hostasxeng
Home
hostasxeng
Archiv
hostasxeng
Link-Liste
hostasxeng
aktuell
hostasxeng
Forum

: hostasxeng :



AZ   MZ

Verrückte Physiker und eine „schlimmstmögliche Wendung“

Ein unterhaltsamer Theaterabend mit einem Klassiker - Die Theatergruppe des GMG spielt unter der Leitung von Christoph Althaus Dürrenmatts „Physiker“


Amberg. Das Stück ist bekannt und deshalb bestimmt nicht ganz leicht auf die Bühne zu bringen. Ort des Geschehens ist eine private Nervenheilanstalt, in der ein Mord an einer Krankenschwester geschehen ist. Oleg Stepanov als lässig abgebrühter Inspektor Voss und Christoph Althaus als enthusiastischer Gerichtsmediziner müssen das Verbrechen aufklären. Nach und nach lernt Voss drei der Patienten kennen, wobei sich zwei von ihnen als bekannte Physiker ausgeben (in den Rollen: Silvia Steger als Newton und Sophie Spies als Einstein). In Wahrheit handelt es sich aber bei beiden um Geheimagenten der jeweiligen Systeme des Kalten Kriegs. Dritter im Bunde ist Johann Wilhelm Möbius (hier agiert Michaela Gruschwitz hervorragend in seiner Zerrissenheit zwischen Verantwortung und verrücktem Spiel), der die Weltformel entdeckt hat, die in den falschen Händen zur Katastrophe führen könnte. Er behauptet, ihm erscheine König Salomo, um als verrückt eingestuft zu werden. Jeder der drei Physiker ermordet im Laufe des ersten Akts nun eine Krankenschwester (Annika Emmel als Oberschwester Martha Boll und Franziska Biersl als Schwester Monika Stettler), angeblich weil sie sich ineinander verliebt hätten, in Wahrheit aber um sein jeweiliges Geheimnis zu wahren.

Geleitet wird das Sanatorium von Fräulein Mathilde v. Zahnd. Selina Moser, in der Rolle der buckeligen Ärztin, spielt deren zwei Gesichter sehr überzeugend. So zeigt sich die Leiterin zunächst sehr sympathisch und verständnisvoll, als Möbius Ex-Frau mit ihren Kindern (Katharina Teiluf, Sabine Popov, Johanna Foitzik) und ihrem neuen Mann, dem Missionar Rose (Dennis Schmidt), zu einem letzten Besuch auftaucht. Am Ende des zweiten Akts wirkt sie wie eine übermenschliche Bestie, die Möbius Unterlagen an sich reißen und damit einen „mächtigen Trust“ aufbauen konnte. Die Irrenanstalt mit den drei Physikern sei die Schatzkammer ihres Unternehmens und die übrigen Patienten verrückte Verwandte. Am Ende bleibt den drei „Physikern“ nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu ergeben und die angenommenen Rollen in der Irrenanstalt weiter zu spielen.

Christoph Althaus und seine Theatergruppe haben eine gute Auswahl getroffen, als sie sich Dürrenmatts Komödie annahmen. Große Spielfreude und eine überzeugende Darstellung der unterschiedlichen Charaktere trugen zu einem unterhaltsamen Theaterabend bei, an dem sich manche Profi-Bühne ein Beispiel nehmen könnte. Das Publikum dankte es den Darstellern mit einem tosenden Applaus.

Andreas Hilgart



Amberger Zeitung am 30. Juli 2007