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Hochleistung mit Spektakel am Hofe

Staatliche Realschule begeistert mit Theaterstück, in dem auch Musik und Sport zu ihrem Recht kommen


Amberg. Firmenzusammenschlüsse gehen selten gut. Man muss die verschiedenen "Philosophien" angleichen, was oft lange Zeit kostet, erwartete Synergieeffekte bleiben aus. Das Gegenteil aber zeigte sich beim Theaterabend der Staatlichen Realschule Amberg im Rahmen der Amberger Schultheatertage 2008. Hier hatten sich für einen Theaterabend mit dem Stück "Der König und der Narr" die Theatergruppen der 5. und 6. Jahrgangsstufe und die Fachschaften Musik (Jacqueline Böhm) und Sport (Relindis Gräß) zusammengetan. Ein "Gesamtkunstwerk" wurde auf die Bühne gestellt, das in allen Teilen überzeugte. Wie sagte mir ein Kind: Toll waren die bunten Farben. Für jeden war auch etwas Buntes dabei: die edlen Kostüme, die Musik, die sportlichen Beiträge, etwas zum Lachen, zum Weinen, aber auch zum Nachdenken. Die Regie lag in den bewährten Händen von Bettina Arens-Cakir. Sie hatte weitgehend selbst auch die Texte geschrieben.

Die Rahmenhandlung ist eigentlich schnell erzählt. Ein König beschließt für eine Woche den Hofnarren (Julia Geitner) - schauspielerisch eine große Begabung - die Regierung zu übergeben. Erst sind all die Hofschranzen entsetzt als der Narr verkündigt, dass er geplant habe, sie müssten nun die Rolle ihrer Untergebenen einnehmen. Glücklich sind sie aber dann, wenn er ihnen mitteilt, er habe sich inzwischen eines Anderen besonnen. Da der Adel ja nur vom "Nichtstun, Intrige und Prasserei" lebe, sonst aber nichts gelernt habe, würde wohl ein Rollentausch zum völligen Chaos führen. Daher bleibe also alles beim Alten: Den Chor "Wir sind die Herren, ihr seid die Knechte", den die Damen und Herrn des Adels dann anstimmten, ließ noch etwas vom revolutionären Impetus des politischen Theaters vergangener Tage aufblitzen.

Der Narr will, dass das Geld des Staates für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens, d.h. für die Künste ausgegeben werde. Daher habe er aus aller Welt Künstler eingeladen, die nun auf der Bühne ihr Können zeigen. Das waren dann "Gaukler, Sänger und Bettelmusikanten", Pantomimen (zwei Zwillingspärchen), die als Pinoccina ihre Abhängigkeit aber auch ihre Befreiung als Marionetten vorführten und Theaterspieler, die ein klassisches "Kurzdrama in 3 Minuten" mit 9 Leichen und eine orientalische Erzählung vorstellten. Letztere "verkündete" dem Herrscher aber auch uns allen, dass sich Reichtum selten mit einem "glücklichen Leben" verbinden lässt. Glück allein werde dadurch garantiert, dass man "Menschen mit Gesichtern" um sich hat, die im wörtlichen oder auch übertragenen Sinn, ihre Masken abnehmen und zeigen, wie sie wirklich sind. Diese ist zwar ein anstrengendes, aber auch interessantes Leben ohne Langeweile.

Dass am Ende der König von all den Künstlern so begeistert ist, dass er sie am Hof behalten will, ist nach all dieser Hochleistung wohl selbstverständlich. Das Plädoyer für die Notwendigkeit der Kunst, die so oft als "brotlose" geschmäht wird, überzeugte nicht nur den König, sondern, so hoffe ich, auch alle Zuschauer und die Vertreter der Stadt Amberg, die auch auf lustige Weise an die notwendige Sanierung des Gebäudes der Realschule erinnert wurden.

Weitere Darsteller hervorzuheben, würde wohl den Rahmen sprengen. Insgesamt wirkten mindestens 60 Schüler und Schülerinnen in verschiedenen Rollen mit. Besonders hervorzuheben ist die Spielfreude, die Selbstverständlichkeit mit der die Spieler, auch die männlichen Geschlechts - so um die Pubertät herum wirklich nicht einfach - auf der Bühne standen und die sprachliche Darstellung. Als früherer Schultheaterleiter weiß ich, was da an Arbeit zu leisten ist. Gefallen aber haben auch die kleinen Details: Der Auftritt der Hofgesellschaft mit den Begrüßungsritualen und dem Small talk, die exakte Kleinarbeit bei den Pantomimen, bei dem Schwerterkampf oder der unglücklichen Liebe am "Hof zu Varste". Die Kunst/Musik scheint an der Realschule Amberg ein gutes Biotop gefunden zu haben, möge sie weiter wachsen und gedeihen.

Johann Ott



Amberger Zeitung am 12. April 2008