Bis letzte Woche verliefen die
Sanierungsarbeiten planungsgemäß und ohne Überraschungen.
Im ehemaligen Krausanwesen, einem Nebengebäude des Hammerschlosses,
das an dieses direkt angebaut ist, standen Abbrucharbeiten an. Was da jedoch
zum Vorschein kam, überraschte dann doch gewaltig. Hinter einer Wand,
die abgebrochen werden sollte, kam der ehemalige Schlossbrunnen, von dessen
Existenz bisher niemand was ahnte, zum Vorschein. Nicht einmal der langjährige
Vorbesitzer des Hauses, Willi Kraus, der den Fundort ebenfalls besichtigte,
wußte, dass er mitten in seiner Wohnung um einem Brunnen herum wohnte.
Über diesem Brunnen - und dies war die zweite Überraschung -
kam eine Rauchkuchl zum Vorschein. Wie sooft, wenn ein altes Gebäude
eines seiner Geheimnisse lüftet, gibt es neue Rätsel auf. Und
vor so einem Rätsel steht man nun auch in Schmidmühlen. Über
die eigenartige Kombination eines Brunnens mit einer Ofenanlage ("Rauchkuchel")
kann man sich so recht keinen Reim machen. Diese Kombination scheint auf
den ersten Blick widersinnig, so Dipl. Ing. Christina Knott. "Wer errichtet
über seinem Trinkwasserbrunnen einen Ofen, durch den man wiederum
mit Abfällen oder Asche sein eigenes Trinkwasser verschmutzt?" Warum
ist der Brunnen ganze 4,50 Meter tief, obwohl man nach nur ein bis zwei
Meter auf Grundwasser kommt? Und vor allem - was tut ein Brunnen mitten
in einem Wohnhaus und warum wurde er nicht zugeschüttet? Auf einige
Fragen haben die beiden Baufachleute Antworten. Das Hammerschloss in seinem
jetzigen Zustand ist während der letzten Jahrhunderte allmählich
gewachsen, das heißt, um 1600 wurde es erweitert und um 1700 aufgestockt.
Das ursprüngliche "Urschloss" stammt aus dem 15. Jhdt., es wurde etwa
um 1450 gebaut. Aus dieser Zeit könnte auch der Brunnen stammen, so
jedenfalls vermutet Dipl. Ing. Dieter Meiler. Die Sicherung der Trinkwasserversorgung
war auch damals eine vorrangige Aufgabe. Der Schmidmühlener Schlossbrunnen
könnte also rund ein halbes Jahrtausend alt sein und ist damit eines
der ältestes Zeitzeugnisse des Marktes, vielleicht auch, zumindest
als Brunnenanlage, im Landkreis. Auch für die rätselhafte Brunnentiefe
fand man eine mögliche Erklärung. Damals war auch die Lauterach
nicht wie heute durch die großen Wasserräder oder Wehre aufgestaut,
erklärte Dipl. Ing. Christina Knott. "Der Wasserabfluss war schneller.
Deshalb musste man damals rund 4,50 Meter tief graben, um an Trinkwasser
zu kommen". Noch jetzt befindet sich am Brunnengrund Wasser. Aber wie kommt
der Brunnen mitten ins Haus? Dieses Nebengebäude datiert aus dem Jahr
1765. Der Brunnen liegt an der Außenwand des Hauses an, er wurde
schlicht und einfach überbaut. Er war einfach früher da als das
Haus. Warum er nicht zugeschüttet wurde, wie es eigentlich nahe läge,
weiß man nicht. Fest steht, daß der Brunnen mit einem kleinen
Gewölbe überbaut wurde. An der Umrandung sind deutlich Abnutzungserscheinungen
zu sehen, ein Beweis dafür, dass diese Wasserstelle häufig benutzt
wurde. Über dem Brunnen wurde dann eine Feuerstelle bzw. Ofenanlage
errichtet. Warum man gerade über dem Brunnen diese Rauchkuchel errichtete,
ein eigentlich einzigartiger Vorgang, dafür hat man keine schlüssige
Erklärung. Deutlich sind noch die Rußspuren aus alten Zeiten
zu sehen, ein Beleg dafür, dass er auch in Betrieb war. Möglich
ist, dass man den Brunnen als "eiserne Reserve" behalten wollte. Und mit
der Zeit ist er einfach in Vergessenheit geraten. Interessanterweise konnte
auf der Rückseite dieses Ofen (im Nebenzimmer) eine weitere Ofenanlage
nachgewiesen werden. Erhalten ist hier noch im Original die Ofenbank. Kuscheln
anno dazumal unterscheidet sich doch wesentlich von heutigen Gewohnheiten.
Sitzfläche und "Umbau" waren aus hartem Stein; von Gemütlichkeit
und Komfort heutiger Tage - keine Spur. Aber es war die wärmste Stelle
im Haus. Und noch zwei historisch wertvolle Dinge kamen zum Vorschein.
Beim Ausbau und Abbruch der Fenster in diesem Haus, stieß man auf
die original gemauerten Fensterumrandungen aus dem Jahr 1765. Diese sind
im besten Zustand und ohne Schäden erhalten. Zentimeterweise wird
zur Zeit die nächste Rarität vom Schutt befreit.: eine Eingangstüre
im gotischen Baustil (Richtung ehm. Parkplatz des Meiersaales). Es war
früher wohl die Haupteingangstüre zum Schloss. Nach der endgültigen
Renovierung wird diese Tür auch als Eingangstüre aus dem vorderen
Schlosshof genutzt werden. Ein Wappen, das sich über diesem Portal
befindet, musste sofort gesichert und abgedeckt werden. Bürgermeister
Puchta war sich abschließend mit den beiden Architekten einig, dass
diese einmaligen historischen Zeitzeugnisse, insbesondere der Brunnen und
die Rauchkuchlel, so gesichert werden (z. B. durch Glas), dass sie für
die Bevölkerung sichtbar bleiben und nicht wieder in Vergessenheit
und somit in einen "Dornröschenschlaf" versinken.
(von Josef Popp, veröffentlicht
in Amberger Nachrichten am 23.10.1999)
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