Mündung
des kleinen Flusses in die Vils Keimzelle für Ort / Wasser wurde über
die Jahrhunderte vielfältig genutzt
Es
ist schlicht und einfach gesagt die Lauterach, die das Leben in und um
Schmidmühlen geprägt hat und auch noch prägt. Der kleine
Ort am Zusammenfluss von Vils und Lautetsch hat wohl einzig und allein
diesem Umstand seine Gründung (urkundlich erwähnt erstmals 1010)
zu verdanken. Darauf lässt der Ortsname schließen: Schmid- Mühlen.
Bei der erstmaligen Nennung hieß der Ort noch „smidimulni".
Es lässt darauf schließen, dass bereits vor rund 1000 Jahren
vor Ort eine Schmiede und eine Mühle existierten.
Schöpfräder
verschwunden
Die
Lauterach war über alle Jahrhunderte hinweg die wichtigste Lebensader
für den Ort, die zwar den Wohlstand begründete, aber auch mit
den Hochwässern große Schäden verursachte. Das Wasser und
die Wasserkraft der Lauterach wurden vielfältig
genutzt.
Im
19. Jahrhundert und auch schon früher gab es im Lauterachtal
von Schmidmühlen bis Ransbach zahlreiche
knarrende, hölzerne Wasserschöpfräder zur Bewässerung
der Talwiesen. Diese Wasserhebemaschinen
drehten sich Tag und Nacht und schöpften das lebensspendende
Nass aus der Lauterach. In den damals, häufig
auftretenden trockenen Sommern konnte durch diese Schöpfradtechnik
auf den so bewässerten Wiesen drei bis vier Mal statt zwei Mal im
Jahr reichlich Heu gewonnen werden.
Die
Wasserschöpfräder waren mit Wasserkästen einseitig oder
beidseitig versehen. Diese Schöpfkästen tauchten etwa einen halben
Meter tief ein, Wasser füllten sich etwa mit 15 Liter Wasser und schütteten
den Inhalt oben in den Schöpftrog.Von
diesem lief das . Wasser., in eine größere Holzrinne,
von der mehrere kleinere Holzrinnen, auf Böcken gestützt, beweglich
abzweigten. Durch ein Netz von kleinen Gräben konnte das Wasser, gleichmäßig
verteilt werden.
Durch
das außergewöhnlich katastrophale Hochwasser im Jahr 1909 wurden
die meisten Wasserräder durch Treibgut zerstört. Zwischen den
beiden Weltkriegen gingen die für das Lauterachtal
einmaligen und historisch wertvollen Schöpfräder endgültig
und für immer verloren.
Imposantes
Eisenhammerwerk
Im
Mittelalter wurde die Alleinherrschaft des Grundbesitzes und damit des
Adels allmählich gebrochen. Von nun an regierte das Geld. Wieder war,
es die Lauterach, die in Schmidmüh-
len
die Grundlage für das Leben im Ort bildete. Die
Lauterach trieb die mächtigen Hämmer des Hammerwerkes an. Dies
geschah mit Hilfe von Wasserrädern. Anno 1326 zinste der Hammer Schmidmühlen
mit dem dreifachen Betrag der kleineren Hämmer. Es handelte sich demnach
um ein ziemlich großes Werk.
Von
dessen Bedeutung zeugt heute noch das imposante Hammerschloss mit seinen
vielen Nebengebäuden. Hierzu gehörte ursprünglich noch eine
kleine Kapelle, von der heute nur noch eine Mauer sowie die Marienstatue
am Marktplatz Zeugnis ablegen.
Glasschleife
löste Hammer ab
Auch
als im Jahr 1816 das Hammergut zertrümmert wurde, wurden die Wasserräder
wieder benötigt. Aus dem Hammerwerk wurde 1817 eine Spiegelglasschleife
und wieder waren es die Wasserräder, die die „Energie" brachten. 1856
gelangte die Spiegelglasschleife in den Besitz des Johann GeorgBöhnkeaus
Erlangen, der sie am 8.Juni 1853 erworben hatte. Ein
erster
Hinweis auf die weitere Nutzung der Wasserräder gibt es aus diesem
Jahr: Besitzer des Mühlwerkes war Georg Bruckmüller,
der Sägemühle Leonhard Bruckmüller.
Ehe der Lauteracharm die Wasserwerke am Hammer erreichte, war oberhalb
des Hammertores rechts in südlicher Richtung der Grundablass angelegt,
der mit zwei Fallschützen versehen war. Am 30. März verkauft,
der Kaufmann Johann Georg Böhnke, die Spiegelglasfabrik.
Das
Ende der Spiegelglasschleife, kam mit der Herrschaft des Naziregimes. Da
der Handel mit dem Glas überwiegend in den Händen jüdischer
Geschäftsleute lag und dies, durch das Hitlerregime verfolgt wurden
brach das Handelsnetzwerk zusammen. Die Spiegelglasschleife mit dem großen
Wasserrad wurde schließlich im Lauf des zweiten Wellkrieges eingestellt.
Das Werksgebäude ging als Arbeitsstätte verloren. Es wurde zu
einem Wohnhaus umgebaut.
Ohne
Wasser auch kein Papier
Die
Geschichte der Schmidmühlner Papiermühle
lässt sich an Hand der Besitzer bis ins Jahr 1667 zurückverfolgen.
Zwölf Jahre war die Papiermühle im Besitz von Johann Adam Senglau.
Rohstoff zur Papierherstellung waren Lumpen und Altpapier Diese wurdenso
auch in Schmidmühlen ins Wasser gelegt und zur Fäulnis gebracht.
Auch
bei dieser Mühle gründet sich die Antriebskraft in einer Mühle
an der Lauterach. Die, schweren „Hämmer
stampften die Lumpen und das Altpapier so lange, bis ein gleichmäßiger
Brei entstand. Dieser wurde dann in Bottiche gefüllt. Daraus schöpften
die Papierer die nötige Menge des
Faserbreis auf ein rechteckiges Sieb von der Größe des späteren
Papierbogens. Zur Kennzeichnung der Herkunft versahen die Papiermühlen
ihre Erzeugnisse mit dem Wasserzeichen. Für Schmidmühlen sind
zwei Wasserzeichen bekannt. Die Familie Vischbach
führte eines mit ihren Wappen drei übereinander stehende nach
rechts schauende Fische mit den Buchstaben F und H Franz Xaver Voraus hatte
als Wasserzeichen die Sulzbacher Lilie, daneben die Buchstaben FXV. Mitte
des 19. Jahrhunderts stellten die Papiermühlen in Schmidmühlen
ihren Betrieb ein.
Die
Mühlräder klapperten
Neben
diesen „industriellen" Nutzungen zur Eisenverarbeitung, Glasbearbeitung
und Papiergewinnung trieben die Wasserräder auch Mühlen und Sägewerke
an. In Schmidmühlen selbst sind heute noch die „Obere Mühle"
bzw. die „Untere Mühle" Begriffe, die aber allmählich in Vergessenheit
geraten. Gut erhalten ist heute noch der Mühlenkomplex von Johann
Meier In dem hölzernen Nebengebäude wurde das Holz geschnitten.
Erhalten und noch in Betrieb sind die so genannten „Schätzen", mit
denen der Zufluss zu den Mühlen geregelt werden konnten. Beule dienen
die Wasserräder der Stromerzeugung.
Die
Wasserkraft ist mit 17 Prozent an der Stromerzeugung in Bayern beteiligt.
Sowohl im Vils, als auch im Lauterachtal
wird dieser regenerative und saubere Strom erzeugt. Aber auch bei dieser
Art der Stromerzeugung gibt es zwei Standpunkte. Für die einen ist
dies eine zukunftsgerichtete Möglichkeit .,sauberen"
Strom zu erzeugen, für Fischer und viele Behörden ist sie „ein
Dorn im Auge".
Strom
für die Menschen
Ein
Argument zumindest lässt aufhorchen: An der Vils werden von 16 Wasserkraftwerken
sechs Millionen Kilowattstunden Strom (etwa 2400 Haushalte) erzeugt. an der
Lauterach erzeugen 27 Wasserkraftwerke vier Millionen Kilowattstunden (etwa
1500 Haushalte) Strom.
Aber
nicht nur in Punkto Stromerzeugung machen Wasserkraftwerke, einen Sinn.
Sie sind auch quasi Müllsammelstationen. Etwa alle vier Wochen heißt
es in Schmidmühlen: Flachmannparade, hat „Obermüllner“
Hans Meier eine stolze Sammlung von Dutzenden Flachmännern sowie etwa70
Bierdosen und etwa genauso viele Plastikflaschen vom Rechen aus dem Wasser
geholt.
Mit der
Lauterach schließt sich eine Jahrhunderte dauernder Kreis. Trieben
einst die Wasserräder oder Mühlräder tauchende Eisenhammer
an, zerstampften Lumpen zu Brei für die Papiergewinnung, bewässerten
Wasserräder die Wiesen Lauterachtal,
polierten Rohglas zum Fertigprodukt oder schnitten Sägewerke das Holz
mit Wasserkraft, so wird heute mithilfe der Wasserräder für die
jetzigen Generationen Strom erzeugt.