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Wie lernt man eigentlich Dummheit?

Theatergruppen der Unterstufe unterhielten am Erasmus-Gymnasium das Publikum mit zwei Stücken


Fotos von der Aufführung Amberg. Mit gleich zwei Theaterstücken wartete das Erasmus-Gymnasium an diesem Abend auf. Die Spielleiterin Uta Löw hatte altersgemäß mit den beiden zwei Theatergruppen der Unterstufe zwei Schwänke bear-beitet, die mit einer großen Spielfreude das Publikum verzauberten.

So begann das erste Stück "Der Mond der Prinzessin Lenore", gespielt von Schülerinnen und Schüler der 5. Jahrgangsstufe, mit einer großen Geburtstagstorte, von der Prinzessin Lenore (Kathrin Töpert) nicht genug bekommen konnte. Es kam, wie es kommen musste. Der sich als verzogener Fratz entpuppenden Prinzessin wurde von zuviel Süßem schlecht und sie begann - für die Bediensteten des Schlosses schrecklich, für die Zuschauer wunderbar - den gesamten Hofstaat und ihren Vater zu nerven. Dabei war der König (Florian Schmid) selbst schuld, da er seine Tochter bisher immer verwöhnt und ihr sogar versprochen hatte, den Mond vom Himmel zu holen. Nun nahm die Tochter ihren Vater beim Wort und wünschte sich den Mond, denn nur er könne ihre Übelkeit heilen.

Bevor der König an dieser Aufgabe aber selbst verzweifelte, übertrug er die Aufgabe erst einmal an die Bediensteten. Zuerst wurden die Diener (Angelika Kunz, Laura Pirke) geholt, dann die Amme (Antonia Grahmann) und der Leibarzt (Marco Kneidl), dem selbst sein Fachlatein nicht half. Den Oberhofmarschall hätte der König bei entsprechender Lösung des Falls sogar zum Hauptfeldmarschall befördert. Da aber auch er nicht helfen konnte, wurde er zum Unterfeldmarschall degradiert. Schließlich scheiterte ebenso der Zauberer (Nikita Bashkirev) an der Erfüllung von Lenores Wunsch: "Kaninchen aus dem Zylinder ja - Mond nein!". Dabei hatte er wie alle anderen bereits eine respektable Liste von gelösten Aufgaben vorzuweisen.

Am Ende präsentierte der Hofnarr (Jessica Groher) aber die Lösung: Er ließ einfach vom Goldschmied einen handgroßen Mond anfertigen. Für die Tatsache, dass der Mond aber noch am Himmel stand, hatte die Prinzessin folgende Erklärung: Mit dem Mond sei es wie mit einem Zahn, er wachse einfach nach. An der letztendlichen Genesung Lenores trug allerdings sehr viel Schlaf bei, in den sie eindrucksvoll vom Mond und vom Sternenhimmel gesungen wurde.

Nach einer Pause, in der die Zuschauer vom Elternbeirat verköstigt wurden, ging es mit dem bekannten Schwank der Schildbürger, in dem sie ein dreieckiges Rathaus bauten, weiter. Die Geschichte ist bekannt, doch hatte die Theatergruppe der 6. Jahrgangsstufe die geniale Idee, in ihrem Stück zu erklären, wie die Schildbürger, auf die irrwitzige Idee kamen. Das Dorf Schilda wurde von den Männern verlassen, die in die weite Welt hinausgezogen waren und aufgrund ihrer unvergleichlichen Intelligenz als Berater der Staatsoberhäupter das Weltgeschehen lenkten, während ihr eigenes Dorf verkam. So beschlossen die zurückgelassenen Frauen (Adrienne Bartl, Annika Schneller, Samantha Stadler, Klara-Maria Strempel, Laura Zobler) die Männer (Christian Hausmann, Matthias Neubauer) zurückzuholen. Diese trauten sich zunächst nicht nach Hause, da sie ihre Frauen mitsamt den Kindern sitzen gelassen hatten. Nachdem ihnen die Frauen "den Marsch geblasen hatten", stimmten sie dem Vorschlag zu, in der Welt die Nachricht zu verbreiten, dass sie eigentlich dumm seien und so als Berater der Obamas dieser Welt nicht mehr in Frage kämen.

Nur, wie lernt man eigentlich Dummheit? Daher drückt das gesamte Dorf wieder die Schulbank, um vom Schulmeister (Konstantin Hüttel in einer Doppelrolle auch als herrlich bockiges Kind) zu lernen, dass zwei mal zwei fünf ergibt - "Dummheit muss man lernen, wie alles im Leben." Nun musste noch ein Bürgermeister mithilfe eines Dichter-Castings gefunden werden. In diesem Zusammen-hang ist die fabelhafte Dialogszene zwischen Annika Schneller und Christian Hausmann als Schweinehirt, zu erwähnen, die des Nachts im Bett versuchen den Dichterwettstreit für sich zu entscheiden. Nachdem ein Bürgermeisterpaar gefunden wurde, musste ein Rathaus gebaut werden. Die Dummheit im Dorf hatte sich schnell breit gemacht und so bauten die Schildbürger - weil ein derartiges Rathausge-bäude keine andere Gemeinde hat - ein dreieckiges Rathaus. Da man aber die Fenster vergessen hatte, stießen sich die ersten Besucher aufgrund des fehlenden Lichts erst einmal die Köpfe an. Nach vergeblichen Versuchen Licht in das neu errichtete Gebäude zu bringen wurde ein Untersuchungsausschuss gebildet, der schließlich den Beschluss fasste, das Dach abdecken zu lassen. Zwar entwickelte sich jetzt das Rathaus zu einer Touristenattraktion, doch mussten die Stadträte bei einsetzendem Regen ihre Schirme aufspannen, weshalb die Sitzung kurzerhand in das nahe gelegene Dorfwirtshaus verlegt wurde.

Die Aufführung der beiden Theatergruppen glich einer großen Geburtstagstorte. Allerdings machte sie im Gegensatz zu Prinzessin Lenore die Zuschauer aufgrund der großen Spielfreude jedes einzelnen Darstellers glücklich und fröhlich, sodass die Gäste des Abends sicherlich wie Lenore noch gerne ein Stück mehr von der süßen Torte probiert hätten.

Andreas Hilgart





Amberger Zeitung am 14. Juli 2009