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Frei nach Shakespeare

Einen musikalischen Sommernachtstraum, frei nach William Shakespeare auf die Bühne gebracht


Amberg. „Die Liebe sieht nicht, sondern träumt und sinnt, drum malt man den geflügelten Amor blind." Diese Sentenz Shakespeares wurde im bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal des MRG bei den Amberger Schultheatertagen von der Mittel- und Oberstufentheatergruppe von Diana Schneider in imposanter Weise veranschaulicht.

Der Zündfunke für das turbulente Liebeskarussell kommt aus dem Elfenwald. Martin Schaller als der in seiner Rolle voll aufgehende und von sich restlos überzeugter patriarchalischer Oberon, für sich anbahnende unheilvolle Konsequenzen von Shakespeare selektiv mit Blindheit gestraft, liegt im Streit mit seiner Gemahlin Titania, Königin der Elfen. Bei Marie Hanke jedoch beißt er auf Granit, weswegen er ihr im Brustton der Überzeugung über einen Mittelsmann einen vermeintlich lehrreichen Dämpfer verordnet: Der Nektar einer von Cupidos Pfeil getroffenen Blume in die Augen eines Schlafenden sorgt dafür, dass dieser sich in die nächste Kreatur verliebt, die er sieht. Für Titania ist es - Erniedrigung muss sein -- ein Esel!

In vielerlei Varianten quecksilbrig und wie aufgezogen, sichtlich lustvoll und immer auf Schabernack sinnend, macht sich nun Alice Kerschbaum als Puck daran, seines Herrn Befehl in die Tat umzusetzen. Die Zuschauer hatten ihre helle Freude an der heillosen Verwirrung, die er unter den Liebenden und den Handwerkern stiftete.

Mittlerweile ließ sich Titania von den zauberhaft herausstaffierten Elfen Bohnenblüte (Paula Schöberle), Senfsamen (Rebekka Kuhnert), Spinnweb (Julia Haus) und Motte (Sophie Reinwald) nichts ahnend in den Schlaf singen. Hermia (Marita Auerbach), Verlobte von Demetrius (Florian Schaudig), aber in Lysander (Anna Sturm) verliebt, Helena (Tetjana Tryhub), verliebt in Demetrius, der nichts von ihr wissen will, fallen nun im Elfenwald Pucks Neckereien zum Opfer.

Quengelnd und nörgelnd, an den anderen herummäkelnd, flinkzüngig und triebgesteuert, egoman auch den kleinsten vermeintlichen Vorteil nutzend, scheuen sie letztendlich auch nicht davor zurück, gegenseitig körperliche Mängel ins Feld zu führen, was Helena in besonderem Maße an die Nieren geht. Emphatisch beklagt sie sich über ihre Kontrahenten, die keine Lebensart und Sittsamkeit hätten, weil sie nicht nur hassen sondern auch noch spotten. Ein Ohren- und Augenschmaus war das Duell auf Biegen und Brechen derer, die durch verwirrte Liebe entzweit und am Ende der heißen Sommernacht durch wahre Liebe vereint! Zur Verwunderung von Theseus (Sascha Kierner, schön salbungsvoll sich seiner Position bewusst), Hippolyta (Julia Trepl) und Egeus (Felix Kellner).

Last but not least: das Hochzeitsspiel der Handwerker (Mona Sommerer, Christina Preuß, Wolfgang Preuß, David Kohlbeck, Dominik Brohm, Jan-Marco Müllner und als Special Guest der auf den Hund gekommene Herr Weiß). Es war zum Krumm- und Kranklachen und zum Brüllen, ein wahrer Härtetest für das Zwerchfell des Publikums.

Warum „Musikalischer Sommernachtstraum?“ Nicht nur im Bühnenraum schwebende Luftballons, deren Verschiedenfarbigkeit der Darstellung der Noblesse der Hofgesellschaft, des märchenhaften Flairs des Zauberwaldes und in völligem Gegensatz dazu als erstaunlich hieb- und stichfeste Argumentationshilfe beim Fight der Paare dienten, unterstrichen die Leichtigkeit und Beschwingtheit der Inszenierung. Die Konzentration nach wortlastigen Passagen stellte sich durch die entspannende Wirkung der amourösen Livemusik der Akteure erneut wieder ein. Zwar nicht musikalisch, aber ebenfalls auf Entspannung geeicht: das Pärchen Nase-Weiß ( Julia Kalb, Sarah Lorenz) griff mit seinen Possen und scherzhaften „Belehrungen“ in die Handlung ein und nahm seinen Platz im Herzen des Publikums ein.

Edgar Dietl





Mittelbayerische Zeitung (Vilstalausgabe) und Amberger Zeitung am 13. Juli 2010