20 Jahre Tanz-Leidenschaft auf hohem Niveau



Decker-Schulen feiern mit Sigrid Ringeisen zwei Jahrzehnte Erfolg ihrer Gruppen - 100 Mitwirkende im Theater


VON SUSANNE KRONES



Amberg. Schülerinnen und Ehemalige feierten am 27. Mai im restlos ausverkauften Stadttheater 20 Jahre Tanz an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen: Über 100 Tänzerinnen standen auf der Bühne, moderner Tanz in allen Schattierungen auf dem Programm. Die Fäden hinter den Kulissen zog wie immer Sigrid Ringeisen. Der Bühnenzauber, der der engagierten Tanzpädagogin und ihrem Ensemble gelang, war einzigartig.

Veronika Zakon (links) und Anne Schleicher führten durchs Programm.Anne Schleicher (K12) und Veronika Zakon (Ehemalige) moderierten den Großen Tanzabend der Dr.-Johanna-Decker-Schulen und führten auf bezaubernde und witzige Weise durch 20 Jahre Jazz Dance, Modern Dance, Hip Hop, Musical Dance und Zeitgenössischen Tanz unter der Leitung und Choreographie von Sigrid Ringeisen. Die Palette war weit und reichte von Will Smiths “Wild Wild West” (6.-8. Klassen), Macy Grays “My Fondest Childhood Memories” (7./8. Klassen), Nellys “Tilt Ya Head Back” (12./13. Klassen) bis zu Manhattan Transfers “Sing You Sinners” (12./13. Klassen) und dem Hip-Hop-Beitrag zu Jagged Edges “Let’s Get Married” (8./9. Klassen). Elli Gruber (9. Klasse) setzte mit Fußball-Akrobatik zu “In the Mood” des Brian Setzer Orchestra einen flotten Akzent vor der Fußball-WM, die Tänzerinnen der 10. Klassen ließen mit “Gun” aus dem Film 15 Minutes den Atem stocken.

Hinter den Kulissen, und doch in jeder Bewegung ihrer jungen Tänzerinnen präsent: Sigrid Ringeisen, Oberstudienrätin i. K., die neben ihren Hauptfächern Sport und Französisch die Tanzgruppen an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen seit 1986 leitet. Ihre tänzerische Ausbildung absolvierte sie am Institut Jacques Dalcroze in Genf sowie in regelmäßigen Fortbildungsver­anstaltungen in Würzburg, Regensburg und vor allem an der Münchener Iwanson-Schule, einer renommierten Schule für zeitgenössischen Tanz. Seit mittlerweile 20 Jahren unterrichtet sie im Wahlfach Tanz Mädchen und junge Frauen zwischen 11 und 21.

Die Geschichte, die sie dabei geschrieben hat, ist eine Erfolgsgeschichte: Von 1989 bis 1998 nahm Sigrid Ringeisen mit ihren Tänzerinnen an Schulwettbewerben teil; auf Bezirksebene erzielten ihre Gruppen immer einen 1. oder 2. Platz, auf Landesebene 4. oder 5. Plätze. Im Jahr 1997 ertanzten sich die Mädchen im Bereich Künstlerischer Tanz mit dem Titel „Shambala“ von den Beastie Boys den 3. Bayerischen Meister. Immer wieder arbeiteten sie bei kulturellen Veranstaltungen mit Profis zusammen, etwa bei „Tausend“, der Multimedia-Zeitrevue in der alten Modellschreinerei der Luitpoldhütte, oder beim Erik-Satie-Abend im Rahmen der Konzertreihe der Stadt Amberg.

Im Lauf der 20 Jahre waren Ringeisens Tänzerinnen beinahe überall: In München tanzten sie zur 200-Jahr-Feier des Englischen Gartens, das Bayerische Fernsehen berichtete über sie in der Sportsendung „Auf die Plätze“, sie bereicherten die Landesgartenschauen in Ingolstadt, Amberg und Neumarkt, begeisterten beim Volleyballspiel der Nationalmannschaften Deutschland gegen Tschechien und ernteten beim Olympiatag 1999 in der Donau-Arena Regensburg rauschenden Beifall von 4.000 Zuschauern. Aus dem Kulturleben der Region sind sie ohnehin nicht wegzudenken: Beim Abend des Amberger Schulsports, den Sportlerehrungen der Stadt und des Landkreises, den Benefizveranstaltungen des Lions Clubs fehlen sie ebenso wenig wie bei den Schulfesten, Schulkonzerten und Abiturfeiern ihrer Schule. Besonders intensiv ist die Zusammenarbeit mit dem Schultheater: Hier stehen die beiden darstellenden Künste in einem ständigen, fruchtbaren Dialog.

Die Ehemaligen hatten eine Überraschung für ihre Tanzlehrerin Sigrid Ringeisen (rechts) parat.Wie routiniert und professionell die Truppe mittlerweile ist, wurde beim Großen Tanzabend im Stadttheater ganz besonders deutlich bei den Nummern, die dem Publikum schier den Atem nahmen: Die preisgekrönte Choreographie zu “Shambala” der Beastie Boys etwa verlor nichts an Faszination dadurch, dass der Wettbewerbsbeitrag von 1997 nicht live getanzt, sondern über Beamer auf der Leinwand eingespielt wurde – so exakt und kraftvoll jede Bewegung der Schülerinnen, so ausdrucksstark die Choreographie. Die Tänzerinnen der 10.-13. Klassen zeigten ihre Perfektion mit Michael Jacksons “In the Closet” direkt auf der Bühne und tanzten die schwierige Nummer hochkonzentriert und professionell.

Zwei besonders aktive Ehemalige: Anna Landstorfer (links) und Dorothee JanssenDoch Tanz ist mehr als Technik und Perfektion. Tanz ist die Poesie des Körpers, ist Ausdruck in vollkommener Form. Dass Sigrid Ringeisen ihren Schülerinnen auch das zu vermitteln versteht, zeigte der Abend immer wieder: Die Power, die die Tänzerinnen der 7.-10. Klassen in ihrem Cheerleadertanz zu “Don’t Go There” aus dem Film Dangerous Minds verkörperten, die lässige Eleganz, die schon die Jüngsten im Musical Dance zu “One” aus A Chorus Line auszudrücken verstanden, beeindruckten. Die Tänzerinnen der 8./9. Klassen erreichten mit ihrer Choreographie zu “Finale” aus dem Musical Tanz der Vampire, die zahlreiche Spiegeleffekte enthielt, eine tiefe Irritation, die ungemein fesselte. Die poetischsten Bilder fanden die 10. und 13. Klassen in ihrem zeitgenössischen Tanz zu “Wagakokoro No Renaissance” der japanischen Pianistin Aki Takase: Der stillste Moment des Abends, der berührte und sprachlos machte.

Christa Schmidt - unvergessliche StimmeVon der ersten Bewegung an klingt beim Publikum die Frage nach der Bühnenzauberin hinter den Kulissen unüberhörbar mit: Wie kann man das lehren – Ausdruck, Faszination, ein Publikum derart fesseln und irritieren? Eine Antwort versuchten die ehemaligen Tänzerinnen, die sich eigens für diesen Anlass zu zwei intensiven Probenwochenenden getroffen und in Eigenregie zwei Beiträge einstudiert haben. Anna Landstorfer, Abiturientin des Jahres 2002, heute Studentin in Erlangen, probte mit den Ehemaligen einen zeitgenössischen Tanz nach einem Gedicht von Ernst Jandl zu Waldecks “Northern Lights”. Dorothee Janssen, Abitur 1997, heute Mitarbeiterin am Münchner Goethe-Institut und nach einer Ausbildung an der Iwanson-Schule selbst professionelle Tanzpädagogin, erarbeitete einen Hip-Hop-Beitrag zu Missy Elliotts “Pass that Dutch” nach einer eigenen Choreographie. Aus den Jahrgängen 1990 bis 2005 setzten sich die tanzenden Ehemaligen zusammen; allein die Tatsache, dass sie zu Sigrid Ringeisens Jubiläum aus allen Ecken der Republik nach Amberg gekommen sind, zeigt ihre Faszination: „Für uns war Tanzen nicht einfach Bewegung zu Musik. Für uns war Tanzen eine blonde Frau, bei der sich ein Lächeln im Gesicht anknipste, wenn die Musik zu laufen begann. Für uns war Tanzen Ihr unvergleichliches Engagement und Ihre Begeisterungsfähigkeit.“ Wahrscheinlich funktioniert Lehren genau so: zeigen, was man liebt. Und über alles lieben, was man zeigt.

von links: Helene Müller, Stefanie Schaller, Maria Müller - Gesang auf höchstem NiveauDie gleiche Faszination war es wohl auch, die vier unvergessliche Stimmen für diesen Abend an ihre alte Schule zurückgeführt hat: Christa Schmidt (Abitur 1995), Stefanie Schaller (Abitur 2004), Helene und Maria Müller (Abitur 2004/05) ergänzten das Programm mit Gesang auf höchstem Niveau: Christa Schmidt mit “Bye Bye Baby” von The Commitments, am Klavier begleitet von Gerhard Schmidt; Stefanie Schaller, Helene und Maria Müller mit James Taylors “You’ve Got a Friend” und Des’ree and Tim Atacks “I’m Kissing You”. Besonders erwähnenswert dabei der atemlose Dauereinsatz von Stefanie Schaller, die tanzend und singend in jedem Bereich Höchstleistungen brachte und den Feuereifer spiegelte, mit dem alle bei der Sache waren.

Über 100 Tänzerinnen der Klassen 6 bis 13 setzten mit “We’re Gonna Party” der legendären Weather Girls einen glanzvollen Schlusspunkt unter einen unvergesslichen Abend. Als der letzte Applaus verstummt war, feierten Schülerinnen und Ehemalige im Casino-Saal begeistert weiter bis weit nach Mitternacht. Und der Tanz an den Dr.-Johanna-Decker-Schulen machte fast unbemerkt den ersten Schritt in sein 21. Jahr. „‚Jeder Schritt ist gefährlich‘, pflegte ein Tanzlehrer zu sagen. ‚Es könnte der Anfang von einem neuen Tanz sein‘“, schrieb der Schriftsteller Stanislaw Jerzy Lec. Wenn es ein Schritt von Sigrid Ringeisen ist, kann man sich darauf nur freuen.



Amberger Zeitung vom 2. Juni 2006
(dort gekürzt)

Sowohl für clevere Ideen als auch für die engagierte fachmännische Unterstützung bei deren Umsetzung an Frisuren und Gesichtern sind die Tänzerinnen Sigi und Irmi Renner sehr dankbar.

Mehr Bilder gibt es zu sehen auf www.djd-theatanz.de
Mehr Informationen über die ehemaligen Tänzerinnen und die Ehemaligenarbeit der DJDS gibt es zu lesen auf www.djd-netzwerk.de


Bilder:
Christa Schmidt (5)
Bernhard Plank (1)
djd (1)