta, bekannt. Sie heiratete um 1560 den von Hammer Altenhohenburg stammenden Jakob Knorr. Er erwirbt am 10. Mai 1583 den Gesamtkomplex des Hammers, bestehend aus der Hofmark Pilsheim und dem Adlhof. Den Knorr war 1518 zu Augsburg von Kaiser Maximilian I. ein Wappen verliehen worden. Kaiser RudolfI. erhob am 10.7.1597 die Brüder Knorr, alle Hammerherren, in den Reichsadelsstand. Jakob Knorr starb 1615. Im Jahre 1600 befanden sich nach alten Aufzeichnungen noch sieben Grabmonumente in der Pfarrkirche in Schmidmühlen. Sie sind mit Jahreszahlen versehen, ausgenommen zwei: „Anno 15..starb der Ehrnverst Jakob Knorr auf Pilshaim, Hammermeister zu Schmitmühlen“ und „Anno 15.. starb die Ehrbnfest und Tugsame Frau Margareta seine Hausfrau eine Vogilin von Regensburg“. Beide Grabsteine sind verschwunden, somit ist das Sterbejahr nach derzeitigem Stand nicht nach vollziehbar. 

1646 erwirbt Johann Merz von der Vils den Hammer. Der Kaufpreis betrug alleine 4000fl. 1647 erwirbt er auch die Hofmark Pilsheim zu einem Preis von 6000 fl. DurchHeereslieferungen an die kaiserlichen und bayerischen Truppen reich geworden, wurde er inden Adelsstand gehoben. Johann Merz starb 1661. Nachfolger im Besitz wurde sein Sohn Paul Phillip, der aber den Besitz nicht halten konnte und ihn 1666 an Johann Adam von Seglau verkaufte.

Der Hammerbetrieb vor dem Dreißigjährigen Krieg

Nicht nur in der heutigen Zeit hat die Wirtschaft mit Konjunkturschwankungen zu kämpfen. Dies war auch zur Zeit des Mittelalters schon so. 1387 schlossen sich die Erzstädte Amberg und Sulzbach, die freie Reichsstadt Nürnberg und 64 oberpfälzer Hammerbetriebe zur so genannten Hammereinigung zusammen. Diese Hammereinigung hatte bis 1626 Bestand. Nur Mitglieder dieser Einigung erhielten Erz aus Amberg. Die Erzeugnisse der Hammerbetriebe werden genormt. Jeder Hammer hatte sein Zeichen auf die gefertigte Ware zu schlagen. Für den Hammer Schmidmühlen war dies ein „Kelch in der Pfann“. 

Das Abfallprodukt, die Schlacke, enthielt noch einen großen Eisenanteil von bis zu 50 Prozent. Diese wurde in der Nähe des Werkes gelagert. In Schmidmühlen war dies damals der Platz, wo heute das ehemalige Sägewerk Böhm ist. Nach dem dreißigjährigen Krieg – als die Rohstoffe knapp waren, wurde auf diese Schlacke mit dem enthaltenen Eisen zurückgegriffen. Nach den Bestimmungen der Hammereinigung durfte ein Schienhammer – wie in Schmidmühlen produziert -in den vorgeschriebenen 40 Arbeitswochen jährlich nur 60 bis 70 Pfund „Schien“ ausschmieden, das sind etwa 70 Tonnen Roheisen. In den Jahren, in denen die Knorr auf dem Hammergut saßen, produzierte der Hammer von 1576 bis 1608 jeweils zwischen 37 und 126 Tonnen, in den Jahren 1603 bis 1608jährlich im Durchschnitt sogar 121 Tonnen.

Harte Arbeit in den Hammerwerken

Die Arbeit in den Hämmern war umfangreich und hart. Das zerkleinerte und gewaschene Erz wurde zunächst ausgeschmolzen. Das hier gewonnene Roheisen nannte man Luppe. Es war zunächst unbrauchbar und wurde deshalb mehrmals noch ausgeschmolzen. Dies geschah zwei – bis dreimal und nach dem bearbeiten unter dem Hammer erschien das Endprodukt: die Schienen. Im so genannten Wellherd blieb am Boden verhältnismäßig reines Eisen zurück: der Deichsel oder Deyel, Deuel oder zweigeschmolzenes Eisen genannt.

Der Transport

Das benötigte Erz wurde spätestens ab dem Jahre 1576 auf den Vilsschiffen nach Schmidmühlen transportiert. Schmidmühlen hatte da einen besonderen Vorteil. Durch die Einmündung der Lauterach in die Vils konnte direkt am Hammer ausgeladen werden. Die andernorts benötiget Fuhrwerke konnte man sich sparen. Schmidmühlen erhielt unter Hans Georg Knorr von Amberg 521 Tonnen Eisenerz. Um das Jahr 1600 lud ein Schiff 400 Zentner. Für Schmidmühlen waren demnach etwa 26 Schiffsladungen nötig. Da die Vils aber nicht das ganze Jahr – meist von April bis Oktoberüber beschiffbar war, wurde auch über die „Eisenstraße“ Amberg – Köfering – Waldhaus – Hirschwald Schmidmühlen beliefert. Diese Straße ist als Hohlweg in Schmidmühlen heute noch zu sehen und als Feldweg benutzbar. Zu erwähnen ist noch, dass der Hammer zu Schmidmühlen ein eigenes Bergwerk besaß. Es befand sich am dem Grund der Hofmark Pilsheim.

Holz ein wichtiger Rohstoff

Im Hammerbrief von 1471 in dem alle Rechte und Pflichten des Hammerherren gegenüber dem Landesherren aufgezählt wurden, erhält der Eisenherr das Recht zugebilligt, aus den fürstlichen Wäldern alles benötigte Bau- und Zimmererholz zu einem jährlichen Waldzins von 12 Regensburger Pfennigen zu beziehen. Der Holzverbrauch war enorm. Das Fehlen von Holz war vielerorts die Folge, dass die Hämmer aufgeben mussten, so auch in Schmidmühlen. Im Hammer zu Schmidmühlen wurden auch Gruben- und Meilerkohle verwendet. Beide wurden in Kohlenmeilern hergestellt. Beim Hammer in Schmidmühlen verbrauchte man in einem Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts jährlich 7400 Zentner Grubenkohle und 3200 Zentner Meilerkohle, also insgesamt 10660 Zentner Kohle. Zu ihrer Gewinnung waren 4600 Festmeter Holz nötig.

Quelle: 

Fritz Link

In: Heimaterzähler – Heimatbeilage für das Schwandorfer Tagblatt und die Burglengenfelder Zeitung (jetzt Mittelbayerische Zeitung) März 1970
 
 
Der noch existierende Torbogen in Schmidmühlen lässt sich auf Johann Perndell 1427 zurückführen. Er erhält das Recht „die Thore anzuhangen auf der freyen Straße....“
Die ehemalige Ankerwirtschaft im Zentrums Schmidmühlen wurde 1532 von Eban Altmann mit „Hilf und Fürstreck“ der Freien Reichsstadt Nürnberg errichtet.

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