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Spontane Angriffe auf die Lachmuskulatur

Buntes Potpourri aus der "Wundertüte" der Dr.-Johanna-Decker-Schulen - Kurzweilig und mitunter skurril


Amberg. Trotz des lauen Sommerabends hatten viele Zuschauer den Theaterabend im Gerhardingersaal der Dr.Johanna-Decker-Schulen einem Besuch im Biergarten vorgezogen. Gespannt warteten sie, dass sich die "Wundertüte" öffnete. Der Titel, den die Theatergruppe der Jahrgangsstufen 9 bis 13 gewählt hatte, ließ Überraschungen erwarten.

Der "Wundertüte" entsprangen schließlich über 30 theater-rund tanzbegeisterte Mädels, die unter der Regie von Peter Ringeisen, unterstützt von Sigrid Ringeisens Tanzgruppe, ein buntes Potpourri von 14 unterhaltsamen, kurzweiligen und mitunter recht skurrilen Szenen auf die Bühne brachten. J. Tardieu, Chr. Morgenstern, E. Jandl u. a. lieferten die Textgrundlagen für ein absurd-komisches Bühnenspiel. Schon zu Beginn sahen sich die Zuschauer von einem Theaterpublikum auf der Bühne gespiegelt. Das Verwirrspiel steigerte sich, als Autor und Souffleuse Bühnenfiguren und Handlung nach Belieben steuerten.

Schneewittchens Spiegel - einmal andersWer ist Zuschauer, wer Spieler? Alles nur Theater! Fast nahtlos und mit flottem Tempo folgte Szene auf Szene, untermalt vom Klang der Percussion. Alles drehte sich um das Spiel mit den Wörtern und den spielerischen Umgang mit den Mitteln und Möglichkeiten des Theaters. Wie hört sich das an, wenn bei einem Gespräch einzelne Wörter durch andere, "unpassende" ersetzt werden? Für Jean Tardieu ist das gesprochene Wort nicht das Wesentliche der menschlichen Kommunikation. Verständigung entsteht vor allem auch durch Mimik, Gestik, Körpersprache. Urkomisch, wie ein Dialog auch mit Nonsens-Sätzen geführt werden kann. Die Lachmuskeln der Zuschauer wurden auch in den anderen Szenen heftig strapaziert, so z. B. durch die Dame mit dem Sauberkeitsfimmel, die ihren Teegast aus Hygienegründen sich bis auf die Unterhose entkleiden lässt, oder dem "Dieter", der zu spät entdeckt, dass Apfelsaftschorle Sucht erzeugt.

Sogar der Beamer kam bei diesem abwechslungsreichen Abend zum Einsatz: Ein plattdeutscher und ein bayerischer Heimatfilm gleichen Inhalts flimmerte zur Begeisterung der beiden Fernsehtanten und der Zuschauer über die Leinwand. Wen wunderte es da noch, dass beide Spitzenprodukte des deutschen Film aus der Produktion ein-und derselben Filmkoryphäe stammten.. Zum Abschluss des Programms wagte sich die gesamte Gruppe an ein Spontantheater: Freeze. In dieser Szene, in der auch das Publikum zum Mitspielen aufgefordert war, gaben immer zwei Spielerinnen eine Spielsituation vor. Dieses Improvisationsspiel konnte mit dem Befehl "freeze" durch eine weitere Spielerin eingefroren werden, die dann selbst einen Part übernahm und die Situation veränderte. Auch wenn sich niemand aus dem Zuschauerraum auf die Bühne traute, übertrug sich die sichtliche Begeisterung der Spielerinnen für dieses Improtheater auf das Publikum.

Das vielfältige Programm und vor allem die ausgeprägte Spielfreude aller jugendlichen Darstellerinnen - Einzelleistungen hervorzuheben erscheint angesichts der Gemeinschaftsleistung so vieler Beteiligter unangebracht - entschädigten voll für den versäumten Biergartenbesuch. Dankbar für einen vergnüglichen und entspannenden Abend spendeten die Zuschauer am Ende kräftigen Applaus.

Uta Löw



Amberger Zeitung am 20. Juli 2005