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"Sturb" Maria Stuart gar im Sturm?

Decker-Gymnasium eröffnet mit Bearbeitung von Schillers klassischem Drama Schultheatertage


Fotos von beiden Aufführungen Amberg. Sich im Schillerjahr dem großen Dichter auf der Ebene des Schultheaters zu nähern, dazu bedarf es schon einigen Mutes und einer selbstbewussten, motivierten Truppe. Der Grundkurs Dramatisches Gestalten und die Spielerinnen der 10. und 11. Jahrgangsstufe des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums wagten sich auf die schwindelnden Höhen des klassischen Olymps, sprich an die Adaption des Prototyps des klassischen Dramas "Maria Stuart".

Neugier und eine gewisse Skepsis ob des gewagten Unterfangens unter der Leitung von Peter Ringeisen erhielten zusätzlich Nahrung durch den ungewöhnlichen Titel des Projekts "Maria sturb": Wie gehen Mädchen des 21. Jahrhunderts mit der pathetischen Rede, der strengen Architektonik des Dramas um, ganz zu schweigen vom tragischen Konflikt der beiden Protagonistinnen? Der Einstieg war spannend: Die Einstimmung erfolgte auf Lateinisch und ließen das Publikum im Ungewissen. Dann öffnete sich der Vorhang und auf der Bühne entfaltete sich eine durchaus klassische Szenerie.

In kostbare Roben gewandet traten die bekannten Schillerschen Figuren ins Rampenlicht: die beiden verfeindeten Königinnen Elisabeth und Maria, Leicester, Mortimer, Paulet und all die anderen. Nicht nur die Tatsache, dass die tragenden Rollen für die beiden Aufführungen doppelt besetzt waren, ließ die Begeisterung der Spielerinnen für ihr Projekt erkennen. Natürlich standen die Königinnen (Susanne Herdegen und Regina Endres als Maria Stuart, Stefanie Kirner und Cornelia Fehlner als Elisabeth) auch schon rein optisch im Fokus des Geschehens, die schwierigen Dialoge beherrschten aber alle Spielerinnen mit Bravour. Ein zusätzliches Glanzlicht in diese höfische, ein wenig steife Bühnenwelt brachten die von Sigrid Ringeisen perfekt einstudierten Tänze. Nach der Begegnung der beiden Königinnen endete der erste Teil mit der Unterzeichnung des Todesurteils. Schiller wie gehabt, nur eben gekürzt?

Die Überraschung kam nach der Pause: Die Figuren traten rückwärts auf die Bühne und was dann die Truppe mit Schillers Drama anstellte, machte dem Titel alle Ehre. "Sturb" Maria vielleicht doch nicht? Ließ sie gar die garstige Elisabeth durch Gift beseitigen? Fanden die beiden Kampfhennen einen gemeinsamen Nenner auf der Ebene von Frau zu Frau? Kriegte Maria den Henker doch noch rum? Oder verliebte sich gar der Elisabeth zugedachte Prinz von Frankreich in die schöne schottische Königin und floh mit ihr über den Ärmelkanal, auf dem unglücklicherweise ein Sturm tobte, der das Schiff zum Kentern und Maria doch noch zum "Sturb" brachte?

In einer nach dem "Lola-rennt-Effekt" gebauten Szenenfolge ließen die Schülerinnen ihrer Fantasie freien Lauf. Nur das Glockengeläute und Leicesters Schlussmonolog erinnerten die Zuschauer an Marias wahres Schicksal am Schafott. Mit ihrem Projekt demonstrierten die Schülerinnen, wie unbefangen und fantasievoll man mit einem klassischen Drama umgehen kann. Begeisterter Applaus würdigte die Leistung der Truppe.

Uta Löw



Amberger Zeitung vom 16. März 2005
Mittelbayerische Zeitung (Vilstalausgabe) am 18. März 2005
mit der Schlagzeile: „Maria sturb“ — unbefangen an das Drama gewagt