Stadt, Land, Schluss



Grandioser Spontantheatertag im Habana - Feinde der Schauspieler: Thema und Zeit



Von Winfried Rudrof

Amberg. Der Spontantheatertag läuft wie folgt ab: Um zehn Uhr wird das Thema bekannt gegeben. Dieses Jahr ist es "Stadt, Land, Schluss". Die Gruppen versuchen bis zum Abend ein Theaterstück zu schreiben, welches diese Vorgabe thematisiert.

Kurz nach 17 Uhr kommt folgendes Statement aus der Gruppe Kollektiv 1/2: "Wir haben ein paar Lösungsansätze, wissen aber noch nicht, für welchen wir uns entscheiden sollen. Langsam läuft uns die Zeit davon. Jetzt erst mal eine Pizza essen." Um 19 Uhr sollen die Darsteller im Club Habana erscheinen. Nicht die vorhandene Kreativität, sondern die Kombination aus Zeitdruck und ungewöhnlicher Thematik ist der größte Feind.

DJD 9/13 - Team 2 stellt den Berg von Irgendland darEs ist mittlerweile Abend und das Habana brechend voll. Es hat sich herumgesprochen, dass "Spott" eine äußerst vergnügliche Veranstaltung ist. Moderator Martin Frey, Vorstandsmitglied beim Spott-Veranstalter Kulturverein, erklärt die Wettbewerbsregeln: Jede Gruppe hat acht Minuten Zeit. Den Anfang macht das Team zwei des Doktor-Johanna-Decker-Gymnasiums. Die Mädels stellen ganz passabel eine Stadt-Land-Fluss-Runde dar, die durch abwechslungsreiche Charaktere glänzen will. Witzig, aber etwas zu nahe liegend.

Als Zweiter betritt das Ensemble Zentral die Bühne. Es wird eine "Speed-Dating-Situation" simuliert. Unter der Leitung eines Herrn "Schluss" sollen mehrere Vertreter aus der "Stadt" und dem "Land" miteinander verkuppelt werden. Das ganze wird lebendig präsentiert und vor allem der Moderator bringt die Lachmuskeln an die Belastungsgrenze. Weiter macht der Grundkurs Dramatisches Gestalten des Erasmus-Gymnasiums. Die drei Wörter Stadt, Land und Schluss werden in kurze Wortspiele verpackt und mimisch sowie gestisch gut dargestellt. Passable Leistung. Weiter geht es mit dem Team eins des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums. Während ein sehr authentisch gespielter Landwirt mit einer Frau aus der Stadt verkuppelt wird, spielen die Beteiligten ein Brettspiel. Die Figuren und der Würfel des Spiels werden von Darstellern gespielt. Gute Idee, gut interpretiert.DJD 9/13 - Team 1 gewinnt Sonderpreis

Im Kollektiv 1/2 ist schon eine leichte Erhöhung der Anspannung zu erkennen. Einer der Akteure klagt über leichten Stimmverlust. Währenddessen beginnen die Spott-Veteranen, die Theatergruppe Rampenfieber, mit ihrer Interpretation. Sie lassen eine Bürokraft dem Stadtstress entfliehen, um sie in die Ruhe des Waldes zu entführen. Dieser entpuppt sich als alles andere als entspannend und so wird er kurzerhand gerodet. Ausgezeichnet gespielt, intelligent interpretiert aber etwas zu sehr aus dem Handbuch für spontanes Theater. Als Nächster unterhält das Duo Schleicher und Zakon mit einer äußerst amüsanten Zweierrunde, bestehend aus einer Bäuerin und einer "hippen" Berlinerin das Publikum. Auch gut gespielt, die Konkurrenz legt gut vor.

Nun ist es soweit und das Kollektiv 1/2 betritt die Bühne. Die Akteure legen los. Zwei Marionetten namens Herr Stadt und Frau Land sind sich ihrer Rolle als Puppen überdrüssig und entledigen sich ihrer Schnüre, während sie nach Freiheit schreien. Begleitet werden die Darsteller dabei von Gitarrenklängen. Als krönender Abschluss wird das Publikum noch zum Mitsingen des so genannten "Stadt-Land-Schluss-Marionetten-Blues" aufgefordert. Dieses Stück war der Jury einen hoch verdienten zweiten Platz und 200 Euro wert.

Der dritte Platz und 100 Euro gehen an das Ensemble Zentral und der erste Platz mit seinen 300 Euro wird traditionell von der Theatergruppe Rampenfieber in Beschlag genommen. Und so schliesst sich der Spott-Vorhang wieder für ein Jahr, während das Kollektiv 1/2 seinen zweiten Platz euphorisch auf der Bühne feiert.

Sonderpreis für Decker-Schülerinnen


Auch sie sind schon beinahe alte Hasen beim Spontantheatertag: Die Gruppe Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium Team 1 wurde von der Jury abschließend mit einem Sonderpreis und 50 Euro honoriert, da die Entscheidung zwischen drittem und viertem Platz, laut Jury-Mitglied Vroni Hein, extrem knapp gewesen sei.



Amberger Zeitung vom 20. Nov. 2007
Bilder: djd
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