Georg Asam schuf das prächtige Deckenfresko

(Amberger Nachrichten vom 31.05.2003)

Kunsthistorische Sensation im Hammerschloss / Gebäude eines der bedeutendsten profanen Bauwerke der Region
 

Das Hammerschloss bestimmt neben dem Turm der Pfarrkirche und dem Oberen Schloss die Silhouette des Markts Schmidmühlen' Frisch restauriert ist es das stolze Prunkstück der Markt gemeinde. Wie ein Geschichtsbuch breiten sich die zahlreichen Spuren der unterschiedlichen Bauphasen des Schlosses aus. So lässt sich die Entwicklung und die Geschichte der örtlichen Herrschaft und ihres wirtschaftlichen Erfolgs ablesen.
Auf Grund der Untersuchungen des Landesamtes für Denkmalpflege. durchgeführt von Konservator Raimund Karl, machten die Kunsthistoriker Klaus Altenbuchner und Michael Andreas Schmid sensationelle Entdeckungen, die an diesem Wochenende im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In einem Aufsatz von Altenbuchner und Schmid (ein Vorabdruck der Beiden diente als wissenschaftliche Grundlage für diesen Bericht), erfährt das Hammerschloss seine kunsthistorische Würdigung. Der Aufsatz erscheint 2004 in den "Verhandlungen des historischen Vereins für die Oberpfalz und Regensburg".

Ein imposanter Barockbau
Obwohl man es von außen nicht vermutet, steckt im stattlichen Barockbau noch der mittelalterliche Kern. Gerade im Erdgeschoss atmet man mit den Kammern und Gewölben noch den Geist der Gotik und der Renaissance. Bei der Restaurierung wurde der ursprüngliche Eingang wieder entdeckt und frei gelegt. Über dem spätgotischen Spitzbogenportal befindet sich ein Wappen wodurch die Erbauer des ersten Hammerschlosses fest gestellt wurden: die Familie Altmann, deren Mitglieder der reichen Kaufmannschaft angehörten. -
Zug wieder entdeckt und frei gelegt. dem spätgotischen Spitzbogenportal befindet sich ein Wappen, wodurch die Erbauer des ersten Hammerschlosses fest gestellt wurden: die Familie Altmann, deren Mitglieder der reichen Kaufmannschaft angehörten. Ein Zweig der Familie besaß neben dem Hammer in Schmidmühlen auch den Hammer Vilswörth und ließ sich deshalb ein neues Wappen anfertigen. Es zeigt einen Mann mit Hut, der zwei gekreuzte Partisanen (Hiebwaffen) hält.
Unter Hektor Johann von Fischbach, der das Hammergut ab 1682 inne hatte, erhielt das Hammer. schloss um 1700 sein anspruchsvolles Aussehen. Der imposante Barockbau strahlt durch seine Größe und Erscheinung eine behäbige Würde aus. Die dunkle, satte Färbung macht es weithin sichtbar.
Durch die reichere Ausgestaltung der Rahmen an den Fenstern des zweiten Stockwerkes wird dieses als für Wohn- und vor altem für Repräsentationszwecke genutzte Etage ausgezeichnet. Dort sind die Fenster von Dreiecks- und Segmentbogengiebeln bekrönt einer Dekorationsform, die für den Hochbarock als geradezu klassisch bezeichnet werden darf. Vorbild für den Bautypus mit
Die Stuckdecke im Herrenzimmer mit dem wieder entdeckten Fresko von Georg Asam
seinem mächtigen Walmdach und den charakteristischen Zwillingskaminen war der italienische Palazzo, der durch das Schloss Nymphenburg bei München im altbayerischen Schlossbau Einzug erhielt.
Seit der Restaurierung kommt die aufwändige Fassadengestaltung mit dem unterschiedlich rauen, kräftig getönten Putz wieder zur Geltung und gibt den Hinweis auf den Baumeister des
Schlosses. Die anspruchsvolle Putzausführung war ein Markenzeichen von Architekten aus Graubünden.
Einziger Schmuck des Festsaales ist der Prunkkamin. Er ist aus Stuckmarmor gefertigt und nimmt in der mythologischen Darstellung des Reliefs Bezug auf den Erwerbszweig des Hammerherren. Zu sehen sind der Vulkan, der römische Gott des Schmidefeuers, wie er das Eisen schmiedet, seiner Gemahlin Venus, die Göttin der Liebe, sowie ihr Sohn Amor. Im Hindergrund ist das barocke Hammerschloss angedeutet.
Wie schon am Kamin zu sehen, ist die Stuckdekoration des Stockwerkes von höchster Qualität.
Der Flur und die beiden kleinen Repräsentationsräume sind mit prächtigen Stuckdecken ausgestattet. Hauptmotiv ist der Akanthus, ein Bärenklaugewächs des Mittelmeerraumes, das in Bayern von etwa 1670 bis 1730 vornehmlich als Stuckmotiv Verwendung fand. Stilistische Vergleiche der charakteristischen Akanthusranken weisen eindeutig darauf hin, dass italienische Stuckateure in Schmidmühlen engagiert wurden und die Dekoration zwischen etwa 1705 und 1708 ausführten. Italienische Künstler waren zu dieser Zeit in der Oberpfalz sehr gefragt.
Erstaunlich sind die phantasievolle Gestaltung der Decken und die große Vielfalt der Motive, die in den unterschiedlichen Funktionen der Räume mitbegründet ist. Während in einem Zimmer auffallend viele Waffen vorherrschen, vermitteln die feinen Akanthuranken im anderen Raum eher heitere Stimmung.

"Bellona" eine Überraschung
Das so genannte Herrenzimmer wartet mit dem Kunsthistorischen Höhepunkt des Schlosses auf: Im frei gelegten Fresko präsentiert sich dem Betrachter eine Stolze "Bellona", die personifizierte Göttin der Kriegskunst, geschmückt mit Panzer und Helm.. Ihre linke Hand hält den Lorbeerkranz, das Zeichen des Siegers. Neben allerlei Kriegswerkzeug wie Schilde oder Rammbock, lockern zwei Putti die Szene auf, Während der eine spielerisch auf einer Kanone reitet, hält der andere die kaiserliche Standarte mit dem habsburgischen Doppeladler, die sich auch im Stuck des Raumes findet, der viele Waffen zeigt.
Trotz der Beschädigungen lässt sich noch immer die künstlerische Handschrift ablesen: Sie verweist auf Georg Asam, den Schöpfer der berühmten Deckenfresken der Klosterkirchen in Benediktbeuern und Tegernsee, aber auch der Wallfahrtskirche im oberpfälzerischen Freystadt.
Da Asams Hauptwerk in der näheren Umgebung die Ausmalung des Tillyschlosses Helfenberg bei Velburg, seit fast 200 Jahren zerstört ist, darf das Schmidmühlener Fresko in seiner Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden. Georg Asam verbrachte die Jahre zwischen 1702 und seinem Tod 1711 in Velburg, Amberg, Breitenbrunn und Sulzbach. Sein berühmter Sohn Cosmas Damian begann seine Karriere ebenfalls in der Oberpfalz und arbeitete für die Klöster Michelfeld und Ensdorf sowie die Wallfahtskirche Mariahilf bei Amberg.
Auffallend ist der starke Kriegsbezug in der Dekoration des Herrenzimmers und am Kamin des Festsaales. Zwar weist die Familiengeschichte derer von Vischbach große Lücken in der Überlieferung auf, jedoch dürfte der Grund für die Wahl des Themas in den Biographien der Schlossherren zu suchen sein.

Militärische Leistung verewigt
Johann Hektor von Vischbach (der Ältere) war nachweislich schwedischer Regimentscaptain und auch sein Sohn, dem das heutige Erscheinungsbild des Schlosses zu verdanken ist, dürfte eine erfolgreiche militärische Laufbahn absolviert haben. Die habsburgischen Standarten sowie aufgespießte Türkenköpfe im Wappen lassen eine Beteiligung an den Türkenkriegen vor Wien vermuten. Die Dekoration mit all ihren Waffen scheint jedenfalls vom Stolz auf die militärischen Leistungen künden.
Vor allem die Stuckdecken und Fresken des zweiten Obergeschosses dürfen ohne Übertreibung als eine der interessantesten kunsthistorischen Entdeckungen der letzten Jahre in der Oberpfalz bezeichnet werden und erheben das Schloss zu einem der bedeutendsten profanen Bauwerke des Landkreises. Die Restaurierung des Hammerschlosses in Schmidmühlen hat der mittleren Oberpfalz einen Profanbau zurück gegeben, der seinesgleichen sucht.
 

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