Von: Josef Popp
(aus Mittelbayerischer Zeitung vom 21.u. 23.05.2005)
Mit der Fortschreitenden Entwicklung der Blasebälge und der Nutzung der Wasserkraft wurde auch die Produktivität der Eisenverarbeitung erhöht. Die neue, an das Wasser verlegte Arbeitsstätte war dann die Schmiedemühle – die Mühle, in der geschmiedet wurde. Das Datum der ersten urkundlichen Nennung von Schmidmühlen wird auf das Jahr 1010 datiert. Die Witwe Pilifried vermachte dem Kloster Emmeram eine Schenkung: locus ad onerandas naves Teutonicas Ladestat dictus smidimulni. Der Name ist zu deuten als „Mühle in der geschmiedet wird“ – die Schmiedemühle ist nichts anderes als der Vorläufer des Eisenhammers. Bis es jedoch soweit kam, ist noch einige Zeit vergangen.
Es
spricht einiges dafür, dass der findige Kopf , der damals die Wasserkraft
zur Eisenverhüttung nützte und den Grundstein zur Entwicklung
der oberpfälzischen Eisenindustrie legte, im Raum Schmidmühlen
zu hause war. Dagegen kann eingewendet werden, dass im Salbuch Herzog Ludwigs
des Strengen von 1270 nur ein „Schmidlehen“, aber erst bei dem seines Sohnes
Ludwig des Bayern von 1326 ein Hammer aufgeführt wird.Die
Salbücher verzeichneten jene Besitzungen, die Abgabe an den Herzog
zu leisten hatten.Ludwig der Strenge
hatte Schmidmühlen im Jahr 1270 in seinen Besitz gebracht, der bis
dahin noch nicht wittelsbacherisch war. Das war der Kern des späteren
Hammerwerkes.
Was
nun die Abgaben angeht: 1326 zinsten die oberpfälzischen Hämmer
je zwischen 2 Pfund 10 Haller und 11 Pfund 40 Haller jährlich. Der
Durchschnitt betrug 5 Haller. Der Hammer von Schmidmühlen war mit
12 Pfund 60 Haller am höchsten veranlagt. Da der Ort mit dem in Schmidmühlen
geborenen Emmeramer Abt Albert von Schmidmühlen (Abt von 1324 bis
1358), Berater und mehrfacher Pate des Kaisers Ludwig des Bayern, einen
besonderen Fürsprecher hatte, ist nicht anzunehmen, dass der Hammer
steuerlichzu hochveranlagt
wurde. Es kann sich bei ihm nur um ein älteres und ziemlich großes
Werk gehandelt haben.
Er
war 1395 Küchenmeister des Herzogs Ruprecht des Jüngeren. Walzenhofer
gehörte zu den Unterzeichnern und Sieglern der 1387 in Amberg zwischen
den Städten Amberg, Sulzbach und Nürnberg sowie 77 Hammerwerksbesitzern
abgeschlossenen Hammerwerkseinigung, die bis in den Dreißigjährigen
Krieg hinein Geltung behielt. Es war der erste Industriekonzern Deutschlands.
1402
Paul Ettenstetter – er steht mit dem Regensburger Bürger Friedrich
Gäwter im Eisenhandel
1427
Johann Perndell: In diesem Jahr schließt er mit dem Rat und der Gemeinde
einen Vertrag ab,, wonach er das Recht erhält, „die Thore anzuhangen
auf der freyen Straße als sie von altem Herkommen da durchgegangen
sind“. Damit wurde der Hammer zu einem abgeschlossenen Bereich. Von den
ehemals zwei Toren ist nur noch eines erhalten. Perndell musste sich und
seine Nachkommen verpflichten für die Marktbewohnern („von altem Herkommen“)
den Durchgang freizuhalten.
1523
Eban Altmann
Er
ist möglicherweise der bedeutendste der Schmidmühlener Hammerherren.
1532 errichtete er im Markt Schmidmühlen mit „Hilf und Fürstreck“
der Freien Reichsstadt Nürnberg an der Vils ein Gebäude in dem
Kaufmannsgüter eingelagert werden konnten (ehemalige Ankerwirtschaft).
Unstimmigkeiten zwischen dem Markt und dem Hammermeister führten 1534
zu einem Vertrag (Rezeß). Aus diesem ergibt sich, dass im Hammer
sechs Bürgerhäuser „eingefangen“ waren. Der Hammermeister wurde
verpflichtet, „fürderhin Inwohner und Hammerschmiede“ dieser sechs
Häuser zu den Bürgerpflichten und sonstigen Botmäßigkeiten
anzuhalten.Sie mussten unter anderem
eine Abgabe für die Pfarrkirche, der Bruderschaftsmesse und für
den Kohlenstadel zahlen. In dem Kohlenstadel wurden nicht unerhebliche
Mengen von Holzkohle eingelagert. Aus feuerpolizeilichen Gründen stand
dieser Stadel außerhalb des Ortskernes. Er befand sich auf dem Grundstück
im Zieglerweg, das heute der Familie Rogg gehört.
1554
Jakob Altmann: mit ihm beginnt der Niedergang der Familie. Er lebte nicht
lange, denn bereits 1557 werden seine Erben genannt.
1557
Leonhard Vogl
Er
stammte aus Kallmünz. Dem Umstand, dass Leonhard Vogl Eisengroßhändler
war, verdanken wir die Kenntnis, wohin das Schmidmühlener Eisen gewandert
war: in erster Linie nach Ulm. Der Handel mit Eisen war in der Freien Reichsstadt
ein wichtiges Gewerbe. 1613 lagerte in dieser Stadt nur Eisen aus der Oberpfalz,
darunter auch aus Schmidmühlen. Ein Teil der Eisens wurde in Ulm verarbeitet,
der weit aus größere Teil wurde aber nach Oberschwaben, ins
Bodenseegebiet, in die Schweiz, nach Italien und Frankreich ausgeführt.
Nach
Auswertung verschiedener Sekundärquelle ist es gelungen, mehr als
nur die Namen der Besitzer des Hammers zu Schmidmühlen zu erfahren.
Der Hammer zu Schmidmühlen gehörte im Mittelalter zu den bedeutendsten
Werken in der Oberpfalz. Viele Familien besaßen den Hammer zu Schmidmühlen
eine von ihnen waren die Knorr.
1583Von
Leonhard Vogl (Anknüpfung an Teil 1) ist bisher nur eine Tochter –
Margareta, bekannt. Sie heiratete um 1560 den von Hammer Altenhohenburg
stammenden Jakob Knorr. Er erwirbt am 10. Mai 1583 den Gesamtkomplex des
Hammers, bestehend aus der Hofmark Pilsheim und dem Adlhof. Den Knorr war
1518 zu Augsburg von Kaiser Maximilian I. ein Wappen verliehen worden.
Kaiser RudolfI. erhob am 10.7.1597
die Brüder Knorr, alle Hammerherren, in den Reichsadelsstand. Jakob
Knorr starb 1615. Im Jahre 1600 befanden sich nach alten Aufzeichnungen
noch sieben Grabmonumente in der Pfarrkirche in Schmidmühlen. Sie
sind mit Jahreszahlen versehen, ausgenommen zwei: „Anno 15..starb
der Ehrnverst Jakob Knorr auf Pilshaim, Hammermeister zu Schmitmühlen“
und „Anno 15.. starb die Ehrbnfest und Tugsame Frau Margareta seine Hausfrau
eine Vogilin von Regensburg“. Beide Grabsteine sind verschwunden, somit
ist das Sterbejahr nach derzeitigem Stand nicht nach vollziehbar.
1646
erwirbt Johann Merz von der Vils den Hammer. Der Kaufpreis betrug alleine
4000fl. 1647 erwirbt er auch die Hofmark Pilsheim zu einem Preis von 6000
fl. DurchHeereslieferungen an die
kaiserlichen und bayerischen Truppen reich geworden, wurde er inden
Adelsstand gehoben. Johann Merz starb 1661. Nachfolger im Besitz wurde
sein Sohn Paul Phillip, der aber den Besitz nicht halten konnte und ihn
1666 an Johann Adam von Seglau verkaufte.
Der
Hammerbetrieb vor dem Dreißigjährigen Krieg
Nicht
nur in der heutigen Zeit hat die Wirtschaft mit Konjunkturschwankungen
zu kämpfen. Dies war auch zur Zeit des Mittelalters schon so. 1387
schlossen sich die Erzstädte Amberg und Sulzbach, die freie Reichsstadt
Nürnberg und 64 oberpfälzer Hammerbetriebe zur so genannten Hammereinigung
zusammen. Diese Hammereinigung hatte bis 1626 Bestand. Nur Mitglieder dieser
Einigung erhielten Erz aus Amberg. Die Erzeugnisse der Hammerbetriebe werden
genormt. Jeder Hammer hatte sein Zeichen auf die gefertigte Ware zu schlagen.
Für den Hammer Schmidmühlen war dies ein „Kelch in der Pfann“.
Das
Abfallprodukt, die Schlacke, enthielt noch einen großen Eisenanteil
von bis zu 50 Prozent. Diese wurde in der Nähe des Werkes gelagert.
In Schmidmühlen war dies damals der Platz, wo heute das ehemalige
Sägewerk Böhm ist. Nach dem dreißigjährigen Krieg
– als die Rohstoffe knapp waren, wurde auf diese Schlacke mit dem enthaltenen
Eisen zurückgegriffen. Nach den Bestimmungen der Hammereinigung durfte
ein Schienhammer – wie in Schmidmühlen produziert -in
den vorgeschriebenen 40 Arbeitswochen jährlich nur 60 bis 70 Pfund
„Schien“ ausschmieden, das sind etwa 70 Tonnen Roheisen. In den Jahren,
in denen die Knorr auf dem Hammergut saßen, produzierte der Hammer
von 1576 bis 1608 jeweils zwischen 37 und 126 Tonnen, in den Jahren 1603
bis 1608jährlich im Durchschnitt
sogar 121 Tonnen.
Harte
Arbeit in den Hammerwerken
Die
Arbeit in den Hämmern war umfangreich und hart. Das zerkleinerte und
gewaschene Erz wurde zunächst ausgeschmolzen. Das hier gewonnene Roheisen
nannte man Luppe. Es war zunächst unbrauchbar und wurde deshalb mehrmals
noch ausgeschmolzen. Dies geschah zwei – bis dreimal und nach dem bearbeiten
unter dem Hammer erschien das Endprodukt: die Schienen. Im so genannten
Wellherd blieb am Boden verhältnismäßig reines Eisen zurück:
der Deichsel oder Deyel, Deuel oder zweigeschmolzenes Eisen genannt.
Der
Transport
Das
benötigte Erz wurde spätestens ab dem Jahre 1576 auf den Vilsschiffen
nach Schmidmühlen transportiert. Schmidmühlen hatte da einen
besonderen Vorteil. Durch die Einmündung der Lauterach in die Vils
konnte direkt am Hammer ausgeladen werden. Die andernorts benötiget
Fuhrwerke konnte man sich sparen. Schmidmühlen erhielt unter Hans
Georg Knorr von Amberg 521 Tonnen Eisenerz. Um das Jahr 1600 lud ein Schiff
400 Zentner. Für Schmidmühlen waren demnach etwa 26 Schiffsladungen
nötig. Da die Vils aber nicht das ganze Jahr – meist von April bis
Oktoberüber beschiffbar war,
wurde auch über die „Eisenstraße“ Amberg – Köfering – Waldhaus
– Hirschwald Schmidmühlen beliefert. Diese Straße ist als Hohlweg
in Schmidmühlen heute noch zu sehen und als Feldweg benutzbar. Zu
erwähnen ist noch, dass der Hammer zu Schmidmühlen ein eigenes
Bergwerk besaß. Es befand sich am dem Grund der Hofmark Pilsheim.
Holz
ein wichtiger Rohstoff
Im
Hammerbrief von 1471 in dem alle Rechte und Pflichten des Hammerherren
gegenüber dem Landesherren aufgezählt wurden, erhält der
Eisenherr das Recht zugebilligt, aus den fürstlichen Wäldern
alles benötigte Bau- und Zimmererholz zu einem jährlichen Waldzins
von 12 Regensburger Pfennigen zu beziehen. Der Holzverbrauch war enorm.
Das Fehlen von Holz war vielerorts die Folge, dass die Hämmer aufgeben
mussten, so auch in Schmidmühlen. Im Hammer zu Schmidmühlen wurden
auch Gruben- und Meilerkohle verwendet. Beide wurden in Kohlenmeilern hergestellt.
Beim Hammer in Schmidmühlen verbrauchte man in einem Jahrzehnt des
17. Jahrhunderts jährlich 7400 Zentner Grubenkohle und 3200 Zentner
Meilerkohle, also insgesamt 10660 Zentner Kohle. Zu ihrer Gewinnung waren
4600 Festmeter Holz nötig.
Quelle: Fritz
Link In:
Heimaterzähler – Heimatbeilage für das Schwandorfer Tagblatt
und die Burglengenfelder Zeitung (jetzt Mittelbayerische Zeitung) März
1970