hostasxeng
Home
hostasxeng
Archiv
hostasxeng
Link-Liste
hostasxeng
aktuell
hostasxeng
Forum

: hostasxeng :



AZ   MZ

Schwereloses nebst bitteren Klagen

Erasmus-Gymnasiasten ehren Heinrich Heine zum 210. Geburtstag mit einer Hommage


Fotos von der Aufführung Amberg. Heinrich Heine lebte von 1797 bis 1856, und wenn man schon letztes Jahr den 150. Todestag zu feiern versäumt habe, so wolle man doch den 210. Geburtstag heuer mit einer Hommage an den Dichter feiern, so hieß es in einem Vorwort zu der szenischen Collage des Erasmus-Gymnasiums unter dem Titel „Eine Hand voll Heine“. Und eines kann vorweg gleich festgestellt werden: Das Urteil des Dichters, dass sich die Bühne für die Poesie grundsätzlich nur schlecht eigne, haben die Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe unter der Leitung von Uta Löw überzeugend entkräftet.

Mit einer Vielzahl origineller Ideen gelang es der Gruppe, sowohl die Biographie Heines als auch einige seiner eindrucksvollen Gedichte lebendig werden zu lassen.

Sehr geschickt wurden immer wieder kleine Gespräche mit dem Meister selbst eingeflochten, der als ernsthafter, ohrringgeschmückter Dichter stets präsent war, wohl als Anspielung auf seine spätere Krankheit und sein berühmtes Wort von der „Matratzengruft“ stets mit einer Matratze im Arm, daran gelehnt oder darauf liegend (mit schöner Intensität und Melancholie verkörpert von Uli Schneider).

Vor allem die szenische Umsetzung von Gedichten stand aber im Zentrum des Geschehens, wobei es eine große Bandbreite an Stimmungen gab, vom Nonsens-Gedicht bis zur ernsten, politischen Lyrik.

„Was gehn dich meine Blicke an? / Das ist der Sonne gutes Recht, / Sie strahlt auf den Herrn wie auf den Knecht; / Ich strahle, weil ich nicht anders kann“ – so hochnäsig und von der eigenen Bedeutung überzeugt schwebte die „Sonne“ in einem Einkaufswagen über die Bühne und hielt huldvoll ihr sonnengeschmücktes Laternchen mal in diese, mal in jene Richtung. Ihre Gesprächspartner – der Dichter, die Affen, die Frösche, die Maulwürfe und ein Glühwürmchen in jeweils witzig-passender Kostümierung und Aussprache – wussten auf die Arroganz der Sonne zwar Antworten zu geben, aber die Sonne behielt, hinausschwebend, das letzte Wort.

Neben solch heiteren, schwerelosen Werken wurde die bitterernste Anklage in „Die schlesischen Weber“ dramatisiert: „Deutschland, wir weben dein Leichentuch, / Wir weben hinein den dreifachen Fluch - / Wir weben, wir weben!“ Hier wirkten vor allem die synchrone Ausführung der Bewegungen am imaginären Webstuhl und das präzise Chorsprechen sehr eindringlich.

Und schließlich durfte die Liebe nicht zu kurz kommen: „Sie saßen und tranken am Teetisch, / Und sprachen von Liebe viel. / Die Herren, die waren ästhetisch, / Die Damen von zartem Gefühl.“ Bei der Darstellung dieses Gedichts überzeugte die Aufteilung der Verszeilen auf mehrere Gesprächsgruppen (an Teetischen) und die affektierte Sprechweise, die die ironische Grundhaltung des Textes unterstrich.

Für weitere Abwechslung sorgte die musikalische Gestaltung mehrerer Texte – nicht umsonst heißt Heines beliebteste Gedichtsammlung „Buch der Lieder“. So trat ein sehr motivierter Männerchor (aus Schülern und Lehrern) auf, geleitet von Musiklehrer Martin Trosbach, der auch selbst seine wohlklingende Stimme einsetzte, und Nicola Schlosser trug mit guter Phrasierung und sensibler Gestaltung ein Lied vor.

Insgesamt ein schwungvoller, heiterer, nachdenklicher, informativer Theaterabend, der seiner Leiterin Uta Löw und ihrer Mannschaft umso höher anzurechnen ist, als sie sozusagen ein Auswärtsspiel hatten – im Pfarrsaal St. Georg.

Peter Ringeisen



Amberger Zeitung am 11. April 2007