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Vom Wegschauen und Hinschauen

Spontantheater "Spott Sechs" im Club Habana: Sieg der Homies mit unkonventionellem Gelaber


Amberg. Wer schaut da weg?! Genau darum ging es beim Spontantheatertag im Amberger Club Habana: Zum sechsten Mal ging diese besondere Form des Theaters nun über die Bühne, bei der sich alles rund ums Thema Zivilcourage drehte.

Zivilcourage und deren gelegentlicher Mangel als Dreh- und Angelpunkt vieler Interpretationsansätze - unter dem Motto "Ich schau dann mal weg" ging am Sonntagabend zum sechsten Mal der Spontantheatertag im Club Habana über die Bühne.

Wie bereits in den vergangenen Jahren weckte diese besondere Form von Theater, veranstaltet vom Amberger Kulturverein unter Federführung von Vorsitzendem Thomas Binder, großes Interesse beim Amberger Publikum und den ansässigen Theatergruppen. Acht Teams mit maximal acht Spielern und ein Zeitlimit von ebenfalls acht Minuten: aus diesem einfachen Rezept strickten die Organisatoren des "Spott Sechs" einen spannenden Theaterwettkampf. Um 10 Uhr bekamen die angemeldeten Gruppen das Thema mitgeteilt.

Ich schau dann mal weg

Dieses lautete in diesem Jahr "Ich schau dann mal weg" - keine leichte Aufgabe also für die acht Teams, ein kurzes, aber spannungsgeladenes Stück auf die Beine zu stellen. Um 19.30 Uhr eröffneten Kornelia Burger und Rupert Natter die Veranstaltung und die Spieler konnten nun ihr Können vor dem Publikum und der Jury, bestehend aus Egid Spies, Veronika Hein, Kristina Sandig, Eugen Burger und Mercedes Materak unter Beweis stellen.

Vier Minuten Countdown jeweils vor Spielbeginn, dann acht Minuten "Action" - dieser Herausforderung stellte sich zunächst das erste Team des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums . Ihre Deutung des Themas manifestierte sich am typischen Mann-Frau-Konflikt. Von der ersten Begegnung bis hin zur Scheidung scheitert das glücklose Pärchen am gegenseitigen Unverständnis. Da wäre es doch gleich besser, von Anfang an wegzuschauen und das Gegenüber am ersten Abend gar nicht erst kennenzulernen.

Als Castingshow im Leben nach dem Tod präsentierten Schüler der neunten Klasse des Gregor-Mendel-Gymnasiums ihre Szene. Doch statt der "Bösewichte" trifft das Schicksal den braven "Manfred Makellos", der lieber wegschaute, statt zu helfen.

Exklusives Seminar

Amberg als Hochburg des Wegschauens? Herbert Hottner und sein Ensemble Zentral boten dem Publikum ein exklusives Seminar, das zum richtigen "Wegschauen" animierte. Etwas freier interpretierten die Homies , drei Studenten der Uni Erlangen, das gestellte Thema. Als Heimatlose unternahmen sie ihre Wanderung durch das Publikum, das, mit verschiedensten Marmeladengläsern und den Lebenserinnerungen der Reisenden konfrontiert, dann auch gelegentlich einmal "wegschaute". Die zweite Gruppe des GMG lehnte ihre Darstellung an die berühmten drei Affen an, die nichts sehen, sagen und hören. Den Voyeurismus des Publikums nahmen sie dabei ebenso auf die Schippe wie eheliche Streitereien und Ausländerfeindlichkeit.

"Muss ich mir das ansehen?" Als Neuigkeit aus dem Shoppingkanal offerierte die Theatergruppe Marie Fricke "Wegseher", mit dem sich jeder vor dem Unbill der realen Welt schützen kann. Eine Talkshow, die sehr ironisierend das "provokante" Opfer zum Täter stilisierte, zeigte das zweite Team des Dr-Johanna-Decker-Gymnasiums und auch die Abordnung des Herzog-Christian-August-Gymnasiums aus Sulzbach-Rosenberg prangerte die moderne Kultur des "Wegschauens" mit ihrer Szene um eine eiskalte Geschäftsfrau an.

Den ersten Platz und somit ein Preisgeld von 200 Euro sicherten sich die Homies. Der zweite Platz mit 100 Euro ging an das Ensemble Zentral, das mit 111 von 140 Punkten nur einen Punkt hinter der Gewinnergruppe lag. Dritter wurde die Theatergruppe Marie Fricke mit 106 Punkten - sie erhielt 50 Euro.





Amberger Zeitung am 24. November 2009