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Überzeugend gespielt

MRG-Schultheatergruppe meistert Herausforderung


Fotos von der Aufführung



Nach dem "Geizigen" von Moliere am DJDG nun "Don Gil von den Grünen Hosen" von Tirso de Molina am MRG im Rahmen der Amberger Schultheatertage 2004. Beide Stücke entstanden etwa zur gleichen Zeit im 18. Jahrhundert, in beiden will ein Vater seine Tochter aus Geldgründen an einen reichen Mann verheiraten; in beiden scheitert er, denn die jungen Mädchen, die für diese Zeit sehr selbstbewusst auftreten, bekommen den, den sie wirklich lieben. Hier zögere ich schon, denn wirkliche Liebe scheint es in dem spanischen Stück nicht zu geben. Die Männer, die hier geheiratet werden, scheinen zweite Wahl zu sein. Es wird auch nicht deutlich, ob sie wirklich Geld mitbringen. Möglicherweise liegt es auch daran, dass der Spanier zusätzlich das Thema "Schein und Sein" über die Story legt, so dass das Stück darüber hinaus eine Verwechslungskomödie ist.

Die Zigeunerin (hervorragend Carolin Kummer) ist eigentlich ein Diener, der reiche junge Mann (recht positiv Michael Reindl) ist eigentlich arm, der Vater (souverän Johanna Binner), der eigentlich längst bankrott ist, ist am Ende mit dem nichtgeliebten Schwiegersohn (gut Martin Seeburg) sehr zufrieden. Clara (exzellent Maresa Dietl), Freundin der Dame Ines, um die sich alles dreht (einsame Spitze Michaela Bachhuber) ist am Ende mit dem unbeholfenen Don Fabio (gut in seiner gestelzten Art Eva Melzer) zufrieden. Dazwischen sind beide Frauen aber in eine Frau (verlässlich wie in den letzten Jahren: Ines Begemann) verliebt, die sich als Mann mit grünen Hosen verkleidet hat. Darüber hinaus spielen verlorene Briefe eine Rolle, welche von der Dienerin (angemessen burschikos und frech in ihrer Art: Nina Bogner) dem geplanten Schwiegersohn überbracht werden. Etwas verwirrend, meinte nicht nur meine Nachbarin, die mehrfach fragte, warum jetzt der und die oder.... Moliere scheint nicht zu Unrecht als besserer Autor zu gelten, seine Strukturen sind klarer. Freilich würde der Spanier eher als Soapopernschreiber beim Fernsehen durchgehen. Die Vorabendserien weisen häufig eine ähnliche Struktur auf.

Regisseur Ringeisen am DJDG und Edgar Dietl am MRG bauten auf ein fast gegensätzliches Konzept. Moliere wurde fast minimalistisch angeboten, kein Bühnenbild, keine zeitbezogenen Kostüme, am MRG dagegen gab es ein überaus passendes Bühnenbild, das neben der Zwischenaktmusik (Live Musik Gabi Biehler) spanisches Flair vermittelte. Prachtvoll waren auch die farbigen Kostüme (Angelika Dietl) der Spielerinnen und Spieler, exzellent die Maske. Fast schade, dass es bei diesem Aufwand nur eine Aufführung gab.

Überzeugend war die sprachliche Gestaltung der nicht einfachen Texte. Vor der Lernleistung der Darsteller/innen kann ich nur den Hut ziehen. Das Stück ist lang und hat leider am Anfang eine lange erzählende Passage, was den Schauspieler/innen die Arbeit sicher nicht einfach gemacht hat. Dem Internet habe ich entnommen, dass das Stück in diesem Frühjahr auch von einer 8. Klasse aufgeführt wird, auch andere Schulbühnen spielen es. Der Kritiker freilich erinnert sich noch an die Inszenierung von Gründgens im ZDF Anfang der 60er Jahre. Allein dieser Hinweis zeigt, dass das Stück nicht einfach ist. Die Theatergruppe "Grundkurs dramatisches Gestalten" des MRG hat die Herausforderung bravourös gemeistert.

Johann Ott
Amberger Zeitung und Amberger Nachrichten am 31. bzw. 30. März 2004