Manches Rätsel ist noch nicht gelöst

Baustellenbericht Juli 2002
     (Amberger Nachrichten v. 27.07.2002/ Amberger Zeitung v. 03.08.2002)
 

Wandmalereien und Stuckarbeiten im Hammerschloss entdeckt/ Neues zur Geschichte

Endspurt nach rund vierjähriger Renovierungszeit beim Hammerschloss: Es wird nur noch wenige Monate dauern, dann wird eines der großartigsten barocken Schlösser im Nils und Lauterachtal wieder in neuem Glanz er strahlen Es wird dann als Pfarr- und Gemeindezentrum genutzt werden. Seit etwa drei Moneten laufen die Arbeiten des letzten Bauabschnitts. Dabei wird eins offensichtlich: Das Schloss an der Lauterach wirft zum einen Rätsel über seine Geschichte auf, lässt aber zum anderen die Geschichte des Markts Schmidmühlen in einem neuen licht erscheinen.
Am 4. November 1998 war Spatenstich für die Renovierung des Hammerschlosses. Damals war es ein vom Verfall geprägtes Schloss, das eine wechselvolle Geschichte hinter sich gebracht hatte. Kaum ein anderes Schloss in der Oberpfalz dürfte ein derartige Auf und Nieder erlebt haben. Einst ein prächtiger Zentralbau mit imposanten Nebengebäuden erlebte es nach einer vier Jahrhunderte dauernden Blütezeit einen langsamen Niedergang, der mit dem Verfall zu einem einer Ruine ähnelnden Gebäude endete.

Tonnen von Schutt entfernt
War die Geschichte ein wahres Auf und Nieder, geht die Renovierung des Hammerschlosses mit einem beständigen Hin und Her in die Geschichte ein. Es war schlechthin das umstrittenste kommunalpolitische Thema der letzten Jahre. Ganz vergessen ist dieser Zwiespalt immer noch nicht. Dennoch richtet sich der Blick nach vorne: Man braucht ein Nutzungskonzept.
Nach mehreren Bauabschnitten erhielt das Schloss immer mehr Glanz. Zunächst wurden Tonnen weise Schutt aus dem Schloss entfernt und die wertvollen Stuckdecken sowie die Bausubstanz gesichert. Nach und nach wurden dann die Außenfassade instand gesetzt, die Installationsarbeiten durchgeführt, die Fenster eingebaut und das gotische sowie das barocke Eingangstor restauriert.

 
 
Wer schuf militärische Motive?

 

Jetzt sind wieder die Innenarbeiten im Gang. Zurzeit sind zwei Fachfirmen mit den Stuckarbeiten beschäftigt. Die Innentüren befinden sich außerhalb des Schlosses zur Restaurierung. Es werden, so weit möglich, die Originaltüren wieder eingesetzt. Eingebaut wurde in den letzten Tagen, wie der Marktrat am Donnerstag mit rückwirkenden Beschluss genehmigte, noch eine Brandmeldeanlage.
Jetzt geht es darum, eine entsprechende Nutzung "auf die Beine" zu bekommen. So sehr Finanzierung und Nutzung Streitthemen der letzten Jahre waren, so unumstritten ist die kulturelle Bedeutung des Schlosses. Hierüber und über den Baufortschritt informierte sich Bürgermeister Peter Braun mit dem zuständigen Architekten Dieter Meiler.
Im Lauf der Sanierungsarbeiten konnten einige historisch, künstlerisch - wertvolle und überaus bedeutende Wandmalereien und Stuckarbeiten frei gelegt werden." Wir haben zwar mit derartigen Funden gerechnet, aber nicht von dieser Qualität und historischen Bedeutung", so Architekt Meiller. 
Rätsel gibt eine Stuckdecke im so genannten "Herrenzimmer" auf.
Hier wurde in der Mitte ein Medaillon frei gelegt, das außen vier Mal verschiedene militärische Motive zeigt: Waffen, Rüstungen, Lanzen, Pfeile. Ein Teil des Stucks ist zwar nachhaltig beschädigt, kann aber wieder weit gehend rekonstruiert worden. "Wieso befindet sich in diesem Hammerherrenschloss ein Zimmer mit einer derart militärischen Ausschmückung? Ich weiß es nicht", gibt der Architekt unumwunden zu. Zwar wohnte einmal ein "Militär" im Schloss, aber dies nur ein Jahr. Er kommt für diese Ausgestaltung nicht in Frage.

 

Verbindungen nach München
Überhaupt, so Meiller, stellen die frei gelegten Stuckarbeiten und Malereien die Geschichte und die Bedeutung des Hammerschlosses sowie des Marktes in ein neues Licht. Die frei gelegten und gesicherten Arbeiten lassen sich in der Qualität und Ausrichtung nur in München und Regensburg wieder finden. Ein Beweis, dass die Hammerherren und auch der Markt als Kommune mit den damaligen Metropolen München und Regensburg (natürlich auch Amberg und Nürnberg) enge Verbindungen hatten.
Und: Erhielt der berühmteste Sohn Schmidmühlens, Erasmus Grasser, durch das Schloss und seine Schlossherren seine Inspirationen? Waren es die Verbindungen der Schlossherren nach München, die den jungen Grasser eben dort hin führten und ihn dort seine Karriere als Architekt und Bildhauer beginnen ließen? Es liegt nahe. Mehr denn je scheint nach diesen Funden: Schmidmühlen und sein Hammerherren waren in der Blütezeit eine überaus reicher Marktflecken.

Kamin sehr seltenes Stück
Nur noch wenige Bauabschnitte stehen in den nächsten Monaten an. Nach den Restaurierungsarbeiten am Stück und den Malerarbeiten werden die Fußböden und die Türen eingebaut. Schließlich wird man die wuchtige Treppe im Originalzustand restaurieren. Im Gang sind auch die Restaurierungsarbeiten am prächtigen Kamin im Festsaal. Dieser ist in seiner Ausführung für die Oberpfalz ein sehr seltenes Stück, so Meiller.
Ins Auge gefasst hat der Marktgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auch den "Fochtnerstadel" als Nebengebäude des Schlosses. Hier werden Statik und Zustand untersucht, um eine spätere Nutzung abzuklären. Dieser interessante Stadel könnte durchaus als "Kulturstadel" für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.

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