Kurzweilige Audienz der Königinnen

Decker-Gymnasiastinnen bieten bei Schultheatertagen eine royale Revue - Viel selbst geschrieben


Von Brigitte Bodensteiner

weitere BilderAmberg. Nach dem gelungenen Auftakt der Schultheatertage des Max-Reger-Gymnasiums gaben die “Königinnen” des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums eine fesselnde und kurzweilige Audienz. Die royalen Schülerinnen der 10.-12. Jahrgangsstufe umrankten das Kernstück “Königinnen von Frankreich” von Thornton Wilder in einzigartiger Weise mit selbstgeschriebenen, getanzten und gesungenen Szenen und verwoben so die immer gegenwärtigen Kernthemen unserer Welt wie Macht, Neid, Liebe, Zeit, Träume, Veränderung, Politik, Befreiung, Erfolg, Niederlage und natürlich die Stärken der Frau.

Zum Auftakt begrüßte immer graziös monarchisch und meist wohlwollend jede Königin persönlich ihr Publikum in ihrem Festsaal. So setzten sie gleich zu Beginn ein geballtes prunkvolles Statement. In einem fesselnden Tempo brachten anschließend kompakte exemplarische Situationen wie “Das Wiedersehen”, “Gespräche”, “Erfolg” und “Die Rolle der Gefühle” der fiktiven Figur “Herr K.” von Bertolt Brecht den Zuschauer zum Nachdenken und bescherten meistens einen Aha-Effekt.

Dazwischen platzierten sie gekonnt verschiedene etwas längere Szenen wie die Ballade “Die Goldgräber” von Emmanuel Geibel. Die Zuschauer tauchten sofort ein in die Welt von drei Schatzsuchern, deren Zusammenhalt zunächst von ihrer gemeinsamen sinnlos erscheinenden Suche und den gemeinsamen Träumen und Wünschen bestärkt ist, in denen jedoch auch ausnahmslos Hinterlist und Egoismus erwachen, als sie ans Ziel ihrer Suche gelangen und einen goldenen Schatz finden. So stellten die Schülerinnen die Frage: “Welcher Schatz ist eigentlich am wertvollsten und macht unser Leben königlich?”

Anschließend überzeugten Marie Siegert und Sarina Wagner gesanglich mit ihrer Interpretation von “Wenn ich tanzen will” aus dem Musical “Elisabeth”, begleitet von Katharina Bäumler am Klavier. Sie zogen die Zuschauer in ihren Bann und unterstrichen die Aussage des Liedes, keine Marionette sein zu wollen, mit Hilfe von tänzerischen Elementen.

Als weiterer Höhepunkt folgte das selbstgeschriebene Stück “Die Goldkrise in der Union von Genovien”, unterteilt in drei wechselnde Szenen, in denen schlaglichtartig auf das Versagen der politischen Akteure Griechenlands und die Not der einfachen Bevölkerung dort angespielt wurde, mit denen auch die Zentrale der Union in “Brösl” überfordert ist. Trotz Überzeichnung und Verfremdung konnte der Zuschauer Handlungen und Personen wie die “König… ähm Kanzlerin” und ihre Bediensteten und Beamten einordnen. Hier stellten Regisseur Peter Ringeisen und seine Schauspielerinnen ihre Kreativität, ihren Humor und ihr Können beeindruckend unter Beweis.

“Königinnen von Frankreich” von Thornton Wilder bildete das Kernstück der Revue und war zugleich Namensgeber des Abends. Dieses hübsche Kabinettstückchen über die Verführbarkeit der verschiedensten Menschen wurde überzeugend und souverän dargestellt. Ein Advokat redet drei Frauen ein, die lange gesuchten Thronfolgerinnen von Frankreich zu sein, und macht damit sein Geschäft. Der betrügerische Advokat, meisterhaft verführerisch dargestellt von Katharina Bäumler; das anfangs mit der Situation überforderte Mädchen: überzeugend interpretiert von Anne Iberer; die Kleinbürgersfrau mit dem Drang nach Höherem: mustergültig bieder gespielt von Kristin Ölschlegel; und die mittellose alte Jungfer: hervorragend theatralisch beschrieben von Anja Hösl.

Den Zuschauern blieb keine Zeit zum Nachdenken, es folgten im zügigen Tempo weitere kleine Pointen mit Biss von Bertolt Brecht. Die überzeugende gesangliche Präsentation über die “Stärke einer liebenden Frau” aus dem Musical “Rebecca” traf mitten ins Herz. Glitzernd stach auch die tänzerische Darstellung von “Something’s got a hold on me” von Christina Aguilera heraus – mitreißend von Katharina Bäumler, Anja Richter, Marie Siegert und Sarina Wagner interpretiert (Choreographie: Sigrid Ringeisen).

Ein letzter Auftritt aller Schauspielerinnen mit dem Gedicht “Gemeinsam” von Rose Ausländer, der noch einmal ihr Können, ihre Souveränität und perfektes Timing unterstrich, rundete die Revue entsprechend überzeugend ab.





Amberger Zeitung vom 23. März 2012
Bilder: Uwe Walzenbach