Amberger Nachrichten v. 03.08.2002
Ohne die Lauterach gäbe es Schmidmühlen wohl nicht

Mündung des kleinen Flusses in die Vils Keimzelle für Ort / Wasser wurde über die Jahrhunderte vielfältig genutzt


 

Es ist schlicht und einfach gesagt die Lauterach, die das Leben in und um Schmidmühlen geprägt hat und auch noch prägt. Der kleine Ort am Zusammenfluss von Vils und Lautetsch hat wohl einzig und allein diesem Umstand seine Gründung (urkundlich erwähnt erstmals 1010) zu verdanken. Darauf lässt der Ortsname schließen: Schmid- Mühlen. Bei der erstmaligen Nennung hieß der Ort noch „smidimulni". Es lässt darauf schließen, dass bereits vor rund 1000 Jahren vor Ort eine Schmiede und eine Mühle existierten.

Schöpfräder verschwunden

Die Lauterach war über alle Jahrhunderte hinweg die wichtigste Lebensader für den Ort, die zwar den Wohlstand begründete, aber auch mit den Hochwässern große Schäden verursachte. Das Wasser und die Wasserkraft der Lauterach wurden vielfältig genutzt.

Im 19. Jahrhundert und auch schon früher gab es im Lauterachtal von Schmidmühlen bis Ransbach zahlreiche knarrende, hölzerne Wasserschöpfräder zur Bewässerung der Talwiesen. Diese Wasserhebemaschinen drehten sich Tag und Nacht und schöpften das lebensspendende Nass aus der Lauterach. In den damals, häufig auftretenden trockenen Sommern konnte durch diese Schöpfradtechnik auf den so bewässerten Wiesen drei bis vier Mal statt zwei Mal im Jahr reichlich Heu gewonnen werden.

Die Wasserschöpfräder waren mit Wasserkästen einseitig oder beidseitig versehen. Diese Schöpfkästen tauchten etwa einen halben Meter tief ein, Wasser füllten sich etwa mit 15 Liter Wasser und schütteten den Inhalt oben in den Schöpftrog.Von diesem lief das . Wasser., in eine größere Holzrinne, von der mehrere kleinere Holzrinnen, auf Böcken gestützt, beweglich abzweigten. Durch ein Netz von kleinen Gräben konnte das Wasser, gleichmäßig verteilt werden.

Durch das außergewöhnlich katastrophale Hochwasser im Jahr 1909 wurden die meisten Wasserräder durch Treibgut zerstört. Zwischen den beiden Weltkriegen gingen die für das Lauterachtal einmaligen und historisch wertvollen Schöpfräder endgültig und für immer verloren.

Imposantes Eisenhammerwerk

Im Mittelalter wurde die Alleinherrschaft des Grundbesitzes und damit des Adels allmählich gebrochen. Von nun an regierte das Geld. Wieder war, es die Lauterach, die in Schmidmüh-

len die Grundlage für das Leben im Ort bildete. Die Lauterach trieb die mächtigen Hämmer des Hammerwerkes an. Dies geschah mit Hilfe von Wasserrädern. Anno 1326 zinste der Hammer Schmidmühlen mit dem dreifachen Betrag der kleineren Hämmer. Es handelte sich demnach um ein ziemlich großes Werk.

Von dessen Bedeutung zeugt heute noch das imposante Hammerschloss mit seinen vielen Nebengebäuden. Hierzu gehörte ursprünglich noch eine kleine Kapelle, von der heute nur noch eine Mauer sowie die Marienstatue am Marktplatz Zeugnis ablegen.

Glasschleife löste Hammer ab

Auch als im Jahr 1816 das Hammergut zertrümmert wurde, wurden die Wasserräder wieder benötigt. Aus dem Hammerwerk wurde 1817 eine Spiegelglasschleife und wieder waren es die Wasserräder, die die „Energie" brachten. 1856 gelangte die Spiegelglasschleife in den Besitz des Johann GeorgBöhnkeaus Erlangen, der sie am 8.Juni 1853 erworben hatte. Ein 

erster Hinweis auf die weitere Nutzung der Wasserräder gibt es aus diesem Jahr: Besitzer des Mühlwerkes war Georg Bruckmüller, der Sägemühle Leonhard Bruckmüller. Ehe der Lauteracharm die Wasserwerke am Hammer erreichte, war oberhalb des Hammertores rechts in südlicher Richtung der Grundablass angelegt, der mit zwei Fallschützen versehen war. Am 30. März verkauft, der Kaufmann Johann Georg Böhnke, die Spiegelglasfabrik.

Das Ende der Spiegelglasschleife, kam mit der Herrschaft des Naziregimes. Da der Handel mit dem Glas überwiegend in den Händen jüdischer Geschäftsleute lag und dies, durch das Hitlerregime verfolgt wurden brach das Handelsnetzwerk zusammen. Die Spiegelglasschleife mit dem großen Wasserrad wurde schließlich im Lauf des zweiten Wellkrieges eingestellt. Das Werksgebäude ging als Arbeitsstätte verloren. Es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut.

Ohne Wasser auch kein Papier

Die Geschichte der Schmidmühlner Papiermühle lässt sich an Hand der Besitzer bis ins Jahr 1667 zurückverfolgen. Zwölf Jahre war die Papiermühle im Besitz von Johann Adam Senglau. Rohstoff zur Papierherstellung waren Lumpen und Altpapier Diese wurdenso auch in Schmidmühlen ins Wasser gelegt und zur Fäulnis gebracht.

Auch bei dieser Mühle gründet sich die Antriebskraft in einer Mühle an der Lauterach. Die, schweren „Hämmer stampften die Lumpen und das Altpapier so lange, bis ein gleichmäßiger Brei entstand. Dieser wurde dann in Bottiche gefüllt. Daraus schöpften die Papierer die nötige Menge des Faserbreis auf ein rechteckiges Sieb von der Größe des späteren Papierbogens. Zur Kennzeichnung der Herkunft versahen die Papiermühlen ihre Erzeugnisse mit dem Wasserzeichen. Für Schmidmühlen sind zwei Wasserzeichen bekannt. Die Familie Vischbach führte eines mit ihren Wappen drei übereinander stehende nach rechts schauende Fische mit den Buchstaben F und H Franz Xaver Voraus hatte als Wasserzeichen die Sulzbacher Lilie, daneben die Buchstaben FXV. Mitte des 19. Jahrhunderts stellten die Papiermühlen in Schmidmühlen ihren Betrieb ein.

Die Mühlräder klapperten

Neben diesen „industriellen" Nutzungen zur Eisenverarbeitung, Glasbearbeitung und Papiergewinnung trieben die Wasserräder auch Mühlen und Sägewerke an. In Schmidmühlen selbst sind heute noch die „Obere Mühle" bzw. die „Untere Mühle" Begriffe, die aber allmählich in Vergessenheit geraten. Gut erhalten ist heute noch der Mühlenkomplex von Johann Meier In dem hölzernen Nebengebäude wurde das Holz geschnitten. Erhalten und noch in Betrieb sind die so genannten „Schätzen", mit denen der Zufluss zu den Mühlen geregelt werden konnten. Beule dienen die Wasserräder der Stromerzeugung.

Die Wasserkraft ist mit 17 Prozent an der Stromerzeugung in Bayern beteiligt. Sowohl im Vils, als auch im Lauterachtal wird dieser regenerative und saubere Strom erzeugt. Aber auch bei dieser Art der Stromerzeugung gibt es zwei Standpunkte. Für die einen ist dies eine zukunftsgerichtete Möglichkeit .,sauberen" Strom zu erzeugen, für Fischer und viele Behörden ist sie „ein Dorn im Auge".

Strom für die Menschen

Ein Argument zumindest lässt aufhorchen: An der Vils werden von 16 Wasserkraftwerken sechs Millionen Kilowattstunden Strom (etwa 2400 Haushalte) erzeugt. an der Lauterach erzeugen 27 Wasserkraftwerke vier Millionen Kilowattstunden (etwa 1500 Haushalte) Strom.

Aber nicht nur in Punkto Stromerzeugung machen Wasserkraftwerke, einen Sinn. Sie sind auch quasi Müllsammelstationen. Etwa alle vier Wochen heißt es in Schmidmühlen: Flachmannparade, hat „Obermüllner“ Hans Meier eine stolze Sammlung von Dutzenden Flachmännern sowie etwa70 Bierdosen und etwa genauso viele Plastikflaschen vom Rechen aus dem Wasser geholt.

Mit der Lauterach schließt sich eine Jahrhunderte dauernder Kreis. Trieben einst die Wasserräder oder Mühlräder tauchende Eisenhammer an, zerstampften Lumpen zu Brei für die Papiergewinnung, bewässerten Wasserräder die Wiesen Lauterachtal, polierten Rohglas zum Fertigprodukt oder schnitten Sägewerke das Holz mit Wasserkraft, so wird heute mithilfe der Wasserräder für die jetzigen Generationen Strom erzeugt.

 
 
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