"Tiefer Fall" von skurril bis subtil


Fünfter Spontan-Theater-Tag im Club Habana in Amberg
- "Team 1" der Decker-Schule holt ersten Platz -


Astrid Ringeisen, Kristin Grüneich und Andrea Weber als die ersten drei Fälle - da hat Sabrina Bui als Vokativ einen schweren Stand.
Nominativ, Genitiv und Dativ wollen mit dem Vokativ nichts zu tun haben

Von Marielouise Scharf

Amberg. Der Club Habana war am Sonntagabend wieder einmal Austragungsort für den Spontantheatertag in Amberg. Zum fünften Mal durften sich "Hobby-, Freizeit, Feierabend- Profi-, Schul- oder wie auch immer Theatergruppen" messen lassen. Gefragt und bewertet wurden von einer fünfköpfigen Jury (Eugen Burger, Wolfgang Dersch, Vroni Hein, Achim Hüttner und Mercedes Materak): Originalität, Themenbezug, schauspielerische Leistung und Gesamteindruck.

Sieben Teams treten an

Acht Teams hatten sich gemeldet, sieben waren gekommen. Der Club war brechend voll. Vorwiegend junge Fans der einzelnen Gruppen belegten die Stuhlreihen, umlagerten die Stehtische und qualmten in den kurzen Pausen im Foyer, wohin man die bequemen roten Club-Couchmöbel kurzerhand ausgelagert hatte.

An der Wand blinkte ein "Herzlich Willkommen", auf der Bühne erklärte Martin Frey vom Kulturverein Amberg, der Veranstalter des Abends war, die Regularien: maximal acht Minuten Spieldauer, maximal acht Schauspieler je Team. Und dann gab er das diesjährige Thema bekannt. Das lautete: "Tiefer Fall". Pünktlich um 10 Uhr vormittags waren die Gruppen informiert worden. Jetzt mussten sie sich etwas dazu einfallen lassen, mussten Ideen sammeln, Kostüme finden und natürlich einen Sketch zusammenbasteln.

Kein leichtes Unterfangen

Die Ergebnisse waren durch die Bank beeindruckend. Von ernst bis heiter, von skurril bis subtil agierten die Schauspieler. Alle waren sie voll bei der Sache. Kein leichtes Unterfangen für die Juroren.

Diese vergaben nach einer halben Stunde Beratung 135 Punkte an das "Team 1" der Dr.-Johanna-Decker-Schule, was Rang eins bedeutete (Preisgeld 200 Euro), die Gruppe Rampenfieber kam auf Platz zwei (100 Euro) und die Theatergruppe des HCA Gymnasiums Sulzbach-Rosenberg durfte sich über den dritten Rang (50 Euro) freuen.



Die Ideen der teilnehmenden Gruppen

"Spottfünf" stand auf dem Flyer, der am Eingang zum Club Habana auflag. Da konnte sich der Interessierte, der zum ersten Mal den Spontantheatertag besuchte, den der Kulturverein Amberg bestens organisiert und ins Leben gerufen hatte, hineinvertiefen.

Immerhin schon zum fünften Mal traten Theatergruppen auf und gegeneinander an. In diesem Jahr waren es die Theatergruppen: "Die Flitzer" und "Schubskreis", beide vom GMG; Team 1 und Team 2 von den DJD-Schulen, die Gruppen Rampenfieber und Kollektiv, und das HCA-Gymnasium Sulzbach-Rosenberg. Das Thema "Tiefer Fall" war vorgegeben, sonst nichts. Dazu mussten sich die 50 Schauspieler etwas einfallen lassen, mussten Geschichten erfinden und Gags ausprobieren.

Und dann traten sie auf, die Helden von morgen, im Tarnanzug und geschwärzten Gesichtern, um im tiefen Fall in der Realität zu landen: Die Flitzer vom GMG . Im zweiten Sketch des Abends war das Edelweiß im Heimatfilm schuld daran. Denn der verliebte Naturbursch stürzt genauso ab wie der Dax und TV-Reportagen. Gut, dass die Telefonnummer 019055555 bei jedem Absturz den passenden Rat parat hat (Team 2, DJD). "Je tiefer der Fall", desto größer der Schaden: Diverse Fallversuche führen zu diesem Ergebnis, das Newton im Gravitationsgesetz manifestierte und dem die HCA-Gruppe gescheit auf den Grund geht. Rampenfieber sind die Profis unter den Teilnehmern. Sie gackern und rackern, polieren Fenster, purzeln aus selbigen und zerschellen. Schuld am tiefen Fall war nur die "übergroße Neugierde". Neugierde auf Äpfel, Engel mit schönen Beinen und den Sündenfall - den tiefsten Fall aller Fälle - weckt Kollektiv . Ihr Geheimrezept: An apple a day keeps the doctor away!" Dem "Was-wäre-wenn" geht der GMG-Schubskreis nach. Ein Überfall, ein Täter, eine Biographie: Drogen, Knast und Alkohol. Ihre Schlussfolgerung: "Auch dieser Fall war ein tiefer Fall".

Zum Schluss entführt das DJD-Team 1 auf ein "hohes Hochhaus". Auf hohem Niveau geht es im temperamentvollen und ideenreichen Palaver "um den Fall der Fälle", um die deutsche Sprache und deren Probleme. Schließlich weiß man ja "der Dativ ist dem Genitiv sein Tod".



Die Presse - Georgia Papanastasopoulos - befragt den Psychologen zu diesem Fall - Sonja Kellner.

Sabine Thiele und Elena Eger im Alpendrama

Elena Eger und Teresa Hager im Alpendrama

Anja Schorner als Häuptling Tiefer Fall

Olga Rudolf als rasender Reporter

Yvonne Nguyen und Melanie Benedikt als Werbeblock



Amberger Zeitung am 11. November 2008
Bilder (dort nicht abgedruckt): djd