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"Das, was ist, ist."

Weisheit und Nonsense schwungvoll dargeboten:
"Was ihr wollt" am MRG


Fotos von der Aufführung Amberg. Der Grundkurs Dramatisches Gestalten des Max-Reger-Gymnasiums hatte sich mit "Was ihr wollt" eine der populärsten Shakespeare-Komödien ausgewählt, um sie unter der Leitung von Edgar Dietl, Gabriele Biehler und Diana Schneider auf die Bretter des Festsaals zu stellen. Das Stück hat im Original einen Doppeltitel: "Twelfth Night, or What You Will". Mit dieser "zwölften Nacht" war vermutlich der Vorabend des Dreikönigsfestes gemeint, der in der zwölftägigen Spanne zwischen Weihnachten und Dreikönig den Höhepunkt einer festlich-heiteren Zeit markierte; dort wurden heiterer Schabernack und die Freude am Spiel, an Maskierung und Täuschung auf die Spitze getrieben. Ein Wort voraus zum Thema Verkleidung: Wenn in einem Shakespeare-Stück jemand verkleidet ist, dann vermag niemand diese Täuschung zu durchschauen - verkleidet ist verkleidet, punktum.

Zur Verkleidung nimmt in diesem Stück Viola Zuflucht - eine junge Frau, die mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian glücklich einen Schiffbruch überlebt, doch dabei von ihm getrennt wird, so dass beide glauben, der jeweils andere sei in den stürmischen Wellen ertrunken. Viola verkleidet sich als Mann, weil sie sich so in der Fremde sicherer fühlt, und tritt in den Dienst des Edelmannes Orsino. Hanna Selin Cakir gab ihrer Viola gefühlvolle Tiefe, und man nahm ihr ab, wie plötzlich sie sich in den Edelmann Orsino verliebt (ehrwürdig repräsentiert von Florian Goertz). Um ihre Gefühlsverwirrung noch zu steigern, lässt Shakespeare Orsino die Bedauernswerte als Liebesbotin zu Olivia schicken (ganz große Welt hinter dem schnell gewedelten Fächer: Anna Liebhäuser). Natürlich verliebt Olivia sich in den vermeintlichen Knaben, denn sie will von Orsino nichts wissen. Nach vielerlei weiteren Winkelzügen der Handlung taucht schließlich der zum Verwechseln ähnlich aussehende Zwillingsbruder Sebastian auf, den Katharina Meier mit Schwung und gekonnt gespielter Maskulinität darstellte. So kann sich Olivia an Sebastian halten, Viola enthüllt ihre wahre Identität und ihre Liebe zu Orsino - und, na klar, am Ende der Komödie wird geheiratet!

Doch ist damit erst das Handlungsgerüst beschrieben. Noch mehr Leben und humorvolle Substanz erhielt die Aufführung der Max-Reger-Truppe durch die zahlreichen Nebenfiguren. Da sind zunächst einmal die beiden Narren zu nennen, die die Spielleiter geschickt aus verschiedenen Figuren des Originals zusammengefügt haben. Edith Luschmann und Anja Mändl gewannen die Herzen der Zuschauer nicht nur durch ihre farbenfrohen Kostüme (aus der Hand von Angelika Dietl), sondern vor allem durch ihr gewandtes und sicheres Spiel, das in Bewegung und Sprache überzeugte. Die beiden Junker Bodo und Tobias (Lisa Jütte und Elena Rihm) gefielen durch die Selbstgefälligkeit, mit der sie sich durch adeliges Nichtstun großspurig und doch kleinkariert die Zeit vertrieben; Haushofmeister Malvolio erhielt in Elisa Dorfners Darstellung einen französischen Akzent verpasst, der die Fixierung dieser Figur auf Etikette und Äußerlichkeiten sehr gut unterstrich, und auch die Erschütterung Malvolios, als er durch einen bösen Streich im Gefängnis landet, gelang ganz ausgezeichnet. - Und schließlich ist da noch Maria, die stets zu Spott und Spaß aufgelegte Kammerjungfer Olivias. Das komische Potential dieser Rolle gewann in der MRG-Inszenierung noch dadurch, dass Maria von Timo Dietl gespielt wurde, der mit kieksender Stimme und Schmollmund der Geschlechterverwirrung einen neuen Dreh gab. Abgerundet wurde das Ensemble durch Judith Mittag, Felix Kellner und Gabriel Schieder, die sich neben ihren erfahreneren Kollegen recht wacker schlugen.

Alles in allem boten die dreizehn Schülerinnen und Schüler ein sehr hohes Maß an Textsicherheit, Spielfreude und Intensität, zu dem man das Regie-Team nur beglückwünschen kann.

Peter Ringeisen



Amberger Zeitung am ??. März 2008