 
Eine Komödie ohne Schulleiter, am Ende aber doch mit Tränen
Ein Diener zweier Herren - Furioser Auftakt der Schultheatertage am MRG
Amberg. Kein Stück über Schulleiter würde nun über die Bühne gehen, denn natürlich sei ein Schulleiter ein Diener vieler Herren und Goldonis Stück schließlich doch eine Komödie, so Wolfgang Wolters, der neue Mann an der Spitze des Max-Reger-Gymnasiums in seiner Begrüßung, und doch - am Ende flossen Tränen. Carlo Goldonis "Ein Diener zweier Herren" hatte sich der Grundkurs Dramatisches Gestalten unter der Leitung von Edgar Dietl und Gaby Biehler zur Eröffnung der Amberger Schultheatertage 2009 am Donnerstag, den 05.03., vorgenommen. Ein wichtiges Stück, ein Meilenstein in der Theatergeschichte ist diese weltberühmte Komödie mit mittlerweile sprichwörtlichem Titel, wollte doch Goldoni mit der Zeichnung echter Charaktere und im Verzicht auf Masken das Typen- und Stegreifspiel der Commedia dell'Arte überwinden und erneuern. Freilich ist die Hauptfigur des Stückes, Truffaldino, ein Arlecchino par Exellence, noch ganz in der Tradition der Commedia verwurzelt, und exzellent wurde er auch umgesetzt von Katharina Meier, die durch ihr herrlich harlekineskes, temporeiches und funkensprühendes Spiel jede ihrer Szenen quasi alleine mit Leben füllte.
Denn er hat es nicht leicht, dieser nicht ganz astreine Diener, der sich verschmitzt und gewitzt gleich zwei Herrschaften, der als ihr Bruder verkleideten Beatrice (Elena Rihm) und deren unglücklichen Geliebten Florindo (Elisa Dorfner), verpflichtet, mit doppeltem Lohn, versteht sich. Dass die beiden Liebenden, ohne es zu wissen, beide unter einem Dach im Gasthof des Wirtes Tebaldo (Timo Dietl) leben und zusammen finden wollen, genau dies aber nicht dürfen, damit das doppelte Spiel nicht auffliegt, macht es für Truffaldino besonders schwierig und heikel. So entstehen zahlreiche glanzvolle Szenen, etwa die gleichzeitige Bedienung der beiden Herren beim Essen oder das Zukleben von geöffneten Briefen mit Brotkrumen, was nicht gelingt, weil Truffaldino vor Hunger eben die benötigten Brotkrumen hinunterschluckt.
Der Höhepunkt der Dreistigkeiten, nämlich die Lüge, dass die jeweils andere Herrschaft gestorben sei, führt dann genau dazu, dass sich die beiden schließlich glücklich finden. Auch für Truffaldino geht die Geschichte gut zu Ende: Er darf auf Bitten von Beatrice die Kammerzofe Blandina (Regina Grohmann) heiraten, die von Pandolfo (Christopher Müller) freigegeben wird. Dessen herrliche hysterische Tochter Rosaura (Lisat Jütte), nun durch die Entmaskierung Beatrices frei, darf endlich auch ihre wahre Liebe Silvio (Felix Kellner), den Sohn des Doktor Lombardi (Anna Liebhäuser), eines Freundes von Pandolfo, heiraten. Auch die restlichen Bediensteten (Gabriel Schieder und David Kolbeck) können nun endlich, nachdem das Possenspiel Truffaldinos geendet hat, aufatmen.
Eine routinierte, geschlossene Ensembleleistung konnte das Publikum beobachten, kein Wunder, denn sieben der dreizehn Mimen spielen seit der fünften Klasse miteinander Theater und hatten nun, in der K13 angekommen, ihren letzten Auftritt im Festsaal des Max-Reger-Gymnasiums. So flossen am Ende, trotz kräftigem Applaus für eine nahezu immer temporeiche und spritzige Aufführung mit zahlreichen, überraschenden Regieideen, doch Tränen. Die Zuschauer verließen, vom Stück beschwingt und vom Nach-Spiel gerührt, in Goldonis Sinne beseelt das Theater.
Christoph Althaus
Amberger Zeitung am ??. März 2009
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