Neben
dem Oberen Schloss, dem Hammerschloss als früheren Adelssitze gibt
es auch das Zieglerschloss, das jüngste unter den drei Schlössern
in Schmidmühlen. Es wurde 1757 nach dem Vorbild eines französischen
Landschlösschens erbaut. Das Zieglerschloss – und damit unterscheidet
es sich von allen anderen Schlössern in der Gemeinde Schmidmühlen
– war kein Adelssitz.
Erbaut
wurde es von Johann Georg Felsner, der am 17. Dezember 1727 als viertes
von sechs Kindern geboren wurde. Zu dieser Zeit war Schmidmühlen ein
blühender Ort. An einer Wasserstraße mit einem eigenen Binnenhafen
gelegen sowie als Kreuzungspunkt wichtiger Handelsstraßen hatte der
Ort eine für die damalige Zeit herausragende Bedeutung. Vor allem
der Hopfenanbau, das Hammerwerk, Zolleinnahmen und viele kleine und mittlere
Handwerksbetriebe sorgten über Jahrhunderte hinweg für einen
relativen Wohlstand. Zu dieser Zeit hatte der Markt auch eine eigene Ziegelei,
die sich im Bereich des heutigen Zieglerschlosses befand.
Mit
dem Zieglerschloss selbst untrennbar verbunden ist der Erbauer, Johann
Georg Felnser. Mit seinem Lebenswandel und dem Bau des Zieglerschlossesschrieb
er Zeitgeschichte. Die Familie Felsner stammte aus Kastl. Der Ziegler Johann
Felsner siedelte im Jahr 1668 von Kastlnach
Schmidmühlen. Der Grund hierfür war seine Verheiratung mit der
Schmidmühlner Bierbrauerstochter Anna Johann Kolb. Er starb 1718.
Sein Sohn Balthasar (als viertes von acht Kindern 1697 geboren) vermählte
sich mit der Bürgerstochter Elisabeth Riedhammer. Dieser Ehe entspross
Johann Georg, der spätere Erbauer des Schlosses. Taufpate war der
Papiermachter Georg Mittelstraßer von den Vischbachschen Papiermühle.
Die
Ziegelei in Schmidmühlen war ursprünglich im gemeindeeigenen
Besitz. 1687 verkaufte sie der Markt an Lorenz Hammer von Velburg. Von
diesem erwarb 1692 der aus Kastl zugezogene Felsner den Besitz, zu dem
anscheinend noch kein Wohnhaus gehörte. Im Kaufbrief ist nämlich
die Erlaubnis zum Bau eines solchen erwähnt. 1721 übertrug die
Witwe Anna des Johann Felsners die Ziegelhütte mit „Zuhörungen“
ihrem Sohn Balthasar, dem Vater von Johann Georg. Wann der Besitz an diesen
kam, war bisher nicht festzustellen.
Im
Alter von 16 Jahren verließ Felsner sein heimatliches Schmidmühlen,
durchwanderte halb Europa, vor allem aber Frankreich. Dort erlernte er
die Kunst der Schnupftabakdosenfertigung. Diese Dosen waren seinerzeit
ein für jedermann unentbehrliches Gerät. Im Jahre 1757, knapp
30-jährig kehrte er nach Schmidmühlen zurück, den Kopf voller
Pläne und Ideen.
Im
gleichen Jahr begann er mit dem Bau des „Zieglerschlosses“. Die reinen
Baukosten beliefen sich auf 18 000 Gulden, eine für jene Zeit außerordentlich
hohe Summe. Das Zieglerschloss war damals eine wahre Zierde, bis es von
einem Großbrand weitgehend vernichtet wurde. Von dem Gebäude
blieb nichts als das Mauerwerk stehen.
Im
Schloss selbst wurden nie Tabakdosen gefertigt. Die Fabrik stand im Brunnlett.
Hier beschäftigte Felsner anfangs etwa 50 Arbeiter, später etwa
20. Diese große Anzahl von Arbeitnehmern zeigt, wie bedeutend dieser
Handwerksbetrieb damals war. Die Herstellung der Felsnerschen Tabakdosen
geschah nach einer geheim gehaltenen Methode, die er aus Frankreich mit
gebracht hatte. Dank seiner Tüchtigkeit und Vielseitigkeit entwickelte
sich die Schmidmühlener Produktion zu einer beachtlichen Konkurrenz
für seine französischen Lehrmeister. Das veranlasste einen von
diesen, Felsner eine Kiste zukommen zu lassen. Nichts Gutes ahnend ließ
er die Sendung durch einen Schlosser am Boden öffnen. Und das war
gut, denn sie enthielt mehrere geladene Pistolen, die sich beim Öffnen
des Deckels entladen hätten.
Für
das Schloss selbst kam es am 26. November des Jahres 1896 zu einer Katastrophe:
Es wurde von einem Großbrand heimgesucht. Da das Schloss nach alten
Erzählungen an allen Ecken und Enden brannte, vermutete man Brandstiftung.
Die Entstehung des Brandes konnte selbst durch polizeiliche Ermittlungen
nie geklärt werden. Der Bayerische Volksbote berichtete in seiner
Ausgabe vom 3. Dezember 1896: „Am 26. des letzten Monats morgens um 5 ½
ist dieses Schloss, eine Zierde des Marktes, ein Raub der Flammen geworden.
Dasselbe brannte fast zur gleichen Zeit an allen Ecken und Enden, was die
Vermutung einer Brandstiftung großen Raum lässt. Von dem schönen
Gebäude blieb nichts mehr stehen als das Mauerwerk.“ Der Feuerschein
selbst war weit bis in das Lauterachtal hinauf zu sehen.
Doch
zurück zu Johann Georg Felsner. Sein Leben, Wohnen und Schaffen in
Schmidmühlen war geprägt von einer tiefen Feindschaft zwischen
ihm und der Marktgemeinde. Diese eröffnete eine Reihe von Prozessen
gegen ihn, seinen Bau und sein Unternehmen. 1796 bereits sprach ein Landgerichtsurteil
das Verbot aus, die Schwindgruben seines Neubaus zu benutzen, so dass dieser
unbewohnbar wurde. Fortan wohnte er im Brunnlett (Haus Nr. 88) Johann Georg
Felsner heiratete zweimal:1779 ehelichte er die Bäckerstochter Maria
Regina Riedhammer (sie starb 1783 im Kindbett), zehn Jahre nach deren Tod
am 23. Juli 1793
Margareta Weigl. Doch das
Familienglück war nur von sehr kurzer Dauer. Wenige Wochen später
verstarb Johann Georg Felsner am 7. September 1793 im Alter von 66 Jahren.
Von
seinem einst ansehnlichen Vermögen war nichts mehr vorhanden. Das
Zieglerschloss mit Ziegelhütte und Ziegelofen erwarb Felsners Schwager
Leonhard Hofmann. Die Mittel dazu dürfte Felsners Besitznachfolger
wohl dadurch gewonnen haben, dass er das wohl gehütete Betriebsgeheimnis
1794 an einen Lederfabrikanten Fleischmannaus
Amberg verkaufte, der die Fabrikation dorthin verlegte und etwa 20 Jahre
lang jährlich etwa 24 000 Tabakdosenmit
großem Gewinn verkaufte. Mit diesem Verkauf endet auch die Ära
der Familie Felsner und die der Gewinn bringenden Schnupftabakdosenfabrikation
in Schmidmühlen. Das Zieglerschloss selbst befindet sich sei mittlerweile
vier Generationen im privaten Familienbesitz. Zurück
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Das Zieglerschloss im Jahr 2005
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