hostasxeng
Home
hostasxeng
Archiv
hostasxeng
Link-Liste
hostasxeng
aktuell
hostasxeng
Forum

: hostasxeng :



AZ   MZ

Homogene Lerngruppen und ewige Jugend

Das Jahr 2222 im Blick der MRG-Theatergruppe


Fotos von der Aufführung - Taste F11 zur Vollbildanzeige Amberg. Unter der Leitung von Gaby Biehler und Edgar Dietl hatte die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe des Max-Reger-Gymnasiums sich ausführlich Gedanken über das Leben in der Zukunft, genauer gesagt im Jahr 2222, gemacht. Der Ausgangspunkt dafür war eine Szenenfolge von Franzi Klingelhöfer, doch sei davon kaum noch etwas übriggeblieben, gab Oberstudiendirektor Wolfgang Wolters in seiner Einführung weiter, denn durch ihre kreativen Einfälle und Abwandlungen hätten die Spielerinnen und Spieler das Stück zu ihrem eigenen gemacht. Dass da mit großer Begeisterung Theater gespielt wurde, merkte das Publikum gleich, und man nahm die Rahmenhandlung amüsiert zur Kenntnis: Das Ganze ist eingebettet in einen Fernsehabend, der mit einer witzigen Nachrichtensendung beginnt – inklusive Wetterfrau mit Star-Allüren. Im anschließenden Unterhaltungsprogramm tritt ein Medium auf, das dann zu diversen Themen die Zukunft auf die Bühne projiziert.

Los geht es mit der Schule der Zukunft. Da werden die Klassenbesten mit einer „Klonung“ belohnt, so dass die Klassen natürlich immer gescheiter und immer einförmiger werden – ein erstrebenswertes Ziel, so der ironische Kommentar, denn „unsere Schulleitung liebt doch homogene Lerngruppen“. Eine weitere Neuerung des Schulbetriebs sind die lustig bemalten Denkkappen, die man nur fünf Minuten tragen muss, um entweder den Jahresstoff in Englisch oder die virtuose Beherrschung einer E-Gitarre beigebracht zu bekommen. Wenn das Kind dann zu Hause ist, vergnügt es sich unter anderem bei einem Duell mit Laserschwertern, und da kann es schon mal zu einer Verletzung kommen. Gut, dass der Sanitätsroboter bereitsteht, um den Verwundeten ins Krankenhaus einzuliefern.

Überhaupt die medizinische Fakultät: Da können wir – wenn man den munteren Prognosen der MRG-Spieler glauben darf – noch wahre Wunder erleben. Organe werden gewechselt wie die Bettwäsche, aber wenn dann alles runderneuert ist, kommen vom Patienten immer noch Beschwerden, und der Professor grübelt, ob der Mensch eventuell doch noch aus etwas Anderem als aus transplantierbarem Material besteht.

Wenn man sich schließlich im Jahr 2222 erholen will, bekommt man im Reisebüro eine Reise zum Mond empfohlen. Pech für den Reiseanbieter, wenn die Familie schon überall war. Und wie wird man eigentlich eine Familie? Nun, man geht und bestellt sich ein Kind, komplett fertig mit den gewünschten Eigenschaften, im gewünschten Alter, mit dem gewünschten Intelligenzquotienten. Klar, dass bei soviel technischer Vollkommenheit auch einmal Langeweile aufkommt, vor allem wenn man die biologische Uhr anhalten ließ und seit fünfzig Jahren im Körper einer dynamischen Zwanzigjährigen wohnt. Dann lässt sich die Gelangweilte beispielsweise vom temperamentvollen und geschickten Verkäufer der Zeitvertreibsfirma einen garantiert wirkungsvollen „Zeittotschläger“ empfehlen. Den hatte das Publikum zum Glück wirklich nicht nötig.

Die zahlreichen Zuschauer im Festsaal des Max-Reger-Gymnasiums folgten den Zeitreisen der engagierten Truppe mit gespannter Aufmerksamkeit und amüsierten sich sehr über die fantasievollen Ausflüge in eine Zukunft, die manchmal gar nicht so unglaublich erschien. Zum effektvollen Gesamteindruck trugen die passenden futuristischen Kostüme (Angelika Dietl) einen nicht unwesentlichen Teil bei.

Peter Ringeisen





Amberger Zeitung am 14. Mai 2009