Hammerschloss diente sogar als Gefängnis

(Amberger Nachrichten vom 31.05.2003)
 

Bewegte Geschichte / Vor Sanierung glich es einer Ruine

Kaum ein anderes Schloss in der Oberpfalz dürfte ein derartiges Auf und Nieder in seiner Geschichte erlebt haben wie das Hammerschloss in Schmidmühlen. Einst ein mächtiger Zentralbau mit imposanten Nebengebäuden, erlebte es nach einer 400-jährigen Blütezeit einen langsamen Niedergang. In seiner langen Geschichte diente das Schloss auch als Armenhaus, Gefängnis, Ausweichschule, Lateinschule und sogar als Lagerhalle für landwirtschaftliche Produkte. Schließlich war das Schloss nur noch eine Ruine.

Kleines Handelszentrum

Untrennbar verbunden mit dem Hammerschloss ist auch die Blütezeit des Marktes: Auf dem jetzigen Gut des Hammerschlosses entwickelte sich schon im Mittelalter ein kleines Industrie und Handelszentrum. Es gab sogar eine eigene kleine Arbeitersiedlung.

Bedeutende Handelswege kreuzten sich in Schmidmühlen, es gab am Zusammenfluss von Vils und Lauterach einen wichtigen Vilshafen, zu dem sogar Kaufleute aus Nürnberg ihre Waren zum Weitertransport lieferten. 1326 wurde der Eisenhammer in Schmidmühlen erstmals urkundlich erwähnt. Es gilt als gesichert, dass bereits um 1400 an der Stelle des jetzigen Schlosses ein größeres Gebäude stand. Wie kam es nun, dass dieses Schloss überhaupt erbaut wurde?

Es war die Zeit des finsteren Mittelalters, mit Rittern und Raubzügen. In dieser Zeit wurde die Alleinherrschaft des Grundbesitzes und damit des Adels gebrochen. Jetzt regierte an erster Stelle das Geld. Bürger, Handwerker und Kaufleute beherrschten immer mehr die "Wirtschaft". Der verarmte Edelmann auf der Burg oder dem Rittergut sah mit Missgunst und Neid den .wachsenden Wohlstand des verachteten Bürgerstandes.

Imposantes Schloss entstand

Die Klügsten und Wagemutigsten des Adels suchten sich einen würdigen Beruf, wie das "edle Gewerbe" des Hammerschmiedes. Und so kam es auch, dass Schmidmühlen mit dem Hammerherrenschloss einen zweiten Adelssitz (neben dem Oberen Schloss) bekam. Die Adeligen von damals wurden Hammerschmiedemeister und Hammerherr. Und jeder Hammerherr erbaute sich auf seinem Gut ein Schloss.

Der Hammer in Schmidmühlen zinste 1326 mit dem dreifachen Betrag der kleineren Hämmer. Es handelte sich demnach um ein älteres und ziemlich großes Werk. Dieser wirtschaftliche Aufschwung schlug sich natürlich auch bei der Gestaltung des Hammerherrensitzes nieder. Ein derart großer Betrieb brauchte ein repräsentatives Gebäude. Unterkünfte für das Gesinde, Maschinenhallen, Lagerstätten und ein Verwaltungsgebäude waren nötig. So entstand im Laufe der Jahrhunderte dieses imposante Schloss samt eigenen Viertel. Die Anlage besaß sogar eine eigene Kapelle, die dem heiligen Leonhard geweiht wurde.

Wo ein Aufschwung und eine Blütezeit ist, gibt es auch einen Niedergang. Um 1800 neigte sich die Blütezeit des Hammergutes allmähliche dem Ende zu Das Schloss verfiel zusehends, eine Nutzung erschien kaum mehr rentabel. In den 70-er Jahren zogen die letzten Bewohner aus, 1978 war das Schloss unbewohnt.

Sanierung ein "heißes Eisen"

Schließlich ergriff in den 90er Jahren der Marktrat wieder die Initiative zur Erhaltung des Schlosses. Man hatte das Ziel, mit der Pfarrei aus dem maroden Schloss ein Pfarr- und Gemeindezentrum zu machen. Aus dem Projekt wurde letztlich ein politisch gesehen heißes Eisen. Dennoch wurde das Projekt durchgezogen und im März diesen Jahres zum vorläufigen Abschluss gebracht. Nach der Fertigstellung sieht sich der Markt ebenfalls vor einer großes Aufgabe: ein Nutzungskonzept zu erstellen.

Die Gesamtkosten wurden wie folgt aufgeteilt: 400 000 Euro Markt Schmidmühlen, 400 000 Euro katholische Kirchenstiftung, 650 000 Euro Städtebauförderung, 50 000, Euro Bezirk Oberpfalz, 130 000 Euro Bayerische Denkmalstiftung, 320 000 Euro Denkmalschutz.
 

Großes Fest für Bürger

Feuerwerk und Freibier

An diesem Wochenende findet die Einweihung des Pfarr- und Gemeindezentrums "Hammerschloss" statt. Der offizielle Festakt mit Schlüsselübergabe ist heute, Samstag, ab 17 Uhr im Festsaal des Hammerschlosses. An diesem Tag ist für die Bevölkerung ein großes Fest (Festzeltbetrieb) ebenfalls ab 17 Uhr mit der Schmidmühlner Danzlmusik. Es gibt (solange der Vorrat reicht) Freibier und Brotzeit. Gegen 22 Uhr startet ein. großes Höhenfeuerwerk.
Am Sonntag, 1. Juni, erhält das Pfarr- und Gemeindezentrum seinen kirchlichen Segen. Folgendes Programm ist vorgesehen: 9.10 Uhr Abholung der Vereine, 9.30 Uhr Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Ägidius, anschließend Festzug zum Hammerschloss; 11 'Uhr kirchliche Weihe, ab 12 Uhr Festbetrieb im Schlosshof mit der Blaskapelle St. Ägidius und Tag des offenen Schlosses mit Führungen.
 
 

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