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Mit Spielfreude zum Happy End

MRG-Unterstufentheatergruppe spielte Roald Dahls "Matilda"


Fotos von der Aufführung

Es gibt ein Lied von Reinhard Mey, in dem er "ein Stück Musik, von Hand gemacht" lobt, weil es sich von glatten und perfekten Shows abhebt, weil man merkt, dass der Musiker mit Begeisterung dabei ist. So etwa war das auch bei der Aufführung der Theatergruppe der Unterstufe am Max-Reger-Gymnasium: Ein Stück Theater, von Hand gemacht.

Unter der Leitung von Studiendirektor Johann Ott hatte sich das runde Dutzend Mädchen mit "Matilda" eines der skurrilen und geistreichen Bücher vorgenommen, die Roald Dahl vor allem für Kinder schrieb.
Die Titelheldin ist ein äußerst gescheites Mädchen, voller Lerneifer und Wissbegier. Sie bringt sich selbst Lesen und Rechnen bei, bevor sie noch in die Schule kommt. Doch erntet sie damit alles andere als Lob bei ihrer unsympathischen, unehrlichen und nur von Fernsehkonsum und Fast Food sich ernährenden Familie. Die Intelligenz des Mädchens wird nicht erkannt und ihre Fragen und Wünsche sind allen nur lästig. Erst in ihrer Lehrerin Fräulein Honig findet Matilda eine Gesprächspartnerin. In der Schule entdeckt das ungewöhnliche Kind dann auch noch, dass es übernatürliche Kräfte besitzt, und sie setzt ihre Fähigkeiten dazu ein, ihrer verständigen, aber von der Schulleitung unterdrückten Lehrerin zu ihrem Recht zu verhelfen. Da ist es dann nur logisch, dass Matilda am Schluss bei ihrer Lehrerin wohnen bleibt, statt mit der Familie nach Spanien auszuwandern.

Die Geschichte kam durch ihre Übertreibungen und manche Situationskomik den Vorlieben der elf- und zwölfjährigen Spielerinnen entgegen, war aber trotzdem nicht einfach zu spielen, vor allem wenn man bedenkt, dass offenbar die meisten hier zum ersten Mal auf der Bühne standen.

Gut gelungen ist die Umsetzung des Erzähltextes in eine interessante Bühnenhandlung. So wurde beispielsweise die lange Zeit, in der Matilda selbständig in der Bibliothek lesen lernt, durch Glockenschläge und eine große Wanduhr veranschaulicht, an der zwei Spielerinnen die Zeiger im Nu von neun Uhr vormittags auf nachmittags fünf Uhr stellten. Die Fixierung der Familie Matildas auf tatsächliches und geistiges "Fast Food" wurde sehr gut vermittelt, indem die Eltern und der Sohn vor einer Beamerprojektion Chips und Kartoffelflocken in sich hineinstopften, während der Nachschub in einem gut gefüllten Einkaufswagen schon bereitstand.

Auch die Besetzung der Rollen darf als geglückt bezeichnet werden. Matilda wurde, passend zur Weiterentwicklung ihrer geistigen und körperlichen Größe, von drei verschiedenen Mädchen dargestellt; alle drei zeigten eigenen Charme und die gewitzte Überlegenheit des klugen Kindes (Elena Rackow, Lisa Gilliland, Juliane Fiegler). Der Vater war angemessen grob und durchtrieben (Lisa Fenk), und in ihrer Brutalität ihm ebenbürtig erwies sich die Schulleiterin (Isabel Aigner). Fräulein Honig schließlich zeigte sich ganz ihrem Namen entsprechend lieblich (Cosima Kolb).

Doch auch die Darstellerinnen der kleineren Rollen schlugen sich wacker, und die Spielfreude war ihnen allen anzumerken: "Halt ein Stück Theater aus Fleisch und Blut, meinetwegen auch mal mit 'nem kleinen Fehler, das tut gut."

Peter Ringeisen
Amberger Zeitung am 03. Mai 2004 (Schlagzeile: "Theater handgemacht")