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Widerspenstiges Shakespeare-Stück bestens gezähmt

Mittelstufen-Theatergruppe des GMG poliert Shakespeares Stück auf Hochglanz


Fotos von der Aufführung - Taste F11 zur Vollbildanzeige Amberg. Kein einfaches Stück hatten sich die Spielerinnen und Spieler der Theatergruppe der Mittelstufe am Gregor-Mendel-Gymnasium ausgesucht. William Shakespeares Komödie "Der Widerspenstigen Zähmung" gehört zu den Theaterklassikern, die zwar viele wirksame Szenen enthalten, andererseits aber einiges, was man heutzutage nur schwer (oder gar nicht) nachvollziehen kann. Diese Vorlage zu einer sehr amüsanten, temporeichen Aufführung zu formen, ist den GMG-Schülern sehr gut gelungen - besonders beachtenswert, da die Leitung in den Händen einer Mitschülerin lag: Katharina Klinger aus der 10. Jahrgangsstufe gab hier ihr erfolgreiches Regie-Debüt.

Erfrischend war - neben der offensichtlichen Spielfreude der Truppe - auch der respektlose und dennoch inhaltlich-stimmige Umgang mit Shakespeares Text; schon die Ankündigung ließ es erahnen: "ziemlich frei nach Shakespeare" hatte es da geheißen. So war man fast schon erstaunt, wie weitgehend die erste Hälfte dem Original folgte.

Der reiche Kaufmann Baptista (passend väterlich besorgt und rührend täppisch gespielt von Bastian Prechtl) hat zwei Töchter. Die jüngere, Bianca, sieht gut aus und gibt sich anschmiegsam (Kathrin Demel wurde ihrer Rolle schwungvoll gerecht), und folglich hat sie drei Verehrer, die sich um sie streiten: Gremio (in einer witzigen Umdeutung der Rolle überzeugend: Kathrin Schröpf), Hortensio (wie es die Rolle verlangt, ein gutmütiger, aber etwas hölzerner Typ: Philipp Gierl) und Lucentio (Melitta Diener verlieh ihrer Figur einen besonderen Charme). Diese drei Herren hindert jedoch Baptistas Bedingung: Erst will er die ältere Tochter unter die Haube bringen, bevor er die jüngere heiraten lässt. Und da liegt das zentrale Problem: Die widerspenstige Katharina will niemand haben, denn sie ist kratzbürstig und kann wohl auch handgreiflich werden, wenn sich ihr jemand widersetzt (Christine Distler in milder Widerspenstigkeit).

Doch Rettung naht - in diesem Fall auf einem Skateboard: Petruchio, ein ganz besonders cooler und attraktiver Mann, der es vor allem darauf abgesehen hat, eine Frau zu heiraten, die viel Geld mit in die Ehe bringt; da sind ihr Aussehen und ihr Verhalten unwichtig (wunderbar forsch und machohaft: Elia Diem). Ja, Petruchio scheint die Sache sogar mit sportlichem Ehrgeiz anzugehen: Eine Frau, die sich seinem Willen widersetzt - das gibt's doch gar nicht. Kurz und gut: Petruchio nimmt Katharina zur Frau, ohne sie allzu lange zu fragen, und Bianca sucht sich Lucentio als Wunsch-Ehemann aus, nachdem der von seinen beiden Dienern Tranio (mitreißend gespielt und gesprochen von Janina Shalsi) und Biondello (in der Rolle entsprechender verstolperter Heiterkeit: Alexander Bollow) tatkräftig beim Werben unterstützt wurde.

Hier wird es bei Shakespeare dann nochmal kompliziert, doch die GMG-Truppe hat sehr schöne kreative Alternativen zur zweiten Hälfte des Stücks entworfen, die dennoch den Sinn der Originalhandlung weitertragen. So wird einem in modernen Bildern vor Augen geführt, wie gegensätzlich die beiden Paare sich entwickeln. Während das vermeintlich harmonische Paar Bianca/Lucentio zu einem Ehe-Schreckbild tendiert, kommen sich Katharina/Petruchio in kleinen Schritten näher: Lucentio folgt, bereits mit vielen Kartons beladen, seiner anspruchsvollen Liebsten von einem Schuhladen in den nächsten; Bianca bekommt beim Anblick der wieder mal nicht zugeschraubten Zahnpasta-Tube einen Schreikrampf (der vielseitige Alexander Bollow dabei als überdimensionale Tube) - solche Details illustrieren effektiv, wie schnell die romantische Liebe dahinschwindet. Petruchio hingegen kauft seiner Katharina schon mal eine Rose, und so ist Baptista am Ende vor allem froh über die glückliche Entwicklung seiner älteren Tochter.

Großer Applaus für eine fabelhafte Leistung!

Peter Ringeisen





Amberger Zeitung am 28. Juli 2010