Kelche
sind ein Schwerpunkt
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden Kelche. Der Kelch ist bei der Feier der heiligen Eucharistie das Gefäß, in dem der Wein in das Blut Christi verwandelt wird. Auf Grund dieser herausragenden liturgischen Funktion kam der künstlerischen Gestaltung des Kelches seit den Anfängen des Christentums eine besondere Bedeutung zu. Zwar nahmen Mode, Stil und Geschmack Einfluss auf Gestalt und Dekoration des Kelches, seine Grundform hat sich allerdings durch die Jahrhunderte hindurch kaum geändert.
Bis heute besteht der Kelch aus dem Fuß, dem Schaft und der Kelchschale, der Cuppa. Am Schaft ist zusätzlich noch ein Knauf angebracht, der sogenannte Nodus, der einerseits das Halten des Kelches erleichtert, andererseits aber verhindert, dass die Finger des Priesters die Cuppa, das eigentliche Gefäß des Blutes Christi, berühren.
Die
Ausstellung wird erstmals einen Überblick über den Schmidmühlner
Kirchenschatz von der Barockzeit bis heute geben. Klaus Altenbuchner wird
sich bei seiner wissenschaftlichen Ausarbeitung nicht nur auf die Beschreibung
der Ausstellungsstücke beschränken. Er wird immer wieder Querverbindungen
zu anderen Objekten aufzeigen, die sich in anderen Gegenständen in
der Kirche, sei es an den Altären oder der Kanzel oder zum Beispiel
auch an den Stuckwerken in den Schlössern in Schmidmühlen, wieder
finden. So lässt sich sogar auf dem alten Grabstein an der Lauterachbrücke
mit dem eingemeißelten Kreuz eine Verbindung zu einem der ausgestellten
Kelche herstellen.
Viele
Vergleichsbeispiele
Von den vielen interessanten Kelchen ist unter anderem der klassizistische Prunkkelch aus dem Jahr 1838 (München) erwähnenswert. Der Kelch ähnelt im Aufbau dem klassizistischen Floralkelch. Der obere Teil des Fußes ist in reichen Blattgirlanden (Festons) und Kränzen getrieben, die drei in Silber gegossene Medaillons mit Darstellungen der heiligen Familie umschlingen. Auf dem ersten Medaillon ist Maria mit dem Jesuskind zu sehen, auf dem zweiten Josef und Jesus und auf dem dritten alle zusammen.
Die Darstellungen der heiligen Familie auf diesem Kelch sind in ihrer Art etwas Außergewöhnliches und Besonderes. Denn vor allem die Kombination Josef mit Jesus ist in der Kunstgeschichte nur selten und erst im 19. Jahrhundert vermehrt anzutreffen. Diese Art der Darstellung steht im Zusammenhang mit dem weit verbreiteten Josefskult, der gerade im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt erfuhr. Während Josef wegen seiner problematischen Vaterrolle zu Jesus neben Maria nur ein Schattendasein vergönnt war, spielte diese Frage im 19. Jahrhundert keine Rolle mehr. Vielmehr wurde Josef nun als Vorbild des arbeitsamen und sorgsamen Familienvaters propagiert.
Auch für diesen Kelch lassen sich in Schmidmühlen Vergleichsbeispiele finden. Am klassizistischen Hochaltar der Pfarrkirche ähneln die Vasen über den Säulen der Balustervase des Kelches. Doch nicht nur im kirchlichen Bereich wurden diese Formen angewendet. Auch in die profane Kunst fanden Vasen, Festons und Girlanden Einzug. Ein schönes Beispiel dafür ist das „Wirtshauszeugl“ des ehemaligen Gasthauses „Zum goldenen Anker“. Auch dort zieren Festons und eine Vase das eiserne Schild. Das Wirtshauszeugl wurde 1840 von dem Schlosser Böhm aus Schmidmühlen angefertigt - also zwei Jahre nach diesem Kelch -, was zeigt, dass Schmidmühlen in modernen Dekorationsgeschmack der Residenzhauptstadt München in Nichts nachstand.
Nach derzeitigem Stand werden unter anderem folgende Exponate zu sehen sein: ein Kelch um 1720/1730, ein barocker Passionskelch um 1730, ein Rokokokelch um 1760, der neoromanische Kreuzbergkelch 1897, die Priminzkelche von Pfarrer Härtle, Pfarrer Otto Gillitzer und Pfarrer Georg Braun. Ausgestellt werden das Patroziniumsreliquiar mit den Reliquien des hl. Sebastian, hl. Erhart, hl. Emmeram und hl. Ägidius.
Zusammen gestellt und wissenschaftlich betreut wird die Ausstellung von Klaus Altenbuchner, die Organisation und Betreuung der Ausstellung hat der Kulturverein Schmidmühlen (Josef Popp, Richard Steinbauer) sowie Tobias und Marianne Fleischmann übernommen.