hostasxeng
Home
hostasxeng
Archiv
hostasxeng
Link-Liste
hostasxeng
aktuell

: hostasxeng :





Wegrationalisierter Sensenmann

GMG-Theatergruppe spielte „Aus - gestorben, Sense!“


Fotos von der Aufführung/A. Fütterer

Wenn man in einem Theaterstück die moderne Welt der Technik kritisiert, dann darf man sich nicht wundern, wenn diese „zurückschlägt“. Da hatte sich doch der neue, vollautomatische Vorhang der GMG-Theatergruppe einen Aprilscherz ausgedacht und die Techniker des Grundkurses Dramatisches Gestalten am Aufführungstag bis 4 Uhr morgens durch sein Nicht-Funktionieren zur Verzweiflung gebracht. Aber schließlich bekamen die Techniker ihn noch in den Griff, und so hieß es am Abend ohne jegliche Komplikationen: Vorhang frei für „Aus - gestorben, Sense!“

Für dieses Stück hat der GK Dram des Gregor-Mendel Gymnasiums eine Idee von Baschi Laubscher aufgegriffen: Was, wenn die auf der ganzen Erde um sich greifende Rationalisierungswelle auch den Himmel erreicht und es dort „den Tod“ selbst „erwischt“? Die Spieler der Theatergruppe haben diese Idee zu einem „tragisch-komischen Vorgang in zehn Szenen“ weitergesponnen und dabei schonungslos die Absurditäten aufgedeckt, die durch die Bürokratie und Idiotie der „modernen Menschen“ entstehen, die nur in vorgefertigten Schemata denken können und vollständig auf Technik und Computer angewiesen sind.

Es beginnt im „Himmelsbüro“, wo die „karrierebewusste“ Manager-Engelin mal so richtig „ausmistet“. Der altgediente „Handarbeiter“ Tod muss raus, denn ein leistungsfähiger PC kann seine Arbeit viel effektiver erledigen! Also muss der seines „Lebenssinns“ beraubte „Sensenmann“ den Weg aller Arbeitssuchenden antreten: zum Arbeitsamt, nein vielmehr zur modernisierten „Agentur für Arbeit“. Dort wird er selbstverständlich als „schwer vermittelbar“ eingestuft, kann er doch dem Computer weder Vornamen noch Geburtsdatum angeben. So wird er weitergeschickt zur Psychologin, die den „Sensenmann“ mit ihrer Diagnose auf „Kindheitstrauma aufgrund von Schuldgefühlen für den Tod der Eltern“ endgültig in den Wahnsinn treibt. Folgerichtig landet er in der Irrenanstalt, während draußen ein Computer seine Arbeit erledigt. Doch der moralische Zeigefinger am Schluss darf natürlich nicht fehlen: Der Teufel hat es geschafft, in das „Himmelstodesprogramm“ einen Virus einzuspeisen ­ und plötzlich landen alle Seelen in der Hölle!

Für Sebastian Thaler war der zwischen Hilflosigkeit, Nostalgie und Verzweiflung umherstolpernde „Sensenmann“ die erste Bühnenrolle überhaupt. Nach Überwindung der Anfangsnervosität in dieser enorm schwierigen, da textlastigen Rolle, fand er immer besser ins Stück und spielte sich gegen Ende in einen kleinen Rausch: wunderschön die lyrische Schlusszene, in der der alleingelassene Tod mit einem vom Teufel aufgezeichneten Lächeln auf der Bühne steht und doch nur traurig vor sich hin starren kann.

Aus der insgesamt gelungenen Ensembleleistung kann man wohl noch Georg Tischler herausheben. Mit seinem komödiantischen Talent trieb er das Publikum in seiner Rolle als „Penner“, der vom Tod noch ein paar Tage Lebenszeit erbetteln will und in Wahnsinn und Apathie verfällt, als er erfährt, dass er sich in wenigen Momenten zu Tode gesoffen haben wird, in Lachkrämpfe.

Insgesamt war es ein gelungener Abend, und man darf sich auf die nächsten GMG-Stücke unter der Leitung von StRin Simone Mertel freuen, für die „Aus ­ gestorben, Sense!“ das Debüt mit dem Grundkurs Dramatisches Gestalten war.

Florian Götz