Die letzten Wasserräder der Region drehen sich in Schmidmühlen
(von Paul Böhm) 
(aus Amberger Zeitung u. Amberger Nachrichten vom 04.09.2004)

Im Umfeld des einstigen Hammerherrensitzes in Schmidmühlen findet der aufmerksame Besucher die einzigen, noch intakten Wasserräder in der Region. Eng verbunden ist ihre Geschichte mit der Nutzung der Wasserkraft an Vils und Lauterach.
Waren es im 13. Jahrhundert schon die schweren Eisenhämmer, die mit Hilfe der Wasserräder angetrieben wurden, so änderte sich die Nutzung ihrer Energie im Laufe der Zeit. Das Hammerwerk verschwand im späten Mittelalter, an seine Stelle trat in Schmidmühlen eine Nagelschmiede, später wurde die Wasserkraft für das Betreiben einer Spiegelglasschleiferei genutzt. Die Wasserräder waren unverzichtbar für den Betrieb der Papier- Mahl- und Sägemühlen in unserer Heimat. Im Zuge der Industrialisierung verschwanden die Wasserräder an Vils und Lauterach. Turbinen wurden an ihrer Stelle eingebaut um jetzt elektrische Energie zu erzeugen.

Ein herber Einschnitt!

Verschwunden sind heute auch die Mahl- und Sägemühlen, die bis weit ins 20. Jahrhundert mit für einen gewissen Wohlstand an ihren Standorten mit gesorgt hatten. Da brachten die Bauern der Umgebung ihr Getreide zum Mahlen auf die Mühle, das Holz wurde zum Sägen angefahren. Einen herben Einschnitt erlebten die Besitzer der Mühlen und Sägewerke an der Lauterach mit der Errichtung des Truppenübungsplatzes Hohenfels zu Beginn der 50-ziger Jahre, da fehlte plötzlich ein halbes Hinterland, die Mühlen wurden unrentabel und wurden aufgegeben. Ganze Erwerbszweige und ihre angegliederten Berufe waren auf einmal überflüssig. Über die Arbeit des Müllers und des Sägewerkers erzählen heute Altvordere ihren Enkelkindern. Doch das ist noch gar nicht so lange her.

In Schmidmühlen sind in den vergangenen Jahrzehnten, ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit, zwei dieser Wasserräder erhalten geblieben. Vor einigen Jahren hat Sägewerksbesitzer Karl Böhm seinen Lohnschnittbetrieb eingestellt, die Wasserkraft wird jetzt ausschließlich für die Gewinnung von elektrischer Energie genutzt. Baptist Fischer hat zum Ende der 70-ziger Jahre die Wasserkraft auf Stromerzeugung umgestellt.

Ganz in der Nachbarschaft des eben erst renovierten Hammerschlosses drehen sich die zwei unterschlächtigen Wasserräder rund um die Uhr. Ihr monotones Plätschern wird durch einen Holzkasten gedämpft. Von Außen kann eigentlich von außen gar nicht viel sehen kann. Erst wenn man die großen Tore öffnet, gewinnt man schnell den Eindruck, dass hier Power dahinter steckt. Vierundzwanzig Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr laufen die Wasserräder. 

172 Kilometer am Tag!

Auf einer überdimensionalen Achse gelagert, drehen 36 Schaufeln das Rad mit seinen 5,5 Metern Durchmesser etwa sechs bis sieben Mal in der Minute, weiß Baptist Fischer zu berichten. Die Drehgeschwindigkeit ist auch abhängig von der Wassermenge, die aus dem Triebwerkskanal zugeführt wird. Bei sieben Umdrehungen in der Minute legt dieses noch der kleineren Kategorie angehörende Wasserrad etwa 120 Meter in der Minute zurück, in einer Stunde 7,2 Kilometer und an einem Tag etwa 172 Kilometer. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass das Wasserrad der ehemaligen Papiermühle bereits seit etwa 200 Jahren mit nur unwesentlichen Veränderungen seinen Dienst tut. 

Wie dazu auch Baptist Fischer erzählt, findet man auch heute noch das Recht zum Betreiben eines Kalanders, also das Betreiben einer Papiermühle oder Mühle, im Grundbuch eingetragen. Zwar alte, vielfach vergessene Rechte, wie er nachdenklich meint. Aber alles Erinnerungen an frühere Zeiten, als zu einem Kleinzentrum wie Schmidmühlen auch noch eine eigene Mahlmühle und wasserkraftbetriebene Sägewerke gehörten.

Etwa 172 Kilometer legt das Wasserrad der Zimmerei Fischer in Schmidmühlen am Tag Jahr zurück. Für den Antrieb des unterschlächtigen Wasserrades mit einem Durchmesser von 5,5 Metern sorgen immer noch 36 Holzschaufeln, wie dies schon seit fast zwei Jahrhunderten der Fall ist.


Über den Triebwerkskanal gleich hinter dem Hammerschloss wird das Wasserrad gespeist. Je mehr Gefälle, um so besser ist die Wasserkraft.


Mit einer „Schütz“ regelt man auch heute noch den Wasserstand im Bereich der Wasserräder und kleinen Kraftwerke. Die Meßlatte für das Anstauen des Wasser ist immer ein amtlich eingemessener Eichpfahl, eine Markierung über die ein Triebwerksbesitzer nicht anstauen darf. 


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