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"Ein Gulden für jeden vermaledeiten Fehler"

Gregor-Mendel-Gymnasium begeistert mit Gryphius-Komödie


Fotos von der Aufführung

"Der König liebt das Schauspiel", weiß Peter Squenz, der Dorfschulmeister. Und deshalb bringt er mit seinen Freunden eine so mitreißende Theateraufführung auf die Bühne, dass der König gar nicht anders kann, als für jeden "vermaledeiten Fehler" fünfzehn Gulden zu spendieren ... Aber der Reihe nach:

Der Theaterabend des Gregor-Mendel-Gymnasiums unter der Leitung von Studienrätin Simone Mertel knüpfte bewusst an die Landesausstellung über den "Winterkönig" an; es begann damit, dass das Publikum in der voll besetzten Pausenhalle in sieben Schritten auf die Zeit dieses glücklosen Herrschers eingestimmt wurde. Die Musiklehrkräfte (Oberstudienräte Andrea Mendel und Andreas Hubmann) führten mit dem Vororchester und mit einem Blechbläserensemble Werke von Thomas Simpson und Melchior Franck auf - rhythmisch exakt und musikantisch schwingend dargebotene Stücke, die den Geist der Barockepoche spürbar machten. Dazwischen eine Barockpredigt (mit erhobenem Zeigefinger auf der Kanzel: Julian Stahl) und - als besonders anschauliche Studie des barocken Alltags - das Reißen eines kaputten Zahns mithilfe einer Rohrzange und viel Branntwein (Benjamin Bücherl und Georg Tischler). Studiendirektor Anton Fütterer führte charmant als Moderator durch die lockere Szenenfolge und bereitete dem Hauptteil des Abends die Atmosphäre.

Mit frischem Schwung, liebevoll zusammengestellten Kostümen, viel Sinn für Situationskomik und beachtlichem Gefühl fürs richtige Timing gelang es den Schülerinnen der Unter- und Mittelstufentheatergruppe (heuer ein rein weibliches Ensemble), der Komödie über "Peter Squenz" von Andreas Gryphius (1650) neues Leben einzuhauchen. Simone Mertel hatte mit ihren Schülerinnen den Text überarbeitet und geschickt modernisiert.

Die "Story" ist altes, bewährtes Comedy-Material: In der Schauspielerei völlig ungeübte Leute wollen am Hof ein Theaterstück aufführen, um dem König zu gefallen und vielleicht neben der Ehre auch noch Lohn zu ernten. Selbstverständlich geht dabei am laufenden Band etwas schief, und das ist gerade das Lustige daran.

Besonders schön gelangen die Passagen, in denen die Spielfreude der Mädchen mit dem Spaß an der aktualisierten Fassung zusammenfiel. Als sich Piramus (Florence Lienhardt als feuriger Liebhaber) und seine liebste Thisbe (lieblich und doch keck: Heidi Fiegler) in die Augen sehen, zücken der König und sein Gefolge die Feuerzeuge und unterstützen die romantische Stimmung durch ihre geschwenkten Flammen. Überhaupt sind dieser sehr würdevolle König (Michael Weber) und sein Hofstaat (Dorothee De Wille, Ann-Kathrin Zintl, Susanne Schmidt, Sophie Spies) oft im Dialog mit den "Schauspielern", die dann bereitwillig erklären, warum das Stück nun so und nicht anders läuft - allen voran Peter Squenz (Afra Spies), der seine Truppe bestens im Griff hat (Anastasia Loktev, Kerstin Waligora, Christiane Winter, Nicole Franke als temperamentvolle Mitspielerinnen).

Alles in allem: ein höchst vergnügliches Spektakulum, dem das Publikum begeisterten Applaus spendete.

Peter Ringeisen