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1000 Jahre Amberg in einer Stunde am Erasmus-Gymnasium

Theatergruppe spielt Amberger Szenen


Fotos von der Aufführung Amberg. Etwas mulmig ist dem gebürtigen Unterfranken schon, wenn er im Erasmusgymnasium sitzt und ein Theaterstück, bestehend aus "Amberger Szenen", also aus 1000 Jahren Amberger Stadtgeschichte rezensieren soll. Vorher. Nach der Aufführung stellt sich eher die Frage: Könnte Geschichte nicht immer so frisch, so sympathisch und so kurzweilig dargeboten werden? Weil selbst der Unterfranke sich nun bestens auskennt, mit Hochzeiten, Stadtrechten und auch mit Knödeln.

Doch der Reihe nach: Elf Einzelszenen, sozusagen Hotspots der Amberger Stadtgeschichte wurden von Uta Löw und ihrer Theatergruppe 6. - 11. Klasse am vergangenen Donnerstag zu einem Reigen verbunden, die Texte wurden teils selbst geschrieben, in (fast) jeder Szene werden auch Originaltexte aus historischen Quellen verwendet. Die Darsteller sind zunächst einmal uniform schwarz, von Szene zu Szene wechseln die Kostüme. Dies geschieht reduziert aufs Wesentliche, was auch für die benötigten Requisiten gilt. Sehr genau und effektiv werden auch weitere Mittel wie Licht und Ton eingesetzt - nie wirkt etwas überflüssig oder effektheischend - was sehr angenehm zum Anschauen ist. Der Fokus bleibt auf der Inszenierung, der darstellerischen Leistung. Und die ist kurzweilig, abwechslungsreich, einfallsreich.

Die erste Szene bildet die erste urkundliche Erwähnung der "Ammenberger" im Jahre 1034, die wohl schon damals ein besonderes Völkchen waren, eher pragmatisch und nicht so recht lateinbegeistert kommen sie daher. Auch die Verleihung des Stadtrechts, die zweite Szene wird nach oberpfälzer Art, mit Freibier-Gebell, beschlossen. Nach der Trauer um den Tod Ludwigs des Bayern, der dritten Szene, folgt eine charakteristische für die Inszenierung: Mit dem Mittel der Mauerschau wird eine Hinrichtung tatsächlich gezeigt, das Publikum zuckt vom Geräusch des Henkerbeils im Rücken zusammen, es rollt ein Kopf. Nach so viel Schauder wird es wieder feierlicher, die "Amberger Hochzeit" wird in der Vorbereitungsphase gezeigt, wahrhaft feudal sind hier die tatsächlich auf der Bühne dargestellten Massen an Essen, die hierfür 1474 aus ganz Deutschland nach Amberg gebracht wurden. Nachtwächter und der Sensenmann persönlich, die Pest wütet in Amberg, lassen in der folgenden Szene erneut Schauder über die Rücken der Zuschauer laufen - wieder ein recht einfaches Szenenbild, aber umwerfend in seiner Wirkung. Schwieriger schon ist die Darstellung der wohl berühmtesten Suppenzutat in der Geschichte Ambergs, des "Amberger Knödel", der kaiserlichen Offizieren 1703 in den Topf geschossen wurde und der nun am Portal der Mariahilfberg-Kirche zu finden ist. Auch das Hochwasser war Thema, im Jahre 1784 und somit in der nächsten Szene, 1859 begeisterte die erste Lokomotive die Amberger Bürger und hier das Publikum per Mauerschau. Tröstlich zu sehen für den Lehrer ist die vorletzte Szene, in der ein Zögling Bröselmeier für klassisch-bayerische Vergehen (Biertrinken, Kartenspielen, etc.) fast von der Schule fliegt - die Jugend war auch schon vor 100 Jahren also nicht mehr zu retten. Schließlich folgt in der letzten Szene eine Vision: Amberg im Jahr 2034, man spielt in der obersten Liga der Weltmetropolen mit, da muss seine Heiligkeit am Flughafen schon mal kurz warten, da die amtierende Oberbürgermeisterin durch den Bundeskanzler aufgehalten wurde und alle 64 Hotels ausgebucht sind.

Was dem gebürtigen Unterfranken noch aufgefallen ist? Amberg ist eine sympathische Stadt mit einer tollen Geschichte. Sympathisch war auch die Freude und Leichtigkeit der Schauspieler, beeindruckend ihre glasklare Sprache. Leider war die Aula im Erasmus-Gymnasium nicht ganz gefüllt. Der Applaus der anwesenden Zuschauer war jedoch zu Recht mehr als raumfüllend.

Christoph Althaus





Amberger Zeitung am ??. Juni 2009