hostasxeng
Home
hostasxeng
Archiv
hostasxeng
Link-Liste
hostasxeng
aktuell
hostasxeng
Forum

: hostasxeng :



AZ   MZ

Was macht ein Kommissar ohne Verbrecher?

Theatergruppe des Max-Reger-Gymnasiums unterhält mit turbulenter Gaunerkomödie


Fotos von der Aufführung Amberg. Ein Kommissar ist nur dann ein echter Kommissar, wenn er Verbrecher jagen kann. Wenn aber aus den Verbrechern ehrbare Bürger geworden sind, gibt es für ihn weder Arbeit noch Ruhm, und das kann einen verzweifelten Kommissar schon mal auf Abwege führen. Wenig erfreulich für den Kommissar, umso mehr dagegen für die vielen Zuschauer, die im Festsaal des Max-Reger-Gymnasiums einen heiteren Theaterabend erleben durften. Unter der Regie von Gabi Biehler, Diana Schneider und Edgar Dietl sorgten "Fünf Ganoven und ihr Kommissar" - so der Titel der turbulenten Gaunerkomödie von Alexa Thiesmeyer - zusammen mit 19 weiteren Spieler/innen der Theatergruppe der Jahrgangsstufen 5 bis 11 für spannende Unterhaltung. Unterstützt von guten Geistern im Hintergrund und musikalisch begleitet von Gabi Bieler, die am E-Piano hinter dem Vorhang zur jeweiligen Szenerie den passenden Soundtrack lieferte, schaffte es die gesamte Truppe, die Zuschauer über zwei Stunden in prickelnder Spannung zu halten: Wer hat denn nun den Juweliersladen ausgeraubt? Wem gehört die Einkaufstasche? Von wem stammt die Briefbombe? Aber nun der Reihe nach:

Auch der fulminante Auftritt der Zeitungs-Zilly (Katharina Meier), Reporterin des Nord-Süd-Anzeigers, kann die beiden Fernsehleute ( Jan-Marco Müllner und Florian Schaudig) nicht davon abhalten, doch lieber in Los Angeles zu drehen: Hier in der Stadt ist es einfach zu langweilig, seit es keine Verbrechen mehr gibt. Die berüchtigte Ganovenbande sitzt hinter Schloss und Riegel. Der Mann, der die Bande hinter Gitter gebracht hat, der ehemals berühmte Kommissar Klotzig, wird nicht einmal mehr vom Polizeipräsidenten (Christopher Müllner) erkannt.

Da ist es dem armen Klotzig (schön schrullig gespielt von Nadja Renner) nicht zu verdenken, dass seine Freude groß ist, als sich die Ganovenbande, nun wieder in Freiheit, im Café Sensationell trifft, das von Lila Lady (Anna Liebhäuser) und Krawatten-Kuno (Isabelle Augsberger), ebenfalls zwei Ex-Ganoven, geführt wird. Wie enttäuscht ist aber der arme Kommissar , als er feststellen muss, dass aus der schrillen Mörder-Mary (Lisa Jütte), der Pistole schwingenden Killer-Kate (Edith Luschmann), dem bayerisch-gemütlichen Einbruch-Beppo (Anja Mändl), der gierigen Geld-Gaby (Elena Rihm) und dem etwas vertrottelten Würger-Willy (Thomas Wilhelm) lauter rechtschaffene Bürger geworden sind, die sich lieber um die alte Oma Ömmeling (Anna Liebhäuser) kümmern, als auf Raubzug zu gehen. Schade, dabei hätte sich Kommissar Klotzig doch so gerne wieder als Verbrecherjäger betätigt! Wie gut trifft es sich da, dass dem reichen Juwelier Protz (Anna Weskamp) beim Gassigehen mit Hund (pfiffig dargestellt von Isabelle Augsberger) eine Einkaufstasche über den Kopf gestülpt wird. Spannend, nicht nur für den Kommissar, wird es, als auch noch das Juweliergeschäft ausgeplündert wird, ein ominöser Koffer mit dem geraubten Schmuck auftaucht und eine Geldbörse geklaut wird. Sollte die Ganovenbande doch wieder tätig geworden sein? Klotzigs verständnisvolle Sekretärin Frau Fliegenbein (Hanna Selin Cakir) ist schockiert, als Kriminalassistent Überflüssig (Lisamarie Hirmer) mit der Nachricht aufwartet, wer der wirkliche Täter ist: der Kommissar selbst!

Aber Überflüssig hat nicht dem Mitleid der Ganovenbande gerechnet: Wie kann man nur solche Anfängerfehler machen? Und vielleicht hat der arme Kommissar ja eine schwere Kindheit gehabt! Man beschließt den armen Kerl herauszupauken, der gerade schon dabei ist, ein Geständnis zu machen und erfindet kurzerhand einen unbekannten Dritten, einen Freund, der angeblich längst über alle Berge getürmt ist. So endet denn die Komödie in allseitigem Wohlgefallen und die Zeitungs-Zilly hat doch noch ihre Sensationsstory. Die Zuschauer verdankten diesen sehr vergnüglichen Abend nicht nur dem kurzweiligen Stück, sondern vor allem der Spielfreude, dem Schwung und dem guten Zusammenspiel der gesamten MRG-Spieltruppe.

Uta Löw



Amberger Zeitung am 30. Mai 2006